AA

Londoner Modewoche blickt auf Sparzwang

Die Designer auf der Londoner Modewoche haben ih­re Herbst- und Winterkollektionen dem Spar­zwang ihrer Kunden angepasst. Modisch sind Schlichtes, Zurückhaltung und Recycling angesagt. Bilder

Jaeger schneidet Löcher in Diamantform in die Stoffe, Jenny Packham verleiht dem Lieblingstop mit aufgesetzten Edelsteinen neuen Glanz. “Wer Geld übrig hat, sollte sich lieber gute Qualität kaufen – wer es sich nicht leisten kann, sollte Accessoires nutzen und alte Kleider aufpeppen”, sagte Modeschöpfer Paul Smith der dpa.

Schwarz dominiert alles. Gold und Silber sowie Königsblau, Orange und Geranienrot sollen die schlechte Wirtschaftslage schön färben. Die Modemarke PPQ nutzt im Paillettenkleid die ganze Farbpalette. Khaki ist für Smith “die Farbe der Rezession”. Der 62-Jährige ist eine Ausnahme in der Branche, die die Rezession besonders hart trifft und Angestellte in Massen entlässt. Smiths Umsatz sei im Jänner um 39 Prozent gestiegen. Wegen des Sparzwangs haben die meisten Designer ihre Modeschauen abgespeckt, kurzfristig oder ganz abgesagt. Bei Maria Grachvogel, die die Hollywood-Stars Angelina Jolie und Scarlett Johansson ausstattet, führten Kosteneinsparungen so weit, dass die improvisierten Trennwände am Laufsteganfang während der Schau umfielen und um Haaresbreite die Topmodels getroffen hätten.

Die Modeschöpfer passen auch die Rollenbilder der Krise an. Männer wehren im Feldherren-Outfit mit langem Leder- oder Fellmantel Gefahren ab. Frauen treten als Stewardess, Feldmarschall oder Pirat auf. Ihr Selbstbewusstsein sollen ausstaffierte Hüften und enge Taillen stärken. Käufer reagierten reserviert auf breite Schultern, die mit Puffärmeln, Schulterklappen und Halskrause stark betont sind.

Aber nicht alle folgen dem Trend, darunter Designerin Daniella Issa. “Uns interessiert Perfektion, nicht Rezession”, sagte die Brasilianerin der dpa. Für ihre “stromlinienförmigen Formen und Schnitte” habe sie sich Inspirationen in Asien geholt.

Viel Schmuck soll die Art-Deco-Epoche aufleben lassen. Bei vielen Designern funkeln Diamanten. Smith legte Weihnachtsbaum-Perlen oder Lametta um den Hals. Und immer wieder finden sich Vogelfedern auf dem Kleid oder am tiefsitzenden Hut.

Die wenigen Shows und Designer haben wenige Promis zur Fashion Week angelockt, obwohl Londons Bürgermeister Boris Johnson umgerechnet 45.000 Euro für Flüge spendierte. So viel Geld kostete im Durchschnitt eine Laufstegshow. Am Abend sollte die Modewoche mit der Präsentation der Männermode zu Ende gehen.

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Lifestyle
  • Londoner Modewoche blickt auf Sparzwang