AA

Lizenz zum Schönsingen

Wie man das Publikum in Stimmung bringt, das wusste einst schon Jacques Offenbach. Der Deutsche zeigte dabei auch wenig Furcht vor tief ernsten Stoffen. Blaubart

Der Sagenheld und Frauenmörder Blaubart, der etwa B-la Bartok zu einem düster-expressionistischen Seelendrama inspirierte, war Offenbach für das komische Fach keineswegs zu schwarz.

Zynisch-dunkel legt er die Figur zwar immer noch an, aber drumherum herrscht Heiterkeit, die leichte Muse eben. Soll sie nicht zu seicht daherkommen, muss ein Dirigent ran, der der Partitur das Grauen zu entlocken wagt. Mit Martin Andr- steht dem Symphonieorchester Vorarlberg ein solcher vor. Mut zur Hässlichkeit, fast zur Banalität ist gegeben und sie ist vonnöten. Aber auch Mut zur Karikatur kann nicht schaden. Die Offenbachschen Töne vertragen sie und die Handlung sowieso.

Vorarlbergs Musiker zeigten sich gestern von ihrer kompetenten Seite, viel Melodienseligkeit mag der Dirigent nicht, wer Offenbach vor allem damit verbindet, wird weniger oft bedient. Dem Publikum bei der “ Blaubart“ -Premiere am Kornmarkt schien kaum etwas abzugehen. Man hatte dennoch seine Hetz und seine Freude. Bei der echten Liebe bleiben Scherz und Satire dann nämlich außen vor, das berücksichtigen der Dirigent wie der Regisseur.

Überhaupt dürften sich Martin Andr- und Stephen Langridge gut verstehen. Der Brite trägt zwar dick auf, wo überhöht wird, kippen die Figuren allerdings nicht in den Zuckerguss, es gilt der Komödie. Auf Teufel komm raus lautet auch das Kommando für die Ausstattung (George Souglides).

Da blühen in der Dorfszene dann die Schäfchen auf den Bäumen, da verkommt der Königspalast zur zierlichen Vogelvoliere und da wächst Blaubart zum bekanntesten britischen Filmhelden heran. Ist es der Gegenspieler von 007 oder gar der Geheimagent seiner Majestät selbst? Einerlei, Wolfgang Ablinger-Sperrhacke verleiht der Titelfigur stimmlich jedes opernhafte Ausmaß und darstellerisch den Windhund per se. Eine schwache Stelle hat er zwar. Alle Moneypennys, pardon Bond-Girls (als die die ums Eck gebrachten Frauen auftreten), vermögen sie nicht zu nutzen, nur Boulotte ist ihm gewachsen. Susanne Reinhard gibt alles im Spiel, alles in ihrer Solo-Partie und fast alles in den Ensembleszenen.

Überhaupt ist diese Sicht des Werks eher frauenfreundlich. Die Königin (Natascha Petrinsky singt sie mit sattem Timbre) vernascht wirklich so manchen Hofschranzen, Hermia (Daniela Fally) zeigt Temperament und mehr als Krallen.

Die braucht sie, auch die weitere männliche Crew – eine Stärke der Bregenzer Festspiele – ist sehr gut besetzt. Markus Brück ist ein markiger Popolani, Robert Wörle als König ein wunderbarer Komiker, Otto Katzameier ein Minister, der Glanz in der Stimme trägt und Und wenn sie ein Taucherballett umgibt, das gleich auch noch klassische Gesten parodiert und die Bond-Melodie in den Offenbach hineinplärrt, ist das ohnehin noch ein Biss. Operettencharme ad-, Comedy hello – perfekt gemacht, ist es kein schlechter Tausch. weiß, was Satire heißt. Und Daniel Behle ein wackerer Prinz mit schöner Höhe. Auch der von Wolfgang Schwendinger einstudierte Kornmarktchor hält sich meistens gut.

Am Ende kriegen sich dann alle. Auch wenn man sich nicht wundern würde, wenn der große Haifisch auf dem Zwischentransparent dann doch noch echte Zähne gezeigt hätte.

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Vorarlberg
  • Lizenz zum Schönsingen