Nach Angaben der Behörden zückte der 68-Jährige am Donnerstag unmittelbar nach der Urteilsverkündung im Schwurgericht von Laon eine Waffe und beging Selbstmord. Wie der Mann die Waffe in den Justizpalast schmuggeln konnte, war unklar.
Nach einer Messerattacke auf einen Richter in Metz hatte das französische Justizministerium erst am Freitag 20 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um die Sicherheit in den Gerichtsgebäuden zu verstärken.
In dem aktuellen Fall hatte sich der Ex-Steward und Waffennarr wegen der Vergewaltigung minderjähriger Mitglieder seiner eigenen Familie verantworten müssen. Das Schwurgericht verhandelte den Fall unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Gegen 3.30 Uhr in der Nacht auf Donnerstag verhängten die Richter eine zwölfjährige Gefängnisstrafe.
Wie Anwalt Gilles Laurent sagte, zog sein Mandant sofort eine großkalibrige Waffe aus seiner Tasche und schoss sich eine Kugel ins Herz. Die Behörden hatten zunächst von einem Schuss in den Kopf berichtet. Der Täter hatte laut Laurent Waffen gesammelt und war wegen illegalen Waffenbesitzes schon einmal verurteilt worden. Eine Waffe benutzt habe er zuvor aber nie.
Der tödliche Schuss sei kaum zu hören gewesen, sagte Laurent. Geschworene, Richter und Anwälte seien zutiefst schockiert gewesen. Die Behörden hätten eine Zelle zur psychologischen Betreuung eingerichtet.
Im Vorfeld habe es keinen Hinweis auf den geplanten Selbstmord gegeben, betonte Laurent. Der Angeklagte habe möglicherweise nach 18 Monaten Untersuchungshaft nicht wieder ins Gefängnis zurückkehren wollen. Er war vor Gericht nicht als Untersuchungshäftling, sondern als freier Mann erschienen.
Staatsanwaltschaft, Justiz- und Innenministerium leiteten Ermittlungen ein. Innenministerin Michele Alliot-Marie forderte Aufklärung darüber, ob es menschliches oder technisches Versagen gegeben habe. Nach Angaben des Justizministeriums gibt es am Zugang zum Justizpalast von Laon eine Sicherheitsschleuse mit einem Metalldetektor. Überwacht wird der Eingang von einem Polizeibeamten. Taschenkontrollen und sonstige Durchsuchungen sind aber nicht üblich.
Das Drama bestätige, dass die Sicherungsvorkehrungen der französischen Gerichte dringend verbessert werden müssten, sagte der Vorsitzende der größten Richtergewerkschaft USM, Bruno Thouzellier. Seit Jahren sagen wir, dass Leute mit einer Waffe ins Gericht kommen werden. Es ist schon für sich genommen dramatisch, dass ein Mann Selbstmord begehen konnte, aber die Folgen hätten noch dramatischer sein können.
Vergangene Woche hatte eine Frau im Gericht der ostfranzösischen Stadt Metz einen Jugendrichter mit einem Messer angegriffen und im Bauch verletzt. Der Jurist hatte der 35-Jährigen das Fürsorgerecht für ihr Kind aberkannt.
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