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Mehr als 700 Leichen exhumiert

Bosnische Gerichtsmediziner haben die Überreste von mehr als 700 Menschen aus dem bisher größten bekannten Massengrab aus der Zeit des Srebrenica-Massakers exhumiert.

In dem Massengrab nahe dem Dorf Kamenica seien seit Beginn der Grabungen im Juni 89 komplette und 644 unvollständige Leichen gefunden worden, sagte der bosnische Ermittler Muhamed Mustafic am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP.

Das Grab sei erst zu zwei Dritteln freigelegt worden. Mustafic ging davon aus, dass sich die Zahl der verscharrten Leichen auf insgesamt 1000 belaufen könnte. Unter den Toten seien Frauen und Kinder. Es handle sich wahrscheinlich um Opfer des Massakers an bosnischen Moslems in Srebrenica im Jahr 1995.

Bisher galt ein Grab in der Ortschaft Crni Vrh mit 629 Leichen als größtes Srebrenica-Massengrab. Bei Kamenica handelt es sich nach Einschätzung der Experten um ein so genanntes sekundäres Massengrab: Das heißt, die Opfer waren zuvor anderswo vergraben, wurden dann aber von bosnischen Serben hier verscharrt, um die Spuren des Massakers zu verwischen.

Das Srebrenica-Massaker während des Bosnienkriegs (1992-1995) gilt als schlimmstes Kriegsverbrechen in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Srebrenica war im April 1993 zur UNO-Schutzzone erklärt worden. Am 11. Juli 1995 fiel das Gebiet jedoch in die Hände der bosnisch-serbischen Truppen. Sie trennten unter Duldung niederländischer Blauhelmsoldaten die Männer im kampffähigen Alter und zahlreiche Burschen vom Rest der Bevölkerung. Die rund 8000 Männer und Heranwachsenden wurden binnen weniger Tage umgebracht. Inzwischen sind rund 6000 der verscharrten Opfer exhumiert worden. Rund 2500 wurden mit DNA-Tests identifiziert, viele von ihnen auf dem Gedenkfriedhof Potocari bei Srebrenica begraben.

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