Innerhalb der deutschen Bundesregierung und bei den Ländern mit Opel-Standorten zeichnete sich am Freitag eine Präferenz für den österreichisch-kanadischen Konzern ab. Magna will alle vier Opel-Standorte in Deutschland halten, zugleich aber gut 2.500 Stellen abbauen, die meisten davon in Bochum. Weltweit will magna mit dem Abbau von 9.000 Stellen auskommen, wie Magna-International-Geschäftsführer Siegfried Wolf Freitagnachmittag vor Journalisten erklärte.
Spitzenvertreter von Bund und Ländern in Deutschland kündigten deshalb weiteren Gesprächsbedarf an. Zugleich wurde betont, dass noch keiner der drei Bieter aus dem Rennen sei. Eine Entscheidung soll nächste Woche fallen.
Neben Magna haben auch der italienische Autobauer Fiat und der in Belgien börsennotierte Finanzinvestor RHJ für Opel geboten. Vize-Regierungssprecher Thomas Steg betonte, die Entscheidung über den künftigen Opel-Eigner werde letztlich in den USA getroffen. Die Zustimmung der Bundesregierung ist allerdings erforderlich, damit ein Investor Zugriff auf staatliche Garantien hat. Dies haben alle drei Interessenten gefordert.
“Magna hat ein interessantes Konzept vorgestellt, aber eines, das auch Fragen aufwirft”, sagte der deutsche Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg nach einem Spitzentreffen von Regierungsvertretern und der Ministerpräsidenten der Opel-Länder im Kanzleramt. “Es wäre verwegen, jemanden abzuschreiben.” Die Entscheidung müsse in der nächsten Woche fallen. Bis Montag sollen die noch offenen Fragen insbesondere im Magna-Konzept geklärt werden. Dann ist ein neues Spitzentreffen geplant. Die Zeit drängt vor allem deshalb, weil in den nächsten Tagen mit einer Insolvenz der Opel-Mutter General Motors gerechnet wird.
Nach Angaben des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck will Magna im Bochumer Opel-Werk rund 2.200 Stellen abbauen. Im Motoren- und Komponentenwerk Kaiserslautern sollen 280 Arbeitsplätze wegfallen. Das Stammwerk Rüsselsheim und der Standort Eisenach seien kaum betroffen. Beck sagte, das Fiat-Konzept sehe europaweit einen Abbau von 12.000 Arbeitsplätzen vor, davon in Deutschland deutlich mehr als im Magna-Angebot. Zudem sei das Angebot der Italiener zu unkonkret und teilweise auch widersprüchlich.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers betonte, er könne wegen des Stellenabbaus dem Konzept in seiner jetzigen Form nicht zustimmen. Demgegenüber nannte Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier das Magna-Angebot “sehr tragfähig”. Es gebe aber noch keine Entscheidung. Hessens Ministerpräsident Roland Koch sprach vom interessantesten Angebot. Über die Lastenverteilung müsse aber noch gesprochen werden. Fiat und RHJ blieben im Rennen, “wenn wir uns mit Magna nicht einigen”. Thüringens Regerungschef Dieter Althaus sagte, die Verhandlungen würden jetzt zügig auf Grundlage des Magna-Angebots geführt.
Magna-Co-Chef Siegfried Wolf warb in Berlin für sein Konzept: “Das ist ein Zukunftsbündnis, kein Notbündnis. Wir werden alle Chancen haben.” Bei einem Zuschlag solle Deutschland Hauptsitz von Opel bleiben. “In den deutschen Opelwerken steckt viel Gehirnschmalz.” Geführt werden soll das neue Unternehmen vom bisherigen GM-Europe-Chef Carl-Peter Forster. Seiner Einschätzung nach stoße das Magna-Konzept auch beim Opel-Mutterkonzern General Motors auf Wohlwollen, sagte Wolf.
Zur Umsetzung seines Konzepts benötige Magna vom Staat verbürgte Bankkredite in Höhe von vier bis fünf Milliarden Euro, sagte Wolf. Hinzu kämen Konzernmittel von 500 bis 700 Mio. Euro. Beitragen zur Finanzierung soll die russische Sberbank , die 35 Prozent der Anteile übernehmen soll. Magna selbst soll danach 20 Prozent des neuen Unternehmens halten, 35 Prozent bleiben bei GM und zehn Prozent bei den Mitarbeiten. Russlands Autobauer GAZ soll keine Anteile übernehmen, sondern als industrieller Partner fungieren, damit Opel seinen Marktanteil in Russland ausbauen kann.
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