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Mehr zahlen oder gehen: BAWAG droht 20.000 Kunden mit Kündigung ihrer Konten

Die BAWAG legte 20.000 Kunden einen Kontowechsel nahe
Die BAWAG legte 20.000 Kunden einen Kontowechsel nahe ©APA
Rund 20.000 Kunden der BAWAG mit billigen Girokonten haben laut einem Bericht der Tageszeitung "Kurier" einen Brief erhalten, in dem ihnen nahegelegt wurde, auf ein neues - und zugleich wesentlich teureres -  Kontomodell umzusteigen. 

Die Alternative dazu wäre eine Kündigung des Kontos seitens der Bank mit Ende Jänner 2017.

BAWAG droht mit Konto-Kündigung

Die Bank nenne dies “Sortimentsbereinigung der alten Kontomodelle, die nicht mehr im Angebot sind”. In Mails und Anrufen bei der Zeitung empörten sich indes die Kunden, von “Ungeheuerlichkeit bis extrem kundenfeindliche Vorgangsweise” ist dort die Rede. Für besonderen Unmut sorge die Tatsache, dass Bankomatabhebungen bei den zwei kostengünstigeren neuen Kontopaketen nicht mehr gratis seien: Bei der KontoBox small, die 4,90 Euro im Monat kostet, sei überhaupt nur eine Abhebung im Monat gratis, bei der KontoBox Medium seien es fünf. Wer öfter abhebe, zahle 0,39 Euro pro Transaktion.

“Sortimentsbereinigung der alten Kontomodelle”

Bei der Arbeiterkammer häuften sich Beschwerden, heißt es in dem Bericht. “Die BAWAG ist bei der Beschwerdestatistik inzwischen unter den Banken an oberster Stelle”, wird der Experte Christian Prantner zitiert. Rechtlich sei das Vorgehen bei den Konten gedeckt. Trotzdem appellieren die Konsumentenschützer an die vornehmlich den US-Fonds Cerberus und Golden Tree gehörende österreichische Bank, den Umstieg wie bei der letzten Umstellung 2009 optional anzubieten.

Gebühren schon seit Februar 2016

Die heiße Polit-Debatte rund um Bankomatgebühren vom heurigen Frühjahr hat die BAWAG relativ kalt gelassen, und viele ihrer Kunden damals offenbar auch. Denn die BAWAG führt bereits seit 4. Februar 2016 Konten bzw. Kontopakete, bei denen die Bankkunden ab zwei beziehungsweise sechs Automaten-Transaktionen im Monat 39 Cent berappen. Sei das nun das Geldabheben oder sonstige Automatennutzungen. Als “Transaktion” gelten demnach nicht nur Bargeldbehebungen von Geldausgabeautomaten, sondern etwa auch am Bankautomaten in Selbstbedienungszonen erledigte Zahlungsanweisungen und Einzahlungen aufs eigene Konto, wie aus den Kontounterlagen hervorgeht.

Größeren Ärger hat das Thema in der Bank gerade jetzt in diesen Wochen bei Kunden ausgelöst, die alte billige Konten bei der BAWAG P.S.K. unterhalten und die von ihrer Bank nun zum Umstieg gedrängt werden. Eine Banksprecherin sagte heute, dass die auf das Nutzerverhalten abgestellten Konditionen in den “Konto-Boxen” seit dem heurigen Februar gelten. Die Bank hielt heute zudem fest, dass die Kontoinhaber von in Kontomodellen enthaltenen Entgelten für Automatentransaktionen Kenntnis hätten. Sie seien durch Unterschrift unter die Kontoverträge auch akzeptiert worden. Das billigste Paket (“Kontobox Small”) erlaubt beispielsweise nur eine Automatentransaktion im Monat, ohne dass dafür die Zusatzgebühr verrechnet wird.

Produktwechsel wurde angeboten

Bei der “Kontobox Medium” sind fünf Transaktionen pro Monat erfasst bzw. frei, jede weitere kostet 39 Cent. Bei der “Kontobox Large”, wo die Kontoführung mit 9,90 Euro im Monat doppelt so viel kostet wie für das kleinste Kontopaket, sind alle Transaktionen und damit auch alle Bankomatabhebungen inkludiert. Zu den jüngst ergangenen Schreiben an Bankkunden hielt die BAWAG heute fest, dass Inhaber von Gehalts-, Pensions- und Privatkonten, die aktuell nicht mehr im Angebot seien, ein Produktwechsel angeboten wurde. Den angeschriebenen Kunden würde zunächst das kleinste Kontomodell angeboten (Kontobox Small), da hier das Kontoführungsentgelt am ehesten dem alten Kontomodell entspreche, schrieb die BAWAG in einer Stellungnahme heute. Entspreche das Konto nicht den Kundenbedürfnissen, würden andere Modelle angeboten. Der Kundenkreis sei sehr heterogen, er reiche von Wenignutzern bis zu Vielnutzern. Die Kontobox Small entspricht laut BAWAG eher einem Konto mit Einzelverrechnung.

BAWAG stellt Einführung von “Bankomatgebühr” in Abrede

Die BAWAG hat am Donnerstagabend in einer Aussendung erneut in Abrede gestellt, eine “Bankomatgebühr” durch die Hintertür einzuführen. Wobei sich die Bank vor allem am Begriff Bankomatgebühr stößt.”Wir führen keine Bankomatgebühr ein. Wir haben circa einem Prozent unserer Kunden angeboten, auf ein günstiges, aktuelles und sehr transparentes Kontomodell umzusteigen”, so eine Banksprecherin. Bei “Bankomatgebühren” handle es sich um Gebühren für Bargeldbehebungen. “Diese Gebühren sind keine Entgelte der kontoführenden Bank, sondern Gebühren des Geldautomatenbetreibers. Wir führen keine derartigen Bankomatgebühren ein und haben dies auch nicht in der Vergangenheit getan,” hielt die Bank fest.

Verschiedene Kontobox-Modelle werden angeboten

In den seit 4. Februar gültigen Konditionen für die nun in Diskussion geratenen Kontoboxen der BAWAG werden Automatentransaktionen folgendermaßen definiert: “Nutzung von Automaten für Scan von Zahlungsanweisungen und Bareinzahlungen auf das eigene Konto sowie Barauszahlungen am Geldautomaten (in der BAWAG P.S.K. Selbstbedienungszone und an Geldautomaten in der EU in EUR).”

Die rund 20.000 angeschriebenen BAWAG-Kunden mit billigen alten Konten bekamen verschiedene Kontobox-Modelle angeboten – wenn sie das nicht wollen, werden sie gekündigt.

BAWAG erklärt neue Modelle in Aussendung

Beim kleinsten Kontomodell, das 4,90 Euro pro Monat kostet, ist nur eine Transaktion im Monat gratis, jede weitere Automatentransaktion – u. a. Geldabheben – kommt auf 39 Cent. “Dieses Konto ist damit für alle Kunden geeignet, die nur eine Automatentransaktion pro Monat tätigen. Das trifft auf über 35 Prozent unserer Kunden zu”, so die BAWAG in einer Aussendung.

Die Arbeiterkammer kritisiert, dass die BAWAG ihre Kunden in teurere Konten drängt, sieht aber in dem Vorgehen keine Bankomatgebühr durch die Hintertür, wie ein Kammerexperte im ORF-Abendjournal sagte. Wenn man von 280 Buchungen im Jahr ausgeht, kam das alte günstige BAWAG-Konto auf 88 Euro jährlich, beim neuen günstigsten Konto sind es laut AK-Rechnung knapp 150 Euro.

(APA/Red.)

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