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"Meister 2012 kommt aus Vorarlberg"

Roland Frühstück hat alle Hände voll zu tun, um seine Mannschaft aus der Krise zu führen.
Roland Frühstück hat alle Hände voll zu tun, um seine Mannschaft aus der Krise zu führen. ©VOL.AT/ Hartinger
Bregenz will heute gegen Zweiten Krems Trendumkehr einläuten, Tabellenführer ALPLA HC Hard in der vierten Runde des Meister-Play-off in Linz Gast. Bregenz-Trainer Frühstück vorab im Interview.
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Bregenz-Trainer Roland Frühstück glaubt auch in der Krise fest an seine Mannschaft. Bereits heute (20.20 Uhr) gegen den Zweiten Krems soll der erste Play-off-Sieg die Trendumkehr einläuten. Indes ist Tabellenführer ALPLA HC Hard heute in der vierten Runde des Meister-Play-off in Linz Gast.

Roland, du hast deine erste Woche als Bregenz-Trainer hinter dir. Welche Erkenntnisse hat es gebracht?

Roland Frühstück: Ich war ja praktisch die letzten 20 Jahre nah an der Mannschaft, immer wieder auch hauptverantwortlich. So gesehen ist es keine neue Situation für mich. Schade ist natürlich, dass wir in Innsbruck noch nicht mehr zeigen konnten. Wir haben aber in dieser Woche gut gearbeitet und intensive Gespräche geführt. Gegen Krems sollten wir uns heute schon besser präsentieren. Allerdings hängt das noch vom zur Verfügung stehenden Kader ab. Klopcic fehlt sicher noch, Philipp Günther auch, Arnaudovski ist noch nicht voll fit, ein paar andere ebenfalls angeschlagen. Toll ist, dass die Mannschaft motiviert ist und die positive Last tragen will.

Wie geht’s dir persönlich – die Doppelbelastung Politik und Sport ist sicher fordernd?

Frühstück: Das ist gut organisiert. Natürlich habe ich am Samstag und Sonntag je vier Stunden im Landtagsbüro gearbeitet, aber das geht schon. Wir haben die Aufgaben im Verein gut aufgeteilt, ich bin drei- bis viermal beim Training, den Rest machen Max Rinnerthaler und Miki Radojicic.

Sportlich läuft derzeit wenig rund. Woran liegt es aus deiner Sicht?

Frühstück: Das sind verschiedene Bausteine, die da wirken. Zu den blöden Sachen bezüglich Verletzungen hat auch zum Teil die Motivation gefehlt. Die Verantwortung muss wieder auf mehreren Schultern lasten. Es braucht mehr Geduld bei der Vorbereitung des Wurfes, wir müssen mehr auf die Nahtstellen gehen.

Ist eine Trendumkehr zu erwarten. Anders gefragt, geht sich das Halbfinale in der Handball-Liga Austria (HLA) noch aus?

Frühstück: Das wäre traurig, wenn wir nicht daran glauben würden. Dann hätten wir diesen Schritt mit dem Trainerwechsel nicht machen müssen. Nun gilt es, sich gut zu präsentieren und die direkten Spiele zu gewinnen. Und natürlich hoffen wir, dass Hard heute in Linz keinen Umfaller hat. Wenn wir ins Halbfinale kommen, ist wieder alles drin. Wir haben viele Jahre die Nachteile des HLA-Modus gehabt, jetzt ist er vielleicht einmal von Vorteil. Bisher ist Bregenz auf einer in Österreich einzigartigen Erfolgswelle gesurft.

Wie geht man intern im Verein mit der jetzigen Situation um?

Frühstück: Jeder hat natürlich lieber Erfolg, keine Frage. Es sind aber lauter gescheite und vernünftige Leute im Umfeld. Wir haben auch gesagt, dass wir dieses Jahr nicht Meister werden müssen, Platz sechs war aber auch nicht geplant. Es gibt also einen vernünftigen Umgang mit der Krise und es werden Maßnahmen geplant. Natürlich tut es im Moment weh, das muss man aber auch einmal durchleben. Zum Glück haben wir aufgrund der großen Erfolge ein kleines Polster und nicht den Druck wie andere Teams.

Du sprichst von Maßnahmen. Wie sehen die konkret aus?

Frühstück: Das betrifft natürlich die künftige Mannschaft und den Trainer. Mit Draško Mrvaljevic von Göppingen haben wir einen ersten Schritt getan und einen starken Mitte-Spieler verpflichtet.

Inwieweit tragen die Budgeteinbußen der letzten Jahre Schuld am Verlust der unumstrittenen Führungsrolle in der HLA?

Frühstück: Man kann auch mit guten Verhältnissen, die wir zweifelsohne haben, erfolgreich sein. Diesem Anspruch hinken wir derzeit hinterher. Sicher ist es besser, wenn die finanzielle Situation noch besser ist. Das sieht man bei Hard, die haben sich in dieser Saison gut verstärkt und sind für mich deshalb auch der Favorit für die Meisterschaft. Sie haben den breitesten Kader und sind am schwierigsten auszurechnen.

Wie fallen die Reaktionen der anderen Klubs aus – Mitleid oder Häme?

Frühstück: Bis jetzt ist das recht angenehm. Wenn, dann hört man es sowieso nur hintenherum. Da habe ich mir aber angewöhnt, nichts zu hören. Und von vorne traut sich derzeit noch keiner. Man genießt den Erfolg, dann muss man auch den Misserfolg ertragen.

Gesetzt den Fall, ihr scheitert im Play-off, was dann?

Frühstück: Da zerbreche ich mir nicht den Kopf, weil wir dabei sein werden. Wenn es aber soweit kommen sollte, werden wir dranbleiben. Und natürlich noch motivierter in die Vorbereitung der neuen Saison gehen.

Was sind deine Erwartungen für das heutige Spiel?

Frühstück: Zunächst einmal, dass viele Leute in die Halle kommen. Außerdem, dass wir personell mit einer vernünftigen Mannschaft antreten können. Krems ist ein tolles Team, aber sie werden heute verlieren.

Zur personellen Situation für die kommende Saison. Ist Ersatz für den scheidenden Trainer Martin Liptak in Sicht?

Frühstück: Da sind wir in guten Gesprächen mit zwei, drei Kandidaten. Mit Markus Baur hat uns leider ein Wunschkandidat abgesagt. Derzeit ist alles möglich, von Island über Deutschland und Kroatien. In jedem Fall einer, der sprachlich keine Schwierigkeiten bei uns hat. Viktor Szilagyi hätte als Spielertrainer kommen sollen, er hat aber abgesagt.

Kommt dennoch ein Spielertrainer? Wenn ja, wer übernimmt dann das Coaching während der Partie?

Frühstück: Derzeit sieht es nicht nach Spielertrainer aus. Sollte es dennoch klappen, ist sicher, dass ich das Coaching nicht machen werde. Auf dem Spielersektor sollen insgesamt zwei Neue kommen.

Einer wurde bereits verpflichtet, auf welcher Position wird noch gesucht?

Frühstück: Wir werden wohl auf der halblinken Position jemanden verpflichten. Es ist aber noch zu früh, wir sind am Sichten einiger Spieler.

Wer wird nächstes Jahr nicht mehr dabei sein? Banic, Arnaudovski, Wagesreiter und auch Watzl haben noch keinen neuen Vertrag.

Frühstück: Banic wird nicht mehr verlängert, Arnaudovski ebenso. Neben Neuzugang Mrvaljevic wird mein Sohn Lukas zweiter Spielmacher, aber Gernot Watzl kann man auch auf anderen Positionen brauchen. Da sind wir am Reden. Wagesreiter hat einige Angebote von anderen Teams, aber auch wir sind mit ihm im Gespräch.

Abschlussfrage: Wer wird 2012 HLA-Meister?

Frühstück: Das ist eine schwere Frage. Ich muss schon noch an uns glauben. Darum probiere ich es so, es wird ein Vorarlberger Verein.

(NEUE; Das Interview führte: Christian Höpperger)

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