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Manchester-Explosion: Mindestens 23 Tote bei Anschlag, Attentäter war Salman Abedi

Anschlag vermutet - Krisensitzung der Regierung geplant
Anschlag vermutet - Krisensitzung der Regierung geplant ©AP
Die britische Polizei hat nach eigenen Angaben den Attentäter von Manchester identifiziert. Es soll sich um den 22 Jahre alten Salman Abedi handeln, wie Chefermittler Ian Hopkins am Dienstagabend in Manchester sagte. Geprüft werde, ob er allein gehandelt habe oder zu einem Netzwerk gehörte. Hopkins wollte vorerst keine weiteren Angaben zu Abadi machen.
Großeinsatz in Manchester
Trauer und Fassungslosigkeit in Manchester
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Nach Angaben der Zeitung “Telegraph” wurde der Mann 1994 in Manchester geboren, als zweites von vier Kindern. Seine Eltern sollen Flüchtlinge aus Libyen sein. Der mutmaßlich islamistische Selbstmordattentäter hatte am Montagabend im Eingang einer Konzerthalle der nordenglischen Stadt eine Bombe gezündet. Er riss mindestens 22 Menschen mit in den Tod, 59 Personen wurden verletzt. Unter den Opfern sind zahlreiche Kinder und Jugendliche.

Premierministerin Theresa May bestätigte nach einer Krisensitzung der Regierung, dass es sich bei dem nächtlichen Anschlag um einen Terrorangriff gehandelt hat. Die Polizei kenne vermutlich die Identität des Attentäters. Es sei noch nicht klar, ob er allein oder als Teil eines Netzwerks agiert habe, so May. Viele der 59 Verletzten schweben laut May noch in Lebensgefahr.

Der Attentäter wollte “das größtmögliche Blutbad”

Der Attentäter wollte “das größtmögliche Blutbad” anrichten, sagte May. Der Angreifer habe mit “kaltem Kalkül” auf Kinder gezielt. May sagte, vor Großbritannien lägen nun schwierige Tage. Das ganze Land halte zu den Menschen in Manchester und gedenke der Toten und Verletzten. “Unsere Werte, unser Lebensstil werden immer gewinnen.”

Die Polizei geht davon aus, dass der Täter seine Bombe allein gezündet hat. Jetzt gelte es herauszufinden, ob er Teil eines Netzwerks war, sagte Ermittler Ian Hopkins. Die britische Innenministerin Amber Rudd sprach von einem “barbarischen Angriff”.

21.000 Besucher in Konzerthalle

Die Explosion ereignete sich am späten Montagabend in der Manchester Arena, einer Konzerthalle, die bis zu 21.000 Besuchern Platz bietet. Zeugen berichteten von einem Knall nach dem letzten Lied Grandes gegen 23.30 Uhr MESZ. Die BBC berichtete unter Berufung auf die Polizei, die Explosion sei im Foyer der Halle gewesen. Der Veranstalter erklärte, es sei in einem öffentlichen Raum außerhalb der eigentlichen Konzerthalle passiert.

»Press Association on Twitter Police say a number of people have died in a reported explosion at Manchester Arena https://t.co/yEYF7tVVWF«

Krankenwagen rasten zur Manchester Arena. Hubschrauber kreisten über dem Areal. Notfalldienste und Feuerwehr baten die Bevölkerung über den Kurznachrichtendienst Twitter, sie wegen des Einsatzes nur bei lebensbedrohlichen Angelegenheiten zu kontaktieren. Rund um die Halle zogen bewaffnete und maskierte Polizisten auf. Auch Sprengstoffspezialisten waren im Einsatz.

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Der unmittelbar neben der Halle liegende Bahnhof Manchester Victoria wurde gesperrt. Die Polizei forderte die Menschen via Twitter auf, sich aus der Gegend um die Halle fernzuhalten. Sie rief die Bürger zu Wachsamkeit auf.

In der Konzerthalle spielten sich nach der Explosion laut Augenzeugen dramatische Szenen ab. “Der Knall hallte durch das Foyer der Arena und die Leute fingen an zu laufen”, berichtete ein 17-Jähriger, der mit seiner zwei Jahre älteren Schwester das Konzert besucht hatte. “Ich sah, wie die Leute schreiend in eine Richtung rannten und sich plötzlich viele umdrehten und wieder in die andere Richtung liefen”, sagte der Jugendliche dem Nachrichtensender Sky News.

»Adam McClean on Twitter The explosion happened just after the concert ended. This 18-year-old witness describes the confusion as people ran. #ManchesterArena https://t.co/4Kyyd15Y44«

Augenzeugen berichteten von Menschen, die blutüberströmt auf dem Boden lagen. Dort wären auch Metallteile und Splitter gelegen. Auf Bildern waren Konzertbesucher mit Beinverletzungen zu sehen. Menschen flohen in Panik und mit Tränen in den Augen aus der Halle.

Grande war “am Boden zerstört”

Grande war angesichts der Ereignisse “am Boden zerstört”. “Aus tiefstem Herzen: Es tut mir so leid. Mir fehlen die Worte”, schrieb die 23-Jährige auf Twitter.

Kollegen wie Justin Timberlake und Christina Aguilera zeigten sich entsetzt.

In Manchester boten Anrainer den Betroffenen Unterschlupf an; bei Twitter gab es dafür den Hashtag #roominmanchester.

Unter dem Hashtag #Manchestermissing suchen Angehörige und Freunde unterdessen im Internet nach Vermissten. Vor allem Fotos von Kindern und Jugendlichen wurden bis Dienstag bei Twitter gepostet. Auch einige Stars teilten Vermisstenanzeigen, darunter die US-Sängerin Pink (37).

Unter #RoomForManchester boten Twitter-Nutzer Betroffenen einen Platz in ihren Wohnungen an. Dutzende Kinder sollen unterdessen in nahegelegenen Hotels Unterschlupf gefunden haben.

Sollte es sich um einen Terroranschlag handeln, wäre es für Großbritannien der schwerste seit 2005. Damals zündeten vier Muslime mit britischem Pass in der U-Bahn und einem Bus Sprengsätze. 56 Menschen starben, etwa 700 wurden verletzt.

IS bekennt sich zu Anschlag

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den Anschlag in Manchester für sich in Anspruch genommen. Ein “Soldat des Kalifats” habe eine Bombe in einer “Ansammlung von Kreuzfahrern” platzieren können, meldete das IS-Sprachrohr Amaq am Dienstag im Internet in Anspielung auf die historischen Kreuzzüge.

Der Angriff sei eine Rache und eine Antwort auf die Angriffe gegen Muslime. Er diene dazu, “die Ungläubigen” zu terrorisieren. Zudem wurde mit weiteren Anschlägen gedroht. Zuvor hatte Großbritanniens Premierministerin Theresa May erklärt, es gebe keine Zweifel daran, dass der Anschlag ein Terrorangriff war.

Am Montagabend hatte ein Mann nach einem Konzert von US-Sängerin Ariana Grande einen Sprengsatz gezündet und 22 Menschen mit in den Tod gerissen. Am Dienstag nahm die Polizei in Manchester einen 23-Jährigen im Zusammenhang mit dem Anschlag fest. In welcher Verbindung er zu dem Attentäter steht, war zunächst nicht bekannt. Auch zur Identität des Täters und des Festgenommenen äußerte die Polizei sich zunächst nicht.

Im März hatte ein Attentäter ein Auto absichtlich in Fußgänger auf einer Brücke im Zentrum Londons gesteuert und anschließend einen Polizisten erstochen. Von den Opfern auf der Brücke erlagen vier ihren Verletzungen.

Poltiker weltweit betroffen

Die Explosion bei dem Ariana-Grande-Konzert löste weltweit Betroffenheit aus. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sprach von “großer Trauer und tiefem Schock” und von einem “brutalen Anschlag”. “Es bricht mir das Herz, wenn ich daran denke, dass einmal mehr der Terrorismus die Furcht dorthin gebracht hat, wo Freude herrschen sollte und Spaltung sät, wo junge Menschen und Familien zum Feiern zusammenkommen”.

Auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel äußerte sich erschüttert. “Mit Trauer und Entsetzen verfolge ich die Berichte aus Manchester”, erklärte Merkel am Dienstag. “Es ist unbegreiflich, dass jemand ein fröhliches Popkonzert ausnutzt, um so vielen Menschen den Tod zu bringen oder ihnen schwere Verletzungen zuzufügen”. Den Menschen in Großbritannien versicherte sie: “Deutschland steht an Ihrer Seite.”

Seine Gedanken seien bei den Getöteten und Verletzten, sagte US-Präsident Donald Trump bei seinem Besuch in Bethlehem. “So viele junge Menschen sind von bösartigen Verlierern ermordet worden”, sagte Trump. “Ich werde sie nicht “Monster” nennen, denn das würden sie mögen, diesen Namen würden sie mögen. Ich werde sie von jetzt an “Verlierer” nennen, denn das ist es, was sie sind.”

Die Gesellschaft könne keine Unterstützung bieten für Terrorismus und für Blutvergießen, sagte Trump. Manchester sei eine Attacke gegen so viele unschuldige Kinder gewesen. Die Unterstützung des Terrors müsse ausgerottet werden. “Diese kranke Ideologie muss verschwinden”, sagte Trump.

Auch österreichische Politiker reagierten erschüttert. “Entsetzliche Nachrichten aus Manchester”, schrieb Bundespräsident Alexander Van der Bellen auf Twitter.

Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) postete auf Facebook: “Die Nachrichten aus Manchester sind furchtbar und erschütternd.”

Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) erklärte: “Meine Gedanken sind bei den Familien und Freunden der Opfer.

Geschockt reagiert hat auch der Fußballclub Manchester United. “Wir sind von den schrecklichen Ereignissen der letzten Nacht in der Manchester Arena sehr erschüttert. Unsere Gedanken und Gebete gehen an alle Betroffenen”, twitterte der Finalist vor dem Finale der Fußball-Europa-League. Im Endspiel trifft ManU am Mittwoch in Solna bei Stockholm auf Ajax Amsterdam.

Zuvor hatte auch Lokalrivale Manchester City via Twitter sein Beileid bekundet. “Es erfüllt uns mit großer Traurigkeit, dass wir von den schrecklichen Ereignissen in der Arena hören müssen. Unsere Herzen gehen zu allen Betroffenen und zu den Notdiensten unserer Stadt”, hieß es im Twitter-Feed.

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