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Mahrer-Wutvideo: Passt die Vorarlberger Käsekunst auf den Wiener Brunnenmarkt?

Stephan Gruber betreibt am Brunnenmarkt, der für den Wiener Politiker ein "Sinnbild gescheiterter Integration" darstellt, einen Käsestand mit Vorarlberger Spezialitäten.
Stephan Gruber betreibt am Brunnenmarkt, der für den Wiener Politiker ein "Sinnbild gescheiterter Integration" darstellt, einen Käsestand mit Vorarlberger Spezialitäten. ©handout/Gruber
Joachim Mangard (VOL.AT) joachim.mangard@russmedia.com
Das virale Wut-Video des Wiener ÖVP-Chefs Karl Mahrer, in der er den Verlust der Wiener Kultur am Brunnenmarkt bemängelt, sorgt für Diskussionsstoff. Stephan Gruber betreibt dort einen Käsestand und hat kein Verständnis für solche Aussagen.

Dr. Stephan Gruber stammt eigentlich aus Dornbirn, sein Lebensmittelpunkt ist aber, wie der von vielen Vorarlbergern, die Bundeshauptstadt geworden.

Käsekultur aus dem Bregenzerwald auf dem Wiener Brunnenmarkt

Der auf Twitter als Käsekommissar auftretende Wissenschaftler an der Medizinischen Universität Wien versorgt seit Jahren am Yppenplatz, direkt inmitten des vom ÖVP-Politiker ins Visier genommenen Brunnenmarktes, seine Kunden mit feinsten Käsespezialitäten aus dem Bregenzerwald. Und verurteilt die von der Opposition als rassistische Hetze bewerteten Aussagen des Wiener Politikers.

"Der Platz genießt Kultstatus"

"Der Platz ist unglaublich schön und der Brunnenmarkt genießt nicht nur innerhalb von Wien Kultstatus. Ich hatte sogar schon Kunden, die aus San Francisco zum Markt kamen. Ich kenne kaum einen Ort, an dem das Zusammenleben und das gelebte Miteinander so zelebriert wird wie hier", erzählt der Käse-Experte im VOL.AT-Telefonat.

Mahrer: "Österreichische Kultur am Markt nicht mehr vorhanden"

Umso weniger Verständnis hat er für die Aussagen des Wiener ÖVP-Chefs Karl Mahrer, der gerade am Brunnenmarkt den Verlust der Wiener Kultur ortet. "Syrer, Afghanen, Araber haben die Macht über den Brunnenmarkt übernommen", ärgerte sich der Politiker in einem viral gehenden Video.

Der Stand von Stephan Gruber am Brunnenmarkt in Wien. ©handout/Gruber

Der Markt mit seinem traditionell internationalen Angebot stellt für Mahrer ein "Sinnbild gescheiterter Integration" dar. Man könne aktuell am Brunnenmarkt nicht von einer bereichernden kulturellen Vielfalt sprechen, wenn in Österreich, in Wien, österreichische Kultur nicht mehr vorhanden sei, heißt es weiter in einer Aussendung des Volkspartei-Vertreters.

Für Gruber ist der Markt ein Ort der Vielfalt und des gelebten Miteinanders. ©handout/Gruber

Zumindest die Vorarlberger Kultur ist aber noch vorhanden, auch wenn diese vielleicht in den Augen vieler Wiener keine österreichische ist, könnte man die Aussagen des Stadtrats deuten. Denn neben dem Stand von Stephan Gruber gibt es weitere Käsespezialitäten aus dem Ländle, Restaurants mit heimischen Spezialitäten und Produkte, die durchaus den Geschmack des Wiener Publikums treffen.

Feinste Käsespezialitäten direkt von den Bregenzerwälder Bauern werden in der Bundeshauptstadt angeboten. ©handout/Gruber

"Vorarlberger Käsekultur den Wiener Kunden näherbringen"

"Ich bin froh, dass wir die Vorarlberger Käsekultur auch unseren Wiener Kunden näherbringen können. Wien hat seit jeher von der Vielfalt gelebt. Und gerade ein Markt lebt vom umfangreichen Angebot verschiedenster Händler. Egal ob man ein syrisches Schawarma genießen möchte, herzhaft in eine Leberkäs-Semmel beißt, ein Stück Bregenzerwälder Bergkäse verkostet oder einen Prosecco beim Italiener probiert – das ist doch der Inbegriff von Genusskultur?", kritisiert der Käse-Connaisseur die Aussagen Mahrers.

(VOL.AT)

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