APA: Marcel Hirscher hat das Große Verdienstzeichen der Republik überreicht bekommen, das etwa schon Hermann Maier, Karl Schranz oder Annemarie Moser-Pröll verliehen worden ist. Was sagt das über die Relevanz des Skisports in Österreich aus, was bedeutet das letztlich auch für den ÖSV?
Mario Reiter: “Es ist letzten Endes auch seitens der hohen Politik eine Bestätigung, welchen großen Stellenwert der Sport hat, auch wenn es in der Umsetzung dann oft schwieriger ist. Wenn wir da zwar in großen Abständen, aber doch mit einer gewissen Regelmäßigkeit einen Athleten haben, der für eine solche Ehrung infrage kommt, ist das auch für den Skiverband eine ganz hohe Auszeichnung.”
APA: Kann man das zumindest mittelfristig als Bestätigung des Weges sehen oder eher als Arbeitsauftrag, damit vielleicht in zehn Jahren einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin von Marcel Hirscher die gleiche Ehre zuteilwird?
Reiter: “Solche außergewöhnlichen Sportler mit solch außergewöhnlichem Erfolgspotenzial kann man nicht planen und über Strukturen produzieren, sondern die kommen. Da ist es dann entscheidend, dass man sie findet, dass man sie begleitet und dass man ihnen entsprechend Hilfeleistung stellt. Aber letzten Endes wird so etwas immer auch von anderen Faktoren abhängig sein als nur von der Nachwuchs- und strukturellen Arbeit des Verbandes.”
APA: Was steckt abseits von seinem riesigen Erfolg hinter der enormen Popularität von Hirscher? Warum kommt er offensichtlich so gut an?
Reiter: “Er ist ein absolut selbstbestimmter Mensch, der mit diesen Jahren, mit diesen Erfolgen im gleichen Zug auch in seiner persönlichen Entwicklung gewachsen ist. Es stellt ihn ganz, ganz weit über viele andere Sportler, dass diese Entwicklung nicht nur, so wie er es gerne herausstreicht, im Materialsektor, in seiner körperlichen Entwicklung und skitechnisch stattfindet, sondern dass eben auch seine Persönlichkeit mithält. Er ist außerdem ein äußerst angenehmes Gegenüber, sehr, sehr intelligent und weiß ganz genau, was er tut.”
APA: Und worin besteht sportlich sein Erfolgsgeheimnis?
Reiter: “Er beschäftigt sich mit vielen Dingen selbst, die andere abgeben. Er weiß ganz genau, was er abgibt und nicht selbst zu machen hat, was ihm Energie raubt und Energie gibt. Ich glaube, diese vielleicht auch natürliche Intelligenz hilft ihm wahnsinnig weiter und macht ihn zu dem, was er heute ist. Er entscheidet viele Dinge nicht nur aus dem Bauch, sondern wohlüberlegt und richtig.”
APA: Was kann er in seiner Karriere noch erreichen?
Reiter: “Ich weiß nicht, was für ihn wirklich wichtig ist. Man kann leicht von außen hineinprojizieren, dass logischerweise Olympia-Gold für die Vollendung dieser Karriere fehlt. Und nichts liegt näher, als dass er mit dem sechsten Sieg der alleinige Gesamtweltcup-Rekordhalter werden kann und vielleicht auch möchte. Ich weiß aber nicht, welche Prioritäten jetzt diese einzelnen Zahlen und Nummer für ihn haben.”
APA: Was könnte darüber hinaus eine Motivation sein?
Reiter: “Ich glaube, dass er sehr wohl so ausgerichtet ist, dass er einfach so ehrgeizig ist, dass er noch besser werden will. Es ist sehr auffällig, dass er, wenn er einen Gegner hat, der im Moment besser ist, einfach nicht locker lässt. Das war der Ligety einige Zeit, der Kristoffersen heuer. Das tust du nicht, weil du Gesamtweltcup-Sieger werden willst, sondern das tust du, weil du diesen Gegner letzten Endes wieder in die Schranken weisen willst. Ich glaube, so lange er diesen Antrieb hat, wird er uns weiter solche Erfolge liefern.”
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