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LKWs, Maut & Motocross: Gipfeltreffen mit Michael Zimmermann

Bei strahlendem Herbstwetter traf LÄNDLE TV in einer neuen Folge von „Begegnung am Berg“ auf dem Bürserberg auf einen Mann, der in Vorarlberg wie kaum ein anderer für das Thema Verkehr steht: Spartenobmann Michael Zimmermann. Ein Gespräch über LKWs, Mautwut, Motocross und die Faszination des Fliegens.

Von Bürs auf den Berg

Michael Zimmermann ist kein Mann, der viel Aufhebens um seine Herkunft macht. Dabei könnte er: Der heutige Spartenobmann der Wirtschaftskammer Vorarlberg für Transport und Verkehr ist in Bürs geboren, seine familiären Wurzeln reichen tief in den Bürserberg hinein. „Meine Großeltern stammen von da oben – für mich ist das wie Heimkommen“, sagt Zimmermann beim Aufstieg zum Loischkopf.

Leidenschaft Beruf: Transport

Mit 21 Jahren begann er bei der Firma Bischof – heute ist er Mitgesellschafter einer Unternehmensgruppe mit Logistikbetrieb, LKW-Werkstatt und mehreren Standbeinen. Daneben ist er Präsident des MCCM Feldkirch, einem Motocrossclub, und Vater von zwei erwachsenen Söhnen. Einer davon steht bereits im Betrieb, der andere ist Profifußballer bei Rapid Wien.

Zimmermanns Weg in die Verkehrswelt war kein Zufall: „Mein Großvater hatte eine Busfirma, mein Onkel eine Spedition. Ich bin mit LKWs und Bussen groß geworden.“

„Der LKW ist die Lebensader der Wirtschaft“

Zimmermann ist einer, der sagt, was Sache ist – gerade wenn es um das Image seiner Branche geht. „Jeder braucht uns, aber keiner will uns“, bringt er die öffentliche Wahrnehmung auf den Punkt. Was viele nicht bedenken: Vom Supermarkt bis zum Spital – alles kommt am Ende mit dem LKW. „Auch das Paket von Amazon, das scheinbar wie von Zauberhand vor der Haustür liegt.“

Die Kritik an LKWs als Umweltbelastung lässt er so nicht gelten: „Ein moderner Euro-6-LKW verbraucht rund 22 Liter auf 100 Kilometer – bei 40 Tonnen Gewicht. Ein SUV braucht oft die Hälfte bei einem Zehntel der Masse.“ Er glaubt fest an die E-Mobilität im regionalen Güterverkehr: „Wir haben fünf E-LKWs im Einsatz. Für mittlere Strecken ist das die Zukunft.“

Maut als „versteckte Steuer“

Kritisch sieht er die laufenden Mauterhöhungen. Die jüngste Steigerung von 7,7 Prozent sei überzogen. „Das zahlt am Ende der Konsument im Supermarkt“, warnt Zimmermann. Die Transportkosten würden direkt auf die Produkte umgelegt – eine schleichende Steuererhöhung, wie er sie nennt.

Nachwuchssorgen auf der Straße

Ein brennendes Thema ist der Fahrermangel: „In Vorarlberg fehlen rund 500 LKW-Fahrer.“ Gründe dafür sieht Zimmermann unter anderem in der fehlenden Work-Life-Balance im Fernverkehr, aber auch in der Konkurrenz durch Billigflüge. „Früher war der LKW das Tor zur Welt. Heute fliegt man um 70 Euro nach London.“

Sein Betrieb setzt auf Nachwuchsmodelle: „Wir übernehmen die Kosten für den Führerschein, wenn sich jemand für zwei Jahre verpflichtet.“

Motocross, Tennis und Hubschrauber

Wer glaubt, Zimmermann ruhe sich auf beruflichem Erfolg aus, irrt. In seiner Freizeit zieht es ihn aufs Motocrossbike oder ins Tennis-Abo nach Lustenau. Seine große Leidenschaft aber: das Hubschrauberfliegen. „Das ist Freiheit pur. Das muss man erlebt haben.“ Außenlandungen zum Spaß seien allerdings verboten, klärt er auf. „Nur Polizei, Militär oder Rettungsflüge sind da ausgenommen.“

Perspektive für die Branche

Auf die Frage nach den Wünschen an die Politik antwortet er ohne Umschweife: „Zuhören. Wirklich verstehen, was die Wirtschaft braucht.“ Es brauche mehr Investitionen in die Bahninfrastruktur, die Förderung von E-Mobilität und „kombinierte Verkehre“, also das Zusammenspiel von Schiene und Straße. Wasserstoff sieht er derzeit noch nicht als praxistaugliche Lösung – eher langfristig. Synthetische Kraftstoffe hingegen hätten Zukunft.

Fazit am Gipfel

Am Aussichtspunkt auf dem Loischkopf angekommen, bleibt ein Moment der Stille – und der Dankbarkeit. „Wenn man so einen Ausblick hat, vergisst man den Alltag kurz“, sagt Zimmermann. Und doch: Der Alltag ist es, den er verbessern will – für eine Branche, die jeder braucht, aber kaum jemand wirklich kennt.

Quelle: LÄNDLE TV

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