Mann "aus der Wirtschaft" Mahrer verlässt WKÖ-Chefsessel
Selbst verkündet hat Mahrer Stand Donnerstag früher Nachmittag seinen Abtritt aus der WKÖ zwar noch nicht, und auch die Wirtschaftskammer wollte noch nichts bestätigen. Doch inoffiziell und dank übereinstimmender Medienberichte darf davon ausgegangen werden. Am Freitag gibt es nach APA-Informationen noch einmal ein Treffen Mahrers mit den Chefinnen und Chefs der Länder-Wirtschaftskammern. Danach dürfte allerspätestens offiziell kommuniziert werden. Würde er bleiben, drohe ihm ein Schicksal als "Lame Duck", sagte ÖVP-Kennerin Heidi Glück. Als er seinen Rückzug aus der Notenbank bekannt gab, sagte er, er wolle keine halben Sachen machen und sich voll auf die Kammer konzentrieren - soweit kommt es nun nicht mehr.
"Ich komme aus der Wirtschaft"
Unter Unternehmensvertretern, deren Betriebe Pflichtmitglieder in der Kammer sind, hatte Mahrer nie einen so starken Rückhalt wie sein Vorgänger Christoph Leitl. Leitl führte eine mittelständische Firma, Mahrer war PR-Unternehmer. Doch just auch die verunglückte Öffentlichkeitsarbeit rund um Lohnerhöhungen in der Wirtschaftskammer, hohe Gagensteigerungen in den Präsidien der Bundes- und Länderwirtschaftskammern hat dem Mann, der stets betonte "ich komme aus der Wirtschaft", den Job als oberster Wirtschaftslobbyist Österreichs gekostet. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.
Mahrer gab sich stets weltgewandt, die große internationale Bühne war die Seine. Er blühte etwa auf, wenn es in Singapur große Vernetzungstreffen der Außenwirtschaft der WKÖ gab. Man kann ihm nicht absprechen, dass er um die Internationalisierung der heimischen Wirtschaft bemüht war. Doch bei den Betrieben, die nur in der Heimat tätig sind und täglich mit den steigenden Kosten kämpfen, kam er damit nicht an. Kritiker attestieren Mahrer Abgehobenheit und ein Agieren wie ein Politiker, nicht wie ein Unternehmer. Da nützten Aussagen wie jene, dass man die Leistungen der Wirtschaftskammer schlicht besser darstellen und kommunizieren müsse, bei weitem nicht.
Mahrer galt als Ämterkumulierer
Mahrer galt vielen als Anhäufer verschiedener Ämter bzw. Posten. Jahrelang war er der Mann für wirtschaftspolitische Jobs, für die die ÖVP jemanden brauchte. Er habe einen "vorgestrigen Hang zur Häufung von Ämtern", dann aber auf ein Amt verzichtet, das nicht zur Debatte stand, sagte kürzlich etwa Politologe Ferdinand Karlhofer.
Seine Karriere startete Mahrer nach dem Studium der Betriebswirtschaft in einem politischen Feld, und zwar als Vorsitzender der Hochschülerschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien. Anschließend widmete sich der am 27. März 1973 geborene Wiener vor allem der Beratungs- und PR-Branche. So gründete er die legend Consulting GmbH und leitete für mehrere Jahre die österreichische Kommunikationsberatung Pleon Publico.
Den Sprung in die Spitzenpolitik machte Mahrer im September 2014 als Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Mit dem Abtritt von Reinhold Mitterlehner (ÖVP) im Mai 2017 stieg er für etwas mehr als ein halbes Jahr zum Wirtschafts- und Wissenschaftsminister auf. Später im Jahr wurde er Chef des ÖVP-Wirtschaftsbundes und dann der Wirtschaftskammer (2018), in deren Parlament der Wirtschaftsbund das Sagen hat. Nun muss sich Mahrer wohl neu orientieren. Eine Unternehmensberatung namens HM Tauern Holding Beteiligungsgesellschaft m.b.H. mit Sitz in Spittal in Kärnten besitzt und führt er bereits.
(Von Philip Stotter/APA)
(APA)
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