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Mario Adorf wird 75

Als ausgebuffter Gauner und gnadenloser Mafioso hat er Karriere gemacht: Für spannende Italo-Western und Krimis, aber auch unterhaltsame Komödien stand Mario Adorf in fast 200 Filmen vor der Kamera.

Dabei kann er in seinen Charakteren ebenso grausam wie rührend, ebenso ernst wie komisch sein – und sehr oft ein kleines bisschen melancholisch. Das deutsche Publikum liebt den Halbitaliener mit dem süffisanten Lächeln, der sich auch international einen Namen erspielte. An seinem 75. Geburtstag am 8. September kehrt Adorf dorthin zurück, wo er vor 50 Jahren begann: auf die Bühne.

Seine Filmkarriere ging steil nach oben: Der mehrsprachige Schauspieler drehte mit großen Regisseuren wie Billy Wilder („Fedora“), Rainer Werner Fassbinder („Lola“), Claude Chabrol („Stille Tage in Clichy“) und Volker Schlöndorff („Die Blechtrommel“). Dabei traf er auf internationale Filmstars wie Gina Lollobrigida, Sean Connery und Charlton Heston. Im Fernsehen glänzte er in Produktionen wie „Der große Bellheim“ (Dieter Wedel) oder der Münchner Schickeria-Serie „Kir Royal“ von Helmut Dietl, der ihn auch für die Gesellschaftssatire „Rossini“ vor die Kamera holte.

Doch trotz seiner Erfolge und Auszeichnungen gibt sich Adorf, der auch singt und Bücher schreibt – wie jüngst „Mit einer Nadel bloߓ über seine Mutter und „Bilder meines Lebens“ mit autobiografischen Texten und Anekdoten über seine Rollen als Schauspieler – bescheiden. Er weiß um die Schnelllebigkeit des Ruhms. So hat er seine Filmrollen auch nicht gezählt. „Die meisten sind der völligen Vergessenheit anheim gefallen“, vermutet er. „Wenn von den Filmen noch ein Dutzend übrig bleiben, wäre ich sehr zufrieden.“

Nach dem Abitur im rheinland-pfälzischen Mayen, wo ihn seine Mutter allein großgezogen hatte, studierte er zunächst unter anderem Psychologie und Theaterwissenschaften. Außerdem liebäugelte Adorf mit der bildenden Kunst. Maler oder Bildhauer wäre er gerne geworden. „Ich galt als begabt“, erzählt er. Doch in der entbehrungsreichen Zeit des Zweiten Weltkrieges und danach fehlten die Mittel für Pinsel, Farbe und Leinwand. „Nach dem Krieg war der Zug abgefahren.“

Nachdem er an seinem Studienort Zürich an einer Studentenbühne Theaterluft geschnuppert hatte, war sein Weg jedoch klar: Er wollte Schauspieler werden, ergatterte einen begehrten Platz an der Otto-Falckenberg-Schule in München und war fortan auf dem Weg nach oben. Zuerst bekam er ein festes Engagement bei den Münchner Kammerspielen, dann entdeckte ihn auch der Film. Mit seiner Rolle in „Nachts, wenn der Teufel kam“ (Robert Siodmak) erspielte er sich 1957 den Bundesfilmpreis.

50 Jahre nach seinen ersten Bühnenauftritten will er jedoch zumindest von der Theaterbühne abtreten. Mit dem Stück „Da Capo, Mario“ geht er auf Abschiedstournee, bei der auch seine Tochter Stella Maria auftreten soll. Die Tour startet an seinem Geburtstag in München – der Stadt, in der er seine ersten Erfahrungen als Schauspieler sammelte und wo er nach langen Jahren in Italien und Frankreich wieder mit seiner Frau wohnt.

Nur beim Film denkt Adorf noch lange nicht ans Aufhören, dazu ist die Leidenschaft zu groß. „Ich würde wahrscheinlich das Gleiche wieder machen“, meint er. Angst, bei so viel Erfolg abzuheben, hat er nicht. „Ich habe Psychologie studiert und sehr früh eine selbstkritische Einstellung gewonnen“, sagt Adorf. „Es ist wichtig, sein Gesicht auch mal im Spiegel zu betrachten und sich zu fragen: Was willst Du damit erreichen?“

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