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London-Terror: Zwei weitere Anklagen

Die britischen Behörden haben am Sonntag zwei weitere der mutmaßlichen Rucksackbomber von London, den 27-jährigen Ibrahim Muktar Said und den 23-jährigen Ramzi Mohammed, angeklagt.

Sie müssten sich wegen versuchten Mordes und Verschwörung zum Mord vor Gericht verantworten, teilte ein Polizeisprecher am Abend mit. Den beiden Männern wird vorgeworfen, mit zwei Komplizen am 21. Juli Bombenanschläge auf drei U-Bahnen und einen Bus in der britischen Hauptstadt verübt zu haben.

Als erster der Tatverdächtigen war am Samstag der 24-jährige Yassin Hassan Omar angeklagt worden. Der vierte mutmaßliche Attentäter, Hamdi Issac, sitzt derzeit noch in Rom in Haft. Über seine Auslieferung nach Großbritannien soll ein Richter am 17. August entscheiden. Bei den Anschlägen am 21. Juli war niemand zu Schaden gekommen.

Der britischen Polizei zufolge wurde am Sonntag ein weiterer Mann wegen Verschwörung zum Mord und illegalen Sprengstoffbesitzes angeklagt. Aus Polizeikreisen hieß es dazu, bei dem 32-jährigen Manfo Kwaku Asiedu handle es sich um jenen Verdächtigen, der in den Medien als „der fünfte Mann“ bezeichnet wird. Spekulationen über einen möglichen fünften Täter waren aufgekommen, nachdem wenige Tage nach den Anschlägen ein Rucksack mit Sprengstoff in einem Londoner Park gefunden worden war. Alle Angeklagten sollen am Montag vor einem Londoner Gericht erscheinen.

Der von Sambia ausgelieferte mögliche Hintermann der Londoner Anschläge vom 7. Juli ist am Sonntagabend bei seiner Ankunft in Großbritannien festgenommen worden. Haroon Aswat sei nach Eingang eines Auslieferungsgesuchs der USA am Luftwaffenstützpunkt Northolt westlich von London festgenommen worden, teilte Scotland Yard am Sonntagabend mit. Zu der möglichen Rolle des 31-Jährigen bei den Anschlägen äußerte sich die britische Polizei zunächst nicht.

Aswat wurde nach Polizeiangaben zunächst in eine Polizeistation im Zentrum der britischen Hauptstadt gebracht. Am Montag sollte er im südlich von London gelegenen Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh einem Richter vorgeführt werden. Aswat war am Sonntag aus Sambia ausgeflogen worden, nachdem die Regierung nach langen Verhandlungen mit Washington und London einer Auslieferung nach Großbritannien zugestimmt hatte. Der Verdächtige ist britischer Staatsbürger. Er war am 6. Juli nach Sambia gereist und am 20. Juli in der Hauptstadt Lusaka festgenommen worden.

Die USA beantragten bei den britischen Behörden die Auslieferung Aswats. Dieser habe im November 1999 in Zusammenarbeit mit anderen versucht, nahe der Stadt Bly im US-Bundesstaat Oregon ein Trainingslager aufzubauen, in dem Kämpfer für den Jihad (Heiliger Krieg) in Afghanistan ausgebildet werden sollten, begründete Washington nach Angaben von Scotland Yard sein Gesuch.

Aswat war in britischen und US-Zeitungen als Drahtzieher der Anschläge von London genannt worden, bei denen 52 Menschen sowie die vier Attentäter ums Leben kamen. Den Berichten zufolge hatten die Ermittler entdeckt, dass Aswat auf seinem Mobiltelefon dutzende Anrufe der vier mutmaßlichen Attentäter erhalten hatte. Scotland Yard hat diese Berichte bisher nicht kommentiert.

London erwägt Landesverratsklagen gegen islamistische Hassprediger

Islamistischen Extremisten, die in Großbritannien zur Gewalt oder zum Verüben von Selbstmordattentaten anstacheln, könnten in Zukunft Klagen wegen Landesverrats drohen. Generalsstaatsanwalt Lord Goldsmith und der Leiter der Anklagebehörde, Ken Macdonald, hätten diese Möglichkeit des Vorgehens gegen Unterstützer der Attentäter vom 7. Juli bereits diskutiert, berichteten die Zeitungen „The Guardian“ und „Daily Telegraph“ übereinstimmend am Montag.

Noch in dieser Woche solle bei einem Treffen des Leiters der Anti-Terror-Abteilung der Staatsanwaltschaft mit ranghohen Vertretern von Scotland Yard darüber diskutiert werden, wie man islamistische Prediger anklagen könne, die durch ihre Billigung der Selbstmordattentate weitere terroristische Akte provozierten.

Die Sorge Londons gilt vor allem dem in Großbritannien lebenden syrischen Islamisten Omar Bakri, der vor 15 Monaten einen Terroranschlag in der britischen Hauptstadt vorhergesagt hatte. Bakri hatte die von ihm gegründete radikale Organisation Al-Muhajiroun zwar im vergangenen Oktober aufgelöst, ist aber weiter als Prediger in Internet-Diskussionsforen aktiv. Bei der Anschlagsserie vor mehr als vier Wochen waren 56 Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen die vier mutmaßlichen Attentäter.

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