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"Männer an der Riedenburg, ein Traum wird wahr" - oder eher nicht?!

©Roland Paulitsch, Privat
Ab dem Schuljahr 2018/19 sollen auch Burschen das Sacré Coeur Riedenburg besuchen dürfen. Aus diesem Grund haben zwei ehemalige Schülerinnen eine Petition dagegen gestartet. VOL.AT hat aktuelle und ehemalige Schülerinnen der HLW und des Gymnasiums dazu befragt.

Die einen sind dafür – die anderen dagegen. Die Meinungen der Riedenburg-Schülerinnen bezüglich gemischtem Unterricht an der Mädchenschule gehen stark auseinander: “Ich finde es wahnsinnig schade, dass eine jahrzehntelange Tradition zu Ende geht”, sagt Maturantin Annika Schneider. Mit dieser Entscheidung werde sich einiges ändern, ist sie sich sicher. Anders sieht es die HLW-Absolventin Larissa Sutterlüty: “Wir leben in einer Zeit, in der Koedukation kein Problem darstellen sollte.”

“riedenburg – girlpower”

Als Initiative gegen eine Koedukation wurde eine Webseite gegründet, die “riedenburg – girlpower”. Mittels einer Online-Unterschriftensammlung versuchen die Gegner, so den Beschluss des Schulerhaltervereins zu vereiteln. Bereits mehrere Hundert Personen haben unterzeichnet. “Aber wo bleibt die Seite für Pro-Stimmen?”, fragt sich Sutterlüty. “Die Webseite ist aus meiner Sicht sehr extrem. Würde man das Ganze umdrehen – hätte die Mehrerau beispielsweise die Initative ‘manpower’ gestartet – wäre das Geschrei groß”, meint die 20-Jährige. VOL.AT hat Pro- und Contra-Stimmen von (ehemaligen) Schülerinnen gesammelt.

Annika Schneider, 19, Höchst

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“Ich finde es wahnsinnig schade, dass eine jahrzehntelange Tradition zu Ende geht. Die Riedenburg macht aus, dass sie eine reine Mädchenschule ist. Das schätzen die jetzigen Schülerinnen und haben auch unsere Vorgängerinnen geschätzt. Diese Besonderheit geht hiermit verloren und ich bin enttäuscht, dass man die Meinung der Schülerinnen nicht berücksichtigt hat. Ich selbst besuche seit neun Jahren die Riedenburg und die Atmosphäre ist einfach einzigartig, es ist schwer in Worte zu fassen. Mit dieser Entscheidung wird sich leider einiges ändern, da bin ich mir sicher.”

Rebecca Mathis, 19, Hohenems

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“Eigentlich ist koedukativer Unterricht für die soziale Entwicklung der Mädchen nicht schlecht. Nach meinen Erfahrungen haben viele der Schülerinnen fast keinen oder erst späten Kontakt zu Jungs. Ich besuche momentan eine fast reine Mädchenklasse an der HTL Dornbirn, was sehr angenehm ist. Trotzdem habe ich, durch die restlichen Parallelklassen, Kontakt zu Mitschülern. Vielleicht wäre es eine sinnvolle Lösung, wenn beide Geschlechter an der Schule vertreten wären, diese aber in getrennten Klassen unterrichtet werden würden.”

Antonia, 20, Lauterach

“Man müsste viel Geld in den Umbau der Riedenburg stecken. Die Schule könnte die Kosten sicher tragen, trotzdem wären die Umbaumaßnahmen sehr aufwendig. Zudem liegt der Gedanke der Gründerin Sophie Barat darin, dass junge Mädchen eine gute Ausbildung erhalten sollen und das wird den Schülerinnen auch vermittelt. Die Umstellung auf koedukativen Unterricht widerspricht also der Tradition.”

Franziska Leitner, 24, Lustenau

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“Männer an der Riedenburg – ein Traum wird wahr *lach*. Meiner Meinung nach würde es Schwung in die Sache bringe. Aus persönlicher Sicht habe ich die Anwesenheit von Jungs doch ziemlich vermisst. Vor allem sind die Mädchen um einiges zickiger, wenn es eine reine Mädchenklasse ist. Ich persönlich finde auch, dass Jungs unkomplizierter sind und den Unterricht auflockern würden. Vielleicht würde ich nun doch nochmal an die Riedenburg gehen – also ich bin dafür!”

Mirjam Berger, 19, Lingenau

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“Ich finde es gut, dass endlich auch Jungs die Riedenburg besuchen dürfen. Es zeigt, dass die Schule toleranter geworden und nicht mehr so konservativ ist wie früher. Außerdem profitieren allgemein die Klassengemeinschaften davon, da in gemischten Klassen ein besseres Klima herrscht und einfach alles etwas vielfältiger ist.”

Monique Wolff, 20, Hard

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“Es ist wahnsinnig schade, dass mit dieser Entscheidung eine alte Tradition gebrochen wird. Ich persönlich empfand es für meine Entwicklung mehr als nur förderlich, dass ich grade während der Pubertät mit Mädels zusammen in einer Klasse war. So konnte ich sein, wie ich wollte und musste mich nicht verstellen, weil mir ein Junge in meiner Klasse gefiel. Es ist einfach nur schade und traurig, dass die Riedenburg sich dem Druck jetzt auch noch beugt und koedukativ wird, obwohl es nicht nötig wäre.”

Ruth Berger-Holzknecht, 49, Lingenau

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“Ich besuchte vor mehr als 30 Jahren die Riedenburg und damals war koedukativer Unterricht an dieser Schule noch gar kein Thema. Dass der Schulträgerverein so aufgeschlossen ist und sich öffnet, finde ich sehr gut. Man muss mit der Zeit gehen und die neuen Möglichkeiten nützen. Ich wünsche mir, dass die Schule es als neue Lehrchance sieht und die Öffnung zu einem guten Miteinander beiträgt.”

Larissa Sutterlüty, 20, Egg

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“Auf der Webseite ‘riedenburg – girlpower’ heißt es: ‘Die Riedenburg hat uns gelehrt, uns nie unterkriegen zu lassen – schon gar nicht vom anderen Geschlecht!’ – Doch bedeutet es, sich unterkriegen zu lassen, nur, weil die Schule nun koedukativ geführt werden soll? Ich denke, nein. Es zeugt von Stärke! Die Riedenburg könnte in Zukunft nicht nur selbstbewusste Frauen hervorbringen, sondern auch junge Männer mit einem gesunden Sinn für Gleichberechtigung. Das wäre ein tolles Ziel für die Zukunft und bedeutsam für die heutige Gesellschaft. Und Gleichberechtigung gilt meines Erachtens nach wie vor für beide Geschlechter, somit sollten auch Jungen die Möglichkeit haben, eine so tolle Bildungseinrichtung wie die Riedenburg besuchen zu können. Ich bin somit pro Koedukation. Und ‘weil es halt immer schon so war’ ist ja bekanntlich eine gefährliche Aussage.”

Laura Gomm, 20, Eichenberg

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“Ich finde es interessant, dass sie Jungs an der Riedenburg aufnehmen wollen. Mir kommt es so vor, als wollten sie mit der Mehrerau mithalten wollen, welches jetzt ja auch Mädchen besuchen dürfen. Aber ich denke, dass die Entscheidung die Riedenburg auflockern wird. Die Schule ist meiner Meinung nach noch ziemlich streng und katholisch. Im Großen und Ganzen ist es eine gute Sache.”

Nina Himmelreich, 23, Götzis/Wien

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“Ich habe meine Schulzeit wahnsinnig positiv in Erinnerung und strahle heute noch, wenn ich neuen Bekanntschaften meine Geschichten aus der damaligen Zeit erzähle. Unter anderem liegt das daran, dass ich Schülerin einer Mädchenschule war. Ich würde mir für jedes Mädchen wünschen, dass sie auch die Möglichkeit hat, in so einem Umfeld erwachsen werden zu können, wenn sie es denn möchte. Auf meinem Blog habe ich bereits einen Artikel verfasst, wo ich dem Thema einen ganzen Beitrag gewidmet habe.”

Theresa Marie Hermann, 20, Hard/Innsbruck

“Ich kann für mich persönlich bestätigen, dass der Besuch einer reinen Mädchenschule eine sehr positive Auswirkung auf meine Entwicklung hatte. Neun Jahre lang durfte ich die Riedenburg besuchen und in gut behütetem Umfeld nicht nur schulisches Wissen, sondern mir auch eine offene und selbstbewusste Persönlichkeit aneignen. Jedes Kind ist individuell und fühlt sich somit in unterschiedlichen (Lern-)Umgebungen wohl. Mir ist es ein Anliegen, dass junge Menschen auch in Zukunft die Möglichkeit haben, sich für geschlechtsspezifischen Unterricht zu entscheiden.”

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