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Living Planet Report: Mensch halbierte Artenvielfalt in 40 Jahren

WWF präsentierte "Living Planet Report".
WWF präsentierte "Living Planet Report". ©EPA
Seit 1970 hat sich die Zahl der Tierpopulationen auf unserem Planeten mehr als halbiert. Das ist das Ergebnis des "Living Planet Report", dem Zustandsbericht über die Welt, den der WWF alle zwei Jahre veröffentlicht. Derzeit verbraucht die Menschheit als Gesamtes die Ressourcenmenge von eineinhalb Planeten.

Für den Report wurden mehr als 10.000 Wildtierpopulationen von 3.000 Wirbeltierarten in der ganzen Welt erfasst. Auch der ökologische Fußabdruck* der Menschheit ist weiter gestiegen. Macht die Menschheit weiter wie bisher, sind bis 2030 zwei komplette Planeten nötig, damit wir weiter existieren können. Wenn alle Menschen so leben würden wie im Ölscheichtum Kuwait, würden wir fast sechs Planeten brauchen. Die Bewohner von Ländern wie Nepal oder Pakistan benötigen im Vergleich hingegen nicht einmal einen halben Planeten.

Kohlendioxid heizt Klimawandel an

Mehr als 50 Prozent des globalen ökologischen Fußabdrucks gehen auf die Freisetzung von Kohlendioxid zurück, das den Klimawandel anheizt und die Meere versauert. Europa und Nordamerika haben daran den größten, Afrika und die Südpazifikregion den geringsten Anteil.

 

Marco Lambertini
Marco Lambertini ©“Living Planet Report” wurde in Genf präsentiert.

Österreich liegt auf Platz 17

Österreich liegt mit seinem Pro-Kopf-Fußabdruck von 152 untersuchten Ländern auf Platz 17. Würden alle Menschen so leben wie die Österreicher, bräuchte die Menschheit 3,1 Planeten, um die Bedürfnisse aller Menschen zu decken. Mehr als die Hälfte des ökologischen Fußabdrucks Österreichs fällt mit 57 Prozent auf die Freisetzung von Kohlendioxid, gefolgt vom landwirtschaftlichen Anbau mit 20 Prozent.

“Wir fällen Bäume schneller als sie nachwachsen”

“Wir fällen Bäume schneller als sie nachwachsen, fischen die Ozeane leer und produzieren doppelt so viel Kohlendioxid, wie die Atmosphäre, die Wälder und die Ozeane zusammen aufnehmen können”, warnte die Umweltschutzexpertin Barbara Tauscher vom WWF. Die geschätzten Kosten aller Umweltschäden in der Welt betragen mehr als 6.000 Milliarden Euro, das sind mehr als elf Prozent des globalen Bruttoeinkommens. Dabei tragen die ärmeren Länder die Hauptlast der katastrophalen Folgen der globalen Umwelt- und Klimakrise, so der WWF.

Artenvielfalt bereits halbiert

Die globale Artenvielfalt ist von 1970 bis 2010 um 52 Prozent zurückgegangen, so der Report. Im Durchschnitt hat sich die Anzahl der untersuchten Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische damit halbiert. Am schlimmsten traf es die im Süßwasser lebenden Tiere, sie haben um mehr als drei Viertel abgenommen. Die tropischen Regionen leiden wesentlich mehr am Verschwinden der Arten als die gemäßigten Zonen.

Lateinamerika: Artenverlust von 83 (!) Prozent

Besonders dramatisch ist die Lage in Lateinamerika, wo ein Artenverlust von 83 Prozent gemessen wurde. Auch in der asiatisch-pazifischen Region ist der Verlust enorm. Die Lebenswelt des Meeres ging um knapp 40 Prozent zurück. Besonders betroffen davon sind Seevögel, Meeresschildkröten und Haie. In ausgewiesenen Schutzgebieten, so die gute Nachricht, verschwinden nur halb so viele Tiere wie in nicht geschützten Gebieten. In Nepal ist die Zahl der Tiger durch intensive Schutzmaßnahmen sogar um zwei Drittel gestiegen. Dramatisch hingegen ist die Situation in Südafrika, wo die Zahl der gewilderten Nashörner von 13 Tieren im Jahr 2007 auf mehr als 1.000 im Jahr 2013 angewachsen ist.

 

PHILIPPINES POLLUTION
PHILIPPINES POLLUTION ©Neue Strategien sind gefordert. (Bild: EPA)

WWF: Wir müssen neue Strategien entwickeln

Die wichtigsten Schlussfolgerungen des WWF für eine nachhaltigere Welt sind: “Wir müssen die Artenvielfalt so gut wie möglich bewahren und neue Strategien entwickeln wie wir nachhaltiger produzieren und konsumieren. Außerdem müssen wir die internationalen Finanzströme umleiten und die vorhandenen Ressourcen gerechter verteilen. Sonst wird es nicht möglich sein, dass im Jahr 2050 9,6 Milliarden Menschen ein nachhaltiges Leben führen können”, so Tauscher.

*Je kleiner, desto besser: Der ökologische Fußabdruck spiegelt wider, wie stark der Mensch das Ökosystem und letztlich die Erde beansprucht. Berechnet wird er in globalen Hektar (Gha). Ausschlaggebend ist die Summe der Flächen, die bewirtschaftet wird, um den Lebensstil aufrecht zu erhalten.

Überdurchschnittlich groß ist der Wert bei Menschen in den einkommensstarken Ländern, kleiner dagegen in Staaten wie Indien oder Peru. Nachhaltig ist ein Land nach WWF-Angaben dann, wenn der ökologische Fußabdruck pro Kopf nicht größer ist als die weltweit vorhandene Kapazität je Mensch und wenn ein “akzeptabler Lebensstandard” vorherrscht. Aktuell erfülle kein Land beide Kriterien. Um den ökologischen Fußabdruck zu verkleinern, empfehlen Umweltschützer zum Beispiel, so oft wie möglich vegetarisch zu essen. Stromfressende Haushaltsgeräte sollten ausgetauscht und Flugreisen weitgehend vermieden werden.

Link: Österreichischer Fußabdruck-Rechner des Umweltministeriums

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