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Mailänder Modemesse: Die neue Offenheit

In der Mailänder Mode fallen die Hüllen. Und das gleich in doppelter Bedeutung.
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Video: Offenheit am Laufsteg

Zum einen zeichnet sich nach der ersten Runde der bis kommenden Mittwoch laufenden Designer-Defilees “Milano Moda Donna” ab, dass die Frau im Frühjahr/Sommer 2010 in Hotpants, Shorts oder Minirock wieder viel Bein zeigen soll. Zum anderen brach am Donnerstagabend das italienische Label C`n`C mit der Tradition, dass Modenschauen exklusive Veranstaltungen für nur wenige Auserwählte sind. Der Laufsteg verlief mitten über den Mailänder Domplatz. Tausende verfolgten das Spektakel, die Show wurde auch live im Fernsehen übertragen.

Die Abschottungsmaßnahmen der Modehäuser mit Gästelisten und strengen Einlasskontrollen wirken ohnehin wie ein Relikt aus der Vergangenheit. Heute stehen alle Bilder einer Show nur wenige Stunden später im Internet. Und nicht jeder akkreditierte Fotograf arbeitet ausschließlich für Zeitungen und Magazine. Noch aus dem Saal heraus werden manche Aufnahmen in zumeist asiatische Produktionsstätten gesendet. Und so hängen manche Imitate bereits in den Geschäften, bevor die Originale in Serienproduktion gehen.

Besonders gefährdet ist hier Miuccia Prada. Sie genießt seit vielen Jahren den Ruf, die einflussreichste Modedesignerin überhaupt zu sein. Ihre Vorführung gilt stets als der wichtigste Gradmesser der Mailänder Defilees. Und wieder einmal enttäuschte Prada diese Erwartungen nicht. Da waren die atemberaubenden Röcke oder Kleider, die nur aus Kristallen bestanden. Oder die Drucke mit fast fotorealistischen Strandansichten. Viele Bermudas und Shorts lassen das Bein zumeist nackt. Subtil überträgt die Designerin die Idee von Transparenz auf durchsichtige Taschen oder Schuhe. Gekonnt spielt sie mit Volumen, stellt Tops trapezförmig aus, gibt kurzen Mänteln am Rücken Weite.

Die wichtigste Botschaft der Show von Giorgio Armani lautete: Es geht ihm wieder besser. Bei den Mailänder Männerschauen vom Juni schockte der 75-Jährige mit krankem Aussehen. Damals ließ er verkünden, an Hepatitis zu leiden. Jetzt gab Armani sein erstes Interview seitdem. “Ich habe durch die Krankheit erkannt, wie sehr ich kreative Auszeiten brauche, dass ich nicht so leichtfertig mit meinem Leben umgehen sollte”, sagte der Designer dem amerikanischen Modefachblatt “WWD”.

Lag es an der eingeschränkten Schaffenskraft Armanis, dass manchem Kleidungsstück der am Donnerstag präsentierten neuen Kollektion sein Feinsinn für Formen und Farben fehlte? Minikleider, zum Teil mit Ballon-Effekten, in kräftigen Farben bis hin zum Pink wurden mit einem breiten, paillettenbestickten Gürtel versehen und irritierten doch sehr. Seine Stärken spielt er aus, wenn er kurze Jacken von der Flecht-Optik bis zur grafischen Verspieltheit variiert oder die Träger der Tops farblich absetzt.

Krizia gehört zu den italienischen Marken mit einer großen Vergangenheit, denen es nicht gelingt, dem verblassenden Ruhm neuen Glanz zu verleihen. Mariuccia Mandelli, die Gründerin des Labels, zeigt für die Saison Frühjahr/Sommer 2010 viele aufgeplusterte Ballonformen, legt Kleider in plissierte Stufen oder akzentuiert sie mit Ledereinsätzen.

Viele Designer haben Linien für eine junge Klientel im Programm, mit denen diese früh an die Marke gebunden werden soll. Bei Dolce & Gabbana heißt das Produkt für die Töchter-Generation D&G. Im kommenden Sommer gibt es hier den Cowgirl-Look, in dem Jeans, Wildleder und Spitze zusammenfinden. Moschinos Nachwuchsförderung nennt sich Cheap & Chic. Hier können kunterbunte Kleidchen, voluminöse Blusen mit Schleifendetail oder Kurzarmjacken im grafischen Patchwork-Look gekauft werden.

Mit frischen, kräftigen Sommerfarben will schließlich Blumarine die Frauen in die neue Mode-Saison schicken. Auf dem Laufsteg der von Anna Molinari entworfenen Kollektion dominierten am Freitag Jersey-Kombinationen, Minikleider mit Plissees und Trichterärmeln sowie bis über das Knie gekrempelte Hosen zu Blousons mit goldenen Reißverschlüssen. Die Botschaft war klar: Optimismus statt Tristesse. Selbst die militärischen Tarnmuster wurden von bunten Flecken und Stickereien “befriedet”.

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