Jetzt wartet er darauf, sich im Flüchtlingszentrum als Asylbewerber registrieren zu lassen. Ich habe furchtbar gelitten, doch nun habe ich endlich diese geweihte spanische Erde erreicht, sagt der 21-Jährige, der nach der Flucht aus der Heimat mehrere Jahre auf der Straße lebte. Doch Camaras weiteres Schicksal ist ungewiss: die spanische Regierung verhandelte am Donnerstag bereits mit der malischen Regierung über eine Rückführung der Flüchtlinge aus dem bitterarmen Sahelstaat.
Von einer drohenden Rückführung in sein Heimatland will Camara an diesem Morgen nichts wissen. Sichtlich müde aber überglücklich steht er inmitten seiner Schicksalsgenossen und erzählt seine abenteuerliche Geschichte. Vor drei Jahren hat der ehemalige Profifußballer seine Familie verlassen, die in einem Vorort 20 Kilometer nördlich der malischen Hauptstadt Bamako lebt. Ich habe geweint, als ich meine Eltern zurücklassen musste. Doch ich konnte dieses Elend, die Arbeitslosigkeit und die Krankheiten nicht mehr ertragen, sagt der junge Mann. Ich wollte nach Europa, koste es, was es wolle.
Odyssee liegt hinter ihm
Wie viele Nächte er unter freiem Himmel verbracht hat, kann er nicht mehr sagen. Er habe oft gehungert und sich von Unkraut und Müll ernähren müssen, erzählt der junge Mann, dem die Erinnerung nun doch die Tränen in die Augen treibt. In der Wüste bin ich zum Tier geworden. Erst hier in Melilla habe ich meine menschliche Würde wiedererlangt.
Mehrfache Angriffe
Am Samstag habe er dann endlich Nador erreicht, die auf marokkanischem Territorium liegenden Nachbarstadt Melillas. Nach drei Jahren Reise habe ich es gleich beim ersten Versuch geschafft rüberzukommen. Das ist doch ein Rekord, oder? sagt Camara lächelnd. Jetzt will er vor allem seinen Bruder sprechen: Wissen Sie, ob es hier ein Telefon gibt? fragt er noch, bevor er zur Behandlung seiner am Stacheldrahtzaun verletzten Hand im Zelt des spanischen Roten Kreuzes verschwindet – in eine ungewisse Zukunft.
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