Magna will bei Opel-Einstieg Werk in Graz erhalten
So versicherte Magna-International-CEO Siegfried Wolf am Freitagabend vor Journalisten im Europa-Headquarter des Konzerns südlich von Wien. In dem zusammen mit Partnern für die Opel-Übernahme vorgelegten Konzept ist auch die Erhaltung des GM-Standorts in Wien-Aspern vorgesehen.
Nachdem er zuvor in der deutschen Hauptstadt geworben hatte, erläuterte Wolf auch in Wien Details jenes Modells, mit dem sein Konsortium General Motors, die US-Regierung, Opel und die deutsche Regierung für sich gewinnen möchte. Derzeit wird ja nach Überlebensmöglichkeiten für die deutsche Automarke gesucht – auch wenn das US-Mutterhaus um Gläubigerschutz (“Chapter 11”) ansuchen muss.
Die Standortgarantie, die Wolf in Bezug auf Graz abgab, kam im Wesentlichen einer Zusage gleich, bisher gewonnene Auftragsproduktionen auch in Zukunft nicht an andere Werke des geplanten Verbunds abzugeben. Für “Nischenfahrzeuge, sozusagen als Kleinbäckerei, werden wir auch in Graz weiter produzieren”, so Wolf. Magna Steyr könne immer wieder Aufträge an Land ziehen. Gleichzeitig betonte er, man wolle auf keinen Fall “Kunden konkurrenzieren” und habe vor, sich auf das Kerngeschäft, “die Produktion von Komponenten, Modulen und Großmodulen” zu konzentrieren.
Das frühere Steyr Daimler Puch-Werk kämpft nach dem Auslaufen von Produktionsserien mit Auslastungsproblemen – nicht erst seit dem Ausbruch der Krise Ende 2008. Im ersten Quartal 2009 wurden in Graz um 72 Prozent weniger Pkw gefertigt und nach 2010 steht auch der Verlust des bei weitem wichtigsten Volumensbringers, des BMW X3 ins Haus. Im vergangenen Jahr wurden nur mehr 125.000 Autos produziert, 2006 waren es noch 248.000 gewesen.
Erhält das Konsortium um den kanadischen Zuliefererkonzern Frank Stronachs den Zuschlag, ist für die neue vergrößerte Gruppe mit einem Stellenabbau von rund 9.000 Jobs zu rechnen. Wolf wiederholte in Oberwaltersdorf die für die vier deutschen Opel-Fabriken (Rüsselsheim, Bochum, Kaiserslautern, Eisenach) abgegebenen Standortgarantien. Eine wesentliche Rolle werde die Entwicklung des russischen Markts spielen, erläuterte der Magna-Manager: “Die Autoindustrie hat aktuell ein Absatzproblem. Einer der größten Absatzmärkte der Zukunft wird Russland sein.”
General Motors hat in Russland 2008 rund 340.000 Autos verkauft, ein neuer Verbund zusammen mit dem lokalen Partner Gaz könne längerfristig eine Million Autos (inklusive Kleintransporter) verkaufen, kalkuliert Magna. Zusammen mit Opel will das neu gebildete Eigentümerkonsortium auch die Markenrechte von Chevrolet für Russland erwerben – dann stünden dort die Brands Opel, Vauxhall und Chevrolet zur Verfügung. Die GM-Werke in Russland, und der Gemeinschaft unabhängiger Staaten würden jedenfalls übernommen.
Wesentlicher Teilhaber solle mit 35 Prozent die große staatliche Sberbank werden, weil diese wichtig für die Finanzierung der russischen Autokäufe sei. Für den russischen Markt soll beim zweitgrößten Autokonzern Gaz des Oligarchen Oleg Deripaska produziert werden. Gaz wird sich aber nicht als Kapitalgeber beteiligen.
Neben der Sberbank soll die Gruppe zu 35 Prozent aus der bisherigen Opel-Mutter General Motors, und zu 19,9 Prozent aus Magna International bestehen. Komplettiert würde die Eigentümerstruktur von einem zehnprozentigen (Opel-)Mitarbeiter-Anteil. Dieser könnte um einen symbolischen Euro vergeben werden. Das Konsortium Magna-Sberbank würde als Einstiegspreis zwischen 500 und 700 Mio. Euro Eigenkapital einbringen. Für die Finanzierung von Opel-neu würden deutsche Staatsgarantien für zirca 5 Mrd. Euro an Kreditmitteln benötigt.
Auch wenn das Magna-Konsortium mittlerweile in Deutschland als Favorit gelte, “fällt die endgültige Entscheidung aber bei General Motors und im US Treasury. Von dort bin ich jedenfalls noch nicht angerufen worden”, sagte Wolf. Selbst im günstigsten Fall wäre nicht mit einem Closing vor dem Ende September 2009 zu rechnen, sagte Magna International-Manager Peter Koob.
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