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"Madame Nina weiß alles": Wiens letzte echte Puffmutter erzählt

Madame Nina nimmt sich in ihren Memoiren kein Blatt vor den Mund
Madame Nina nimmt sich in ihren Memoiren kein Blatt vor den Mund ©edition a/Lukas Beck
Sie war über 30 Jahre lang Betreiberin des Luxus-Nachtclubs "Ninas Bar" in der Wiener Innenstadt, nun liegen ihre höchst pikanten Memoiren vor: "Madame Nina weiß alles". Was genau das in Sachen Sex, Liebe und Co. ist, hat VIENNA.at in ihrem Buch nachgelesen.
Im Wiener Saunaclub

Nina Janousek, besser bekannt als Madame Nina, kennt die dunkelsten Geheimnisse der Gäste, die sich in ihrem legendären Etablissement am Wiener Getreidemarkt in bester Innenstadtlage über 30 Jahrzehnte lang Nacht für Nacht ein Stelldichein gaben. Darunter befand sich laut “Europas letzter richtiger Puffmutter” (O-Ton Janousek) so mancher, der national und international Rang und Namen hat, ob Künstler, Schauspieler, Politiker oder Millionär – von einem früheren Bundespräsidenten bis hin zur bekannten österreichischen Fernsehmoderatorin.

“Madame Nina weiß alles” – doch nennt keine Namen

Hochrangige Geistliche frequentierten ebenfalls regelmäßig das Luxus-Bordell Janouseks, das weit über die Grenzen Österreichs bekannt und beliebt war, und eine spätere heimische Spitzenpolitikerin soll während ihres Studiums als Prostituierte bei Madame Nina gutes Geld verdient haben, bis sie wegen ungebührlichen Verhaltens entlassen wurde.

Dass die Puffmutter jedoch Klatsch und Tratsch über ihre Gäste verbreiten und diese dadurch in ihren teils hohen Ämtern beruflich gefährden oder privat diskreditieren würde, brauchen diese bis zum heutigen Tag nicht zu befürchten. Denn auch nachdem ihr Lokal inzwischen Geschichte ist, bleibt die Verschwiegenheit Madame Ninas garantiert – selbst wenn sie nun auf über 280 Seiten ihre Erinnerungen dazu vorlegt, was sich in dem 1980 eröffneten Etablissement alles zugetragen hat und damit Anlass zu allerlei Spekulationen bietet.

Anekdoten um Gäste wie Falco und Charlie Sheen

Denn Madame Ninas oberste Maxime lautet Diskretion. Namen ihrer Besucher und Besucherinnen werden in “Madame Nina weiß alles. Die Memoiren einer Wiener Nachtclub-Königin” daher nur ganz wenige genannt – und das nur von all jenen, die selbst aus ihren Besuchen in “Ninas Bar” öffentlich keinen Hehl gemacht haben. Etwa Charlie Sheen, der während der Dreharbeiten zu “Die drei Musketiere” in Wien Dauergast in dem Innenstadt-Bordell war, ihre Mädchen bezirzte und schließlich bei seinem letzten Besuch seine Calvin Klein-Boxershorts im Séparée vergaß. Oder Falco, der eine besondere Vorliebe für den Wiener “Untergrund” zeigte, sich bei einem seiner Besuche jedoch ein zeitweiliges Hausverbot einhandelte, weil er auf die Bühne von Ninas Bar urinierte.

Davon wie von zahlreichen weiteren Begebenheiten mehr erzählt die gebürtige Kroatin und Wahl-Wienerin Madame Nina in ihrem Buch anekdotenreich und kurzweilig, und spart zwar die Namen der Betroffenen, jedoch keine pikanten Details und erotischen Vorlieben aus. Auch ihre sehr persönliche Geschichte mit den verschiedensten turbulenten Lebensstationen lässt sie in ihren Memoiren nicht aus und berichtet wortreich, wie sie als junges Mädchen erst in den USA ihr Glück versuchte, es sie dann jedoch durch Zufall auf einer Reise nach Kanada nach Wien verschlug, wo sie ihren späteren Mann Baldur kennenlernte und zunächst einen Kosmetik-Salon sowie ein Restaurant betrieb, bis sie schließlich “Ninas Bar” am Bauernmarkt eröffnete.

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Durch die rosarote Brille: Blick zurück in Ninas Bar

Verklärt schildert Madame Nina, wie in den “goldenen Neunzigerjahren” der Champagner in Ninas Bar in Strömen floss und ihr Etablissement für die Herren eine regelrechte “Insel der Seligen” darstellte, in dem Sorgen und Probleme praktisch an der Türe abgegeben wurden. Schwärmerisch und wehmütig erinnert sie sich an die Atmosphäre aus Intimität und Lockerheit, gedämpftes Licht aus Silberleuchtern und plüschig-rotes Interieur, das den Rahmen für die etwas andere Art der “Wiener Gemütlichkeit” bildete, wie sie bei ihr im Lokal zelebriert wurde. “Bei mir sollten die Gäste amüsante Stunden in luxuriöser Atmosphäre und diskreter Behaglichkeit erleben,” heißt es dazu im Buch.

Bei all diesen blumigen Worten vergisst man als Leserin beinahe, dass es sich bei “Ninas Bar” um keinen luxuriösen Wellness-Tempel, sondern um ein Bordell handelte, und die Mädchen, die als so hübsch, fröhlich, intelligent, stilvoll gekleidet, gepflegt, duftend und natürlich als gute Zuhörerinnen beschrieben werden, dem ältesten Gewerbe der Welt nachgingen. Bei allen beschönigenden Beschreibungen und Euphorismen findet sich in den Memoiren Janouseks jedoch so manche Schilderung, in der man als Leser schon sehr abgebrüht sein muss, um sich nicht doch unangenehm berührt zu fühlen. Da wird eine Champagnerflasche von einer der Damen auf ungewöhnliche Weise zum Verschwinden gebracht und ein Luxus-Dinner nach Wunsch zubereitet, das wohl die meisten von uns höchst angeekelt verweigern würden.

An anderen Stellen des Buches wird Madame Nina regelrecht nachdenklich und philosophisch – wenn sie über Liebe und Treue schreibt sowie darüber, dass Frauen ihren Männern den Bordellbesuch doch einfach erlauben sollten, da dies der Partnerschaft nur gut tun kann. Oder wenn sie von Gästen erzählt, deren Dasein von Ruhm und Reichtum geprägt war und die ihr Leben in und abseits ihrer Bar in vollen Zügen lebten. Von jenen, die den Hedonismus bis zu ihrem oftmals viel zu frühen Tod zelebrierten und die manchmal von eigener Hand ein tragisches frühes Ende nahmen.

Nina Janousek: 67 – und kein bisschen leise

Apropos Ende: Ninas Bar hat zwar ihre Pforten nach einem lange währenden Streit mit dem Hauseigentümer im Jahr 2016 für immer geschlossen, das Haus wurde abgerissen und nichts erinnert vor Ort mehr an das Etablissement, um das sich so viele wenig jugendfreie Geschichten ranken. Dennoch kann es sein, dass man von der heute 67-jährigen Nina Janousek, die nach dem Erscheinen ihrer Memoiren medial höchst präsent ist, nicht zum letzten Mal gehört hat.

Denn Untätigkeit ist Madame Ninas Sache nicht. Sie ist zwar nach eigener Schilderung gesundheitlich angeschlagen, von massivem Übergewicht und einem Herzanfall gezeichnet und sitzt im Rollstuhl – doch sie ist kein bisschen leise. Beschließt sie ihr Buch doch mit dem Versprechen, sich in der Wiener Innenstadt bereits nach der passenden Immobilie für ein neues Rotlicht-Lokal umzusehen, das sie trotz ihres fortgeschrittenen Alters eröffnen möchte. Am Ende heißt es kämpferisch: “Sie halten das für die Träumereien einer alten Puffmutter, die ihre Zeit hinter sich hat? Sie werden sich wundern.”

Madame Nina: Madame Nina weiß alles. Die Memoiren einer Wiener Nachtclub-Königin. edition a. 19,95 Euro

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