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Marianne Hoppe ist tot

Als Kronzeugin deutscher Film- und Theatergeschichte war die Schauspielerin Marianne Hoppe eine „lebende Legende“. Manche nannten sie auch die „preußische Duse“.

Sie selbst sprach weniger respektvoll von ihren Rollen. Oft waren es „gefallene Damen“, „meine Knacksdamen“, wie sie es formulierte. Weinerlichkeit kam dabei aber nicht vor, ob als Lessings Emilia Galotti, als Blanche in Tennessee Williams „Endstation Sehnsucht“ oder als Mutter in dem Stück „Am Ziel“ von ihrem langjährigen Freund Thomas Bernhard. Hoppe, die am Mittwoch 93-jährig gestorben ist, war unter Claus Peymann u.a. bei der Uraufführung von Bernhards „Heldenplatz“ zu sehen, in Salzburg stand sie als Mutter im „Jedermann“ auf der Bühne.

Die sensible Darstellerin, die zuletzt zurückgezogen in einem Altersheim lebte, wurde zur Expertin manchmal auch etwas spröder Frauenrollen, die man in berühmten Ufa-Filmen sah wie „Der Schimmelreiter“, „Eine Frau ohne Bedeutung“, „Capriolen“ und „Romanze in Moll“. Marianne Hoppe wurde am 26. April 1909 in Rostock als Tochter eines mecklenburgischen Gutsbesitzers geboren. Von 1933 bis 1945 gehörte sie zu den beliebtesten Kräften des von Ehemann Gustaf Gründgens geleiteten Schauspielhauses am Gendarmenmarkt, dem Preußischen Staatstheater. Das Landhaus ihrer gemeinsamen Tage in Zeesen bei Königs Wusterhausen am Rande von Berlin besuchte Hoppe nach dem Fall der Mauer und sah es von Hausbesetzern aus Berlin okkupiert. Über Gründgens’ Rolle im Dritten Reich sagte sie: „Ich habe Gustaf über alles geschätzt. Aber man soll nicht zu gut über ihn sprechen.“

Abenteuerlust und Leichtfertigkeit könne man ihm auch anlasten, aber er sei auch einer der wenigen Menschen mit Zivilcourage gewesen, die sie gekannt habe. „Er war auch manches Mal mit einem Bein im Konzentrationslager.“ Dass sie selbst von Hitler zum Abendessen in die Reichskanzlei eingeladen wurde oder Gründgens zum Tee bei Hermann Göring in Karinhall in der Schorfheide begleitete, verschwieg die Hoppe nicht.

Nach dem Krieg folgte sie Gründgens, der vorübergehend von den Sowjets inhaftiert worden war, nach Düsseldorf und war später in Hamburg und auch wieder in Berlin engagiert. Claus Peymann holte sie ans Schauspielhaus nach Bochum, gegen Ende ihrer ihrer Karriere war sie am Berliner Ensemble zu sehen, wo sie u.a. die Merteuil in Heiner Müllers „Quartett“ und den Schauspiel-Lehrer Arturo Uis in Müllers Inszenierung dieses Brecht-Stückes spielte. Auch auf dem Bildschirm war die Schauspielerin präsent. Berlin ehrte sie mit dem Großen Kunstpreis und 1975 erhielt sie nach Roma Bahn als zweite Trägerin auf Lebenszeit den Hermine-Körner-Ring der Abteilung Darstellende Kunst der Berliner Akademie der Künste. 1999 wurde Hoppe anlässlich ihres 90. Geburtstags im Berliner Ensemble im Kreise von Freunden und Kollegen gefeiert. Dort trauert man heute um die „Königin des deutschen Theaters“.

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