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"Mann von" - Prinz Philip war Jahrzehnte die Stütze der Queen

Prinz Philip war über 70 Jahre mit Queen Elizabeth II. verheiratet.
Prinz Philip war über 70 Jahre mit Queen Elizabeth II. verheiratet. ©AP
Sein Beruf war Prinzgemahl, Ehemann der Königin. Wahrlich kein einfacher Job.

Immer artig ein paar Schritte hinter der britischen Monarchin hergehen - das wäre auch für weniger ausgeprägte Charaktere wie Prinz Philip eine Herausforderung gewesen. Der "Mann an ihrer Seite" nahm es mit Humor - der allerdings häufiger ein wenig kauzig ausfiel. Philip, Prinzgemahl mit deutschen Wurzeln, galt als einer der markantesten Köpfe im europäischen Hochadel. Am 9. April 2021 starb er im Alter von 99 Jahren in Schloss Windsor bei London.

Schräge Sprüche

Philip nahm kein Blatt vor den Mund, nicht immer waren seine Sprüche höflich, zuweilen taktlos. "Bewerft ihr euch immer noch gegenseitig mit Speeren?", fragte er einen Ureinwohner bei einer Australien-Reise. Und von einem schottischen Fahrlehrer wollte er wissen: "Wie schaffen Sie es, die Eingeborenen lange genug vom Alkohol fernzuhalten, damit sie die Prüfung schaffen?"

Viele ergötzten sich an solchen schrägen Sprüchen. Insider behaupteten, er sage so etwas stets mit einem Augenzwinkern. Außerdem helfe es, die steife Atmosphäre am Hofe aufzulockern.

Dennoch war der Herzog (Duke) von Edinburgh, so der offizielle Titel, weit mehr als der "König des Fauxpas", als den ihn die Medien mitunter sehen wollten. Als Ehemann war er die wichtigste Stütze von Queen Elizabeth II., wie sie selbst immer wieder betonte.

22 0000 Einzelauftritte

Erst mit 96 Jahren wollte es der Prinzgemahl ruhiger angehen lassen und ging mehr oder weniger in Rente. Noch im hohen Alter absolvierte er oft mehr offizielle Termine als seine Enkel Harry und William. Er war lange Schirmherr von Hunderten Organisationen, insgesamt hatte er mehr als 22 000 Einzelauftritte und hielt etwa 5500 Reden. Das Autofahren gab er erst mit 97 Jahren nach einem schweren Unfall auf.

Danach wurde es stiller um Philip - bis er im Frühling 2021 auch wegen Herzproblemen Wochen in einer Klinik verbrachte. Das Land drückte ihm die Daumen, Kinder brachten selbstgemalte Bilder zum Eingangstor. Nach einer Operation und einem Monat im Krankenhaus kehrte Philip auf Schloss Windsor zurück. Dort verbrachte er mit der Queen zusammen auch die Monate der Corona-Pandemie, möglichst abgeschottet und nur mit einer kleinen Zahl von Hofleuten.

Auf Esstisch geboren

Mehr als ein Dreivierteljahrhundert war er Elizabeth verbunden. Bereits 2009 war Philip zum amtsältesten Ehepartner eines britischen Monarchen der Geschichte avanciert. "Seit 1947 führt er nur das Leben, das er führt, weil er die Frau geheiratet hat, die er geheiratet hat", schrieb sein Biograf Gyles Brandreth.

Das Leben des künftigen Prinzgemahls war selbst nach Adels-Maßstäben höchst ungewöhnlich. Der Spross des Hauses Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg kam am 10. Juni 1921 auf der griechischen Insel Korfu zur Welt, und zwar - wie Biografen übereinstimmend schreiben - auf einem Esstisch. Der Arzt habe das praktischer gefunden, heißt es bei Brandreth.

Enge Verbindung zu Deutschland

Philip wurde als Sohn eines Prinzen von Griechenland und Dänemark geboren und trug selbst den Titel Prinz von Griechenland. Sein Besuch mit der Queen in Deutschland 2015 war aber fast so etwas wie eine Reise in seine zweite Heimat. In seinem Stammbaum wimmelt es von Deutschen, seine vier älteren Schwestern heirateten Deutsche, er besuchte ein Jahr lang die Eliteschule Salem am Bodensee und sprach gut Deutsch. Während der Schulzeit verbrachte er seine Urlaube gern in Darmstadt oder in Wolfsgarten bei Frankfurt.

Kindheit und Jugend waren unglücklich. Sein Vater musste mit der Familie aus Griechenland ins Exil nach Paris. Angeblich wurde Philip, eineinhalb Jahre alt, in einer Orangenkiste auf das Schiff gebracht. Bald kümmerte sich sein Vater kaum noch um die Familie. Die Mutter kam in die Psychiatrie und ging später ins Kloster.

Jahrelang sah Philip die Eltern so gut wie nicht. Eine Schwester starb 1937 bei einem Flugzeugunglück. Dass ihm konstante Bezugspersonen fehlten, prägte ihn Biografen zufolge nachhaltig - er habe sich in ein fast schon übersteigertes Pflichtgefühl geflüchtet.

Liebe auf den ersten Blick

Als 18-Jähriger begann der Prinz, mit der damals 13-jährigen Elizabeth Briefe auszutauschen. Es sei Liebe auf den ersten Blick gewesen, sagte die Queen später, die ebenfalls für ihr Pflichtbewusstsein bekannt ist. Seit der Hochzeit mit der künftigen Königin und noch mehr seit ihrer Krönung am 2. Juni 1953 war Philip in erster Linie "Mann von". Kein leichter Job für jemanden, der als selbstbewusst und abenteuerlustig beschrieben wurde.

Der frühere Prinz von Griechenland - er musste den Titel ablegen - durfte seinen Familiennamen nicht vererben. "Philip schäumte vor Wut", schreibt dazu Brandreth. "Ich bin nur eine verdammte Amöbe", habe der Gemahl der Königin geschimpft.

Philip zeichnete Cartoons

Im Jahr der Krönung gab Prinz Philip seine aktive Karriere bei der Marine auf und lernte dafür das Fliegen, das zur Leidenschaft wurde. Zudem beschäftigte er sich mit Polo, Segeln und Pferdekutschenrennen.

Außerdem malte er und sammelte unter anderem Cartoons. Bei Umbauten auf royalen Anwesen plante und arbeitete er selbst gern mit: Einen Teich am Schloss Balmoral in Schottland baggerte er eigenhändig aus. Die Förderung der Wissenschaft gehörte zu seinen besonderen Interessen, 35 Jahre lang war er Kanzler der Elite-Uni Cambridge.

Vermeintliche Affären

Philip lebte jahrzehntelang an der Seite einer äußerst disziplinierten Frau, die ihn "meine Stärke und meinen Halt in all den Jahren" nannte. Bücher wie "Das geheime Leben der Windsors" und die Boulevardpresse wollten von allerhand Affären des Charmeurs wissen - bestätigt wurde das aber nie.

Sorgen bereiteten zuletzt zwei Enkel: William und Harry hatten sich entzweit, auch wegen des Auszugs des jüngeren und dessen Frau Herzogin Meghan aus dem Palast. Groß war die Aufregung, als Harry und Meghan in einem Interview mit US-Starmoderatorin Oprah Winfrey von rassistischen Bemerkungen im Palast sprachen. Wen sie meinten, sagten die beiden nicht - die Queen und ihren Gemahl nahmen sie aber explizit aus.

(APA)

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