Lokal statt global: Wie Vorarlberger Geschäfte mit dem Black Friday umgehen
Wir befinden uns mitten in der Black Week, die am 29. November, dem sogenannten Black Friday, ihren Höhepunkt erreicht. Große Online-Konzerne locken mit vermeintlichen Tiefstpreisen und verleiten zu Impulskäufen.
Besonders seit Corona ist das Onlineshopping bei den Vorarlbergern beliebt geworden. Jetzt stagniert laut der Wirtschaftskammer Vorarlberg der Online-Umsatz auf hohem Niveau. Die Top-Kategorien in Österreich sind dabei laut idealo.at Elektroartikel, Mode und Schuhe.
"Sagen bewusst nein zum Black Friday"
Viele kleine Vorarlberger Läden machen beim Black Friday nicht mit und nehmen bewusst Abstand von der globalen Rabattschlacht. Der Heimtextilienhändler Mary Rose hat ein schwarzes Schild im Schaufenster und ein Social-Media-Video, in dem er klarstellt: "Nein zu Black Friday".
Die Mitarbeiterin Lena Schwendinger begründet dies im VOL.AT-Interview folgendermaßen: "Wir als Unternehmen stehen hinter Nachhaltigkeit und fairen sozialen Arbeitsbedingungen und sagen deshalb bewusst nein zum Black Friday."
VOL.AT zu Besuch in mehreren Vorarlberger Geschäften:
Beweggründe für den Boykott
Das Dornbirner Geschäft ist damit nicht das einzige. VOL.AT hat mehrere Vorarlberger Geschäfte besucht, die bewusst keine Rabatte am Black Friday anbieten. Im Gespräch mit VOL.AT nennen sie unterschiedliche Beweggründe für diese Entscheidung.
"Wer macht Black Friday? Das sind große Konzerne", sagt die Geschäftsführerin von Walser Mode in Hohenems. "Wo firmieren denn die? Wo versteuern die? Das ist nicht Österreich." Die 44-Jährige fordert deswegen eine Chancengleichheit.
Ausländische Steuervorteile helfen Österreich nicht
Sabine Schwärzler vom Spielwarengeschäft Bienenhaus sieht das ähnlich. Für kleine Geschäfte rentiere es sich nicht, nur für einen Tag Prozente anzubieten. Zudem meint die 63-Jährige, dass sie keinen negativen Einfluss auf den Umsatz durch diesen internationalen Rabattschlachttag merkt.
Sie weist vielmehr darauf hin, dass der Umsatz das ganze Jahr über unter einem großen Onlinehändler leide: "Wenn der unter gleichen Steuersätzen leiden würde wie wir, könnte er auch nicht derart große Angebote machen."
"Jeder Euro, der ins Ausland wandert, fehlt in Vorarlberg."
Gerade in Zeiten, in denen der Staat mit finanziellen Engpässen zu kämpfen hat, ist es laut der Spielwarenhändlerin umso wichtiger, dass Steuereinnahmen dort ankommen, wo sie gebraucht werden: "Das Geld, das bei internationalen Konzernen liegen bleibt, hilft unserem Staat überhaupt gar nicht."
Ähnlich sieht es Spartenführer für den Handel der Wirtschaftskammer Vorarlberg Michael Tagwerker: "Jeder Euro, der ins Ausland wandert, fehlt in Vorarlberg." Mit jedem Euro, der im Vorarlberger Handel ausgegeben werde, würden hingegen Löhne, Gehälter und Sozialversicherungsbeiträge gezahlt werden.
"Black Friday und Service passen nicht zusammen"
Für Stefanie Walser passen der Black Friday und ein guter Kundenservice mit fachlicher Beratung nicht wirklich zusammen. Auch Marco Degano stimmt dem zu, dass man für eine gute Beratung und bei anfallenden Reparaturen bei Elektrogeräten bei den kleinen Fachhändlern besser aufgehoben ist als bei den großen Onlinekonzernen.
"Genug zu tun"
Trotzdem sieht der Geschäftsführer von "Elektro Degano" in Wolfurt den Black Friday und Onlineangebote gelassener als seine Mitstreiter und fordert nicht explizit Maßnahmen vonseiten der Politik: Wenn alle nur bei den lokalen Händlern einkaufen würden, gäbe es laut dem 47-Jährigen sogar zu wenig kleine Fachmärkte. Er habe genug zu tun. Außerdem biete er das ganze Jahr günstige Preise an, wodurch er auch nicht am Black Friday mitmacht.
Pink Friday im ediths
Ein Vorarlberger Geschäft hebt sich klar von den anderen besuchten Händlern ab: Das ediths in Dornbirn. Es hat bereits vor mehreren Jahren den Pink Friday eingeführt. "An dem Tag ist bei uns die Hölle los", sagt die Betreiberin und hofft lachend, dass das dieses Jahr wieder der Fall ist.
Jedes Jahr ein neuer Trend
Edith Klinger freut sich, wenn noch vor Weihnachten ihre Dekoartikel möglichst viele Haushalte schmücken. Auch unter anderem aufgrund der Konkurrenz der Onlinehändler gibt es bei ihr im Geschäft den "Pink Friday" mit Rabatten. Die Preise werden nicht wie bei Onlinehändlern neu angeschrieben – das wäre bei den von Hand beschrifteten Produkten gar nicht für einen Tag möglich. Die Prozente werden dann an der Kasse abgezogen.
"Alles, was wir vor Weihnachten vorbringen, müssen wir nach Weihnachten nicht zum halben Preis im Sale geben", erklärt sie den Hintergrund, warum sie diesen Weg geht. "Die Ware muss ja fort. Das ist eine saisonale Ware. Die Christbaumkugel hat nächstes Jahr wieder eine andere Farbe." Heuer sind laut der 49-Jährigen Papierweihnachtskugeln und die Farben "braun, beige, grün und weinrot – wie jedes Jahr – die Renner".
Vorweihnachtszeit ist Salezeit
Doch auch bei den Geschäften, die keinen Black Friday anbieten, müssen die Kunden nicht zwingend auf Sales verzichten. Stefanie Walser weist darauf hin: "Black Friday findet zu einer Zeit statt, wo es in Richtung Sale geht." So gibt es unter anderem im Bienenhaus einen Sale in der zweiten Novemberhälfte für Weihnachtseinkäufe.
Lokale Einkäufe
Wer bei den lokalen Händlern einkauft, macht womöglich nicht das größte Schnäppchen, investiert jedoch in die eigene Umgebung. "Wenn man durch Städte, durch Gebiete schlendert, wie würde das alles ausschauen, wenn da die Geschäfte leer wären?", bringt es Stefanie Walser auf den Punkt. Ähnliche Worte findet Sabine Schwärzler: "Schau dir an, wie das in der Stadt aussieht, wenn die Läden geschlossen sind. Das schaut sehr, sehr traurig aus. Da geht auch viel an Kommunikation und an gemeinsamem Leben verloren."
(VOL.AT)
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