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Löw auf dem Trainer-Olymp - DFB-Boss sicher: Auch in zwei Jahren noch da

Löw jetzt mit WM-Krone - DFB-Boss sicher: Auch in zwei Jahren noch da
Löw jetzt mit WM-Krone - DFB-Boss sicher: Auch in zwei Jahren noch da ©AP
Joachim Löws WM-Strategie ging voll auf. Nun steht der 54-Jährige in einer Reihe mit den Weltmeister-Trainern Sepp Herberger (1954), Helmut Schön (1974) und Franz Beckenbauer (1990). Die deutschen Fußball-Helden und ihr Ziehvater Löw genießen ihr "Glücksgefühl für alle Ewigkeit". Die Titelsause von Rio soll ihren Höhepunkt bei der triumphalen Rückkehr mit dem Weltpokal nach Deutschland erleben. Und was macht der Bundestrainer dann?
So schön jubeln Weltmeister

Bei der großen Weltmeister-Sause am rot beleuchteten Ipanema-Strand mobilisierten Deutschlands neue Fußball-Helden um Goldjunge Mario Götze noch einmal alle Kräfte.

Mit “Siegerflieger” zur Fan-Party

Und übernächtigt machten sich Joachim Löws Feierbiester am Montag im “Siegerflieger” auf die Heimreise zum finalen Höhepunkt in Berlin: Dort will die nach einem Jahrzehnt vollendete Generation um den grandiosen Vorkämpfer Bastian Schweinsteiger mit ihrem Ziehvater Löw nach dem Nachtflug aus Rio mit den euphorisierten Fans weiterfeiern.

“Glücksgefühl wird für alle Ewigkeit bleiben”

“Da wollten wir hin”, verkündete Löw nach seiner erfüllten Titelmission zum Empfang am Brandenburger Tor. Danach werde es im Urlaub “einen emotionalen Abfall geben”, sagte der 54-Jährige, der in der Finalnacht sichtlich beschwingt um 3.00 Uhr durch die Hotel-Lobby huschte. “Aber ich glaube, dieses tiefe Glücksgefühl wird für alle Ewigkeit bleiben”, hatte er einordnend erklärt.

Unbändige Euphorie nach deutschem Krönungstor

Unsterblichkeit ist Löw und seinen 23 Champions nach dem 120 Minuten dauernden 1:0-Finaldrama gegen zähe Argentinier mit ihrem leidenden Superstar Lionel Messi gewiss. Der 13. Juli 2014 geht nach dem für keinen deutschen Fußballer zu überbietenden “Wunder von Bern” 1954 sowie den Triumphen 1974 und 1990 als eine Weltmeisterschaft urdeutscher Tugenden wie Willenskraft und Beharrlichkeit in die Historie ein. Aber auch als Sternstunde der feinen Füße, die Mario Götze mit seinem Krönungstor in der 113. Minute demonstrierte. Diese fließende Bewegung aus Ballmitnahme und Abschluss nach der Vorarbeit von André Schürrle löste im Stadion, aber auch bei den Anhängern daheim Eruptionen der Freude aus.

Löws Auftrag an Mario Götze

“Man begreift eigentlich gar nicht, was passiert, in der Situation, in der Spielminute, das ist einfach unbeschreiblich. Dann miteinander zu feiern, mit dem ganzen Land. Ein Traum ist in Erfüllung gegangen”, sagte Götze, der mit einer Aktion von einem Turnier-Mitläufer zum Helden für die Ewigkeit emporschoss. Löw nannte den 22-Jährigen ein “Wunderkind”, mit Talenten der Dimension Messi. Der Bundestrainer hatte seinen Offensivtrumpf bei der späten Einwechslung mit einem klaren Auftrag in dieses tosende Endspiel geschickt: “Ich habe zu Mario Götze gesagt, zeige der ganzen Welt, dass du besser bist als Messi und dass du dieses Spiel entscheiden kannst.” Gesagt, getan.

Allen Widrigkeiten zum Trotz

Auf Löw hörten die Spieler immer, nicht nur in Brasilien bei dem historischen Erfolg als erste europäische Sieger bei einer WM auf dem amerikanischen Kontinent. Die Mannschaft überwand auch im Finale alle Widerstände, mit denen sie vom Beginn der Vorbereitung in Südtirol an zu kämpfen hatte. Etwa den schon vergessenen Verletzungen des Kapitäns Philipp Lahm, des als bestem Torwart ausgezeichneten Manuel Neuer und auch Schweinsteiger mit dem lädierten Knie.

Dazu kamen harte Ausfälle, etwa der von Offensiv-Rakete Marco Reus am Tag vor der Abreise nach Brasilien. Sein Trikot war bei der Jubelparty mit wilden Samba-Einlagen im Teamhotel immer präsent. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hielt im Saal “Copacabana” eine Rede vor den mit Champagner prostenden Gästen: “Was diese Truppe in acht Wochen geleistet hat, ist phänomenal!”

Triumphgesänge bis in die Morgenstunden

Triumphgesänge hallten bis zum Sonnenaufgang durch die Nacht, auch beim Feiern ging die Mannschaft in die Verlängerung. “Die Nummer 1 der Welt sind wir”, skandierten die Spieler. Fotos der mit Goldmedaillen dekorierten Fußball-Helden mit Pop-Star Rihanna waren schnell im Umlauf. “Ich habe versucht, alles aufzusaugen und auf die Speichertaste zu drücken”, sagte Thomas Müller.

Feiern ohne Abpfiff ist angesagt, zunächst bis Berlin. “Wir werden mit den Fans noch eine Riesenfeier abreißen”, kündigte Schürrle vor dem Weltmeisterflug LH 2014 in die deutsche Hauptstadt an. Die Landung des Jumbos mit Schwarz-Rot-Gold-Verzierung und dem großen Gold-Schriftzug “Siegerflieger” ist für 9.10 Uhr am Dienstagmorgen auf dem Flughafen Tegel geplant.

“Jogis” WM-Konzept geht auf

Löws WM-Konzept, durchaus mit einigen Risiken behaftet, ging in den Wochen von Brasilien voll auf. “Wir haben dem Bundestrainer vom ersten Tag an vertraut. Wir wissen, dass er ein sehr gutes Auge hat, ein sehr gutes Gespür hat für die Mannschaft, wie er wann spielen muss”, berichtete der Münchner Toni Kroos. “Er hat es wirklich geschafft, die Mannschaft total hinter sich zu bekommen. Er ist vorweggegangen und hat unglaubliche Worte gefunden in den Einzelbesprechungen”, verriet Schweinsteiger.

Löw: “Ein Produkt von vielen Jahren”

“Das ist jetzt ein Produkt von vielen Jahren”, erinnerte Löw an einen oft steinigen Weg. Seine Auftritt vor der Weltpresse klang am Sonntagabend ein wenig nach einem Vermächtnis, als er nach dem Spiel zurückschaute. Die Eroberung des Pokals schrieb er vor allem der in mehr als 100 Länderspielen gestählten Generation um Lahm, Schweinsteiger, den ewigen Torjäger Miroslav Klose sowie die den Teamgeist lebenden Per Mertesacker und Lukas Podolski zu.

“Wir haben vor dem Spiel gesagt: Ihr müsst heute so viel geben wie noch nie in eurer Karriere. Dann werdet ihr das erreichen, was ihr noch nie hattet, nämlich diesen Pokal mit nach Hause zu nehmen”, verriet Löw aus der Kabine: “Wir wussten genau, dass Champions irgendwann diesen letzten Schritt machen, die Sache zu Ende bringen. Wir haben immer daran geglaubt.”

Wie geht es mit dem Bundestrainer weiter?

Ob der Bundestrainer nun nach dem absoluten Höhepunkt weitermache, sei “seine Entscheidung”, unterstrich Kroos: “Für den deutschen Fußball wäre es gut, so weiterzumachen. Sich zu steigern, wird allerdings schwer.” Assistenzcoach Hansi Flick, einer von Löws engsten Vertrauten, der nach Brasilien auf den Stuhl des DFB-Sportdirektors wechselt, geht von einer Fortsetzung der inzwischen achtjährigen Ära von Löw aus: “Ich hoffe es doch, absolut.” Anzeichen für eine andere Entscheidung seines Noch-Chefs habe es nicht gegeben: “Nein, null.”

DFB-Boss: Auch in zwei Jahren noch da

Manager Oliver Bierhoff hatte nach dem historischen 1:0-Triumph nach Verlängerung gegen Lionel Messis Argentinier eindeutig die Fortsetzung seiner Arbeit bis 2016 bestätigt. “Und wie ich Jogi die letzten Tage und Wochen gesehen habe, gehe ich auch bei ihm davon aus”, sagte Bierhoff. Auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach ist sicher, dass Löw weitermacht. “Wir haben doch den Vertrag bis 2016 verlängert”, bemerkte der Verbandsboss und erinnerte: “Er hat ja selber Vicente del Bosque zitiert.” Der spanische Nationalcoach hatte nach dem WM-Sieg 2010 erklärt, nächstes Ziel sei der EM-Titel. “Er wird auch in zwei Jahren Trainer sein”, bemerkte Niersbach zu Löws Zukunft.

Rio als Löws Endpunkt?

Auf die Frage, ob es Zweifel gebe an seinem Weitermachen, antwortete Löw bei der ARD: “Ich habe einen Vertrag. Ich muss mit dem Präsidenten nochmal reden, aber ich denke nicht.” Eine kleine Ungewissheit bleibt dennoch. Denn der Freiburger hat sich beim DFB und im Nationalteam immer ein großes Stück Unabhängigkeit in allen Entscheidungen erhalten. Mit dem Gewinn des vierten WM-Titels in der deutschen Fußball-Historie ist die noch gewachsen.

Und in der Tat: “Weltmeister zu werden im Maracanã, als erste europäische Mannschaft auf einem amerikanischen Kontinent zu gewinnen. Mehr geht nicht”, sagte sogar Niersbach. Europameister 2016? Confed-Cup-Sieger 2017? Eine weitere WM 2018 in Russland? Können das nach einer Phase der inneren Einkehr neue Ziele für den kaum berechenbaren Löw sein? Warum – und warum nicht?

Löw auf dem Trainer-Olymp

Löw ist – das steht fest – im Trainer-Olymp angekommen. Er steht auf einer Stufe mit den Weltmeister-Trainern Sepp Herberger (1954), Helmut Schön (1974) und Franz Beckenbauer (1990). Manager Oliver Bierhoff, der Golden-Goal-Schütze beim EM-Titel 1996, setzte das Schlusswort in der Jubelnacht von Rio: “Keiner redet vom Vize-Weltmeister, dann warst du der nette Kerl oder hast irgendwas toll gemacht, aber die Krönung fehlt natürlich.”

(dpa/red)

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