Das ist die Kriminalstatistik 2022 für Vorarlberg

Die Deliktszahlen haben gegenüber dem Jahr 2021 auffallend zugenommen. Das ist laut Polizei durch den Wegfall der pandemiebedingten Einschränkungen im öffentlichen Leben zu erklären. Werden die Zahlen von 2022 mit denen vor der Pandemie verglichen, ergibt sich ein Zuwachs von 0,5 Prozent der Straftatenzahl.

Vorarlberg bei Aufklärungsquote Nummer eins
Nach zwei pandemiegeprägten Jahren, in denen die Gesamtkriminalität zurückging, stieg 2022 die Zahl der Anzeigen im Vergleich um 14,5 Prozent (von 18.437 auf 21.103). Im Vergleich zum Vorpandemie-Niveau im Jahr 2019 stieg die Kriminalität im Jahr 2022 nur geringfügig um 0,5 Prozent an.
Die Aufklärungsquote sank um 1,9 Prozent auf 61,4 Prozent. Sie stellt im Bundesländervergleich weiterhin den Spitzenwert dar. Sie weist bereits seit dem Jahr 2016 einen Wert von über 60 Prozent auf. 15.190 Tatverdächtige konnten angezeigt werden, 13,6 Prozent mehr als im Vorjahr (13.373).


Kriminalität durch Nicht-Österreicher
Der Anteil der Tatverdächtigen mit nicht österreichischer Staatsbürgerschaft erhöhte sich von 37,7 Prozent im Jahr 2021 um 6,1 Punkte auf 43,8 Prozent. Die größte Gruppe fremder Tatverdächtiger stammte dabei aus Deutschland, gefolgt von der Türkei und Rumänien. Die Anzahl der Asylwerber, die als Tatverdächtige an die Staatsanwaltschaft angezeigt wurden, sank von 724 im Jahr 2019 auf 297 im Jahr 2022. Dieser Trend setzt sich laut Landespolizeidirektor Hans-Peter Ludescher fort.
Cybercrime bereitet Bauchschmerzen
Die größten Bauchschmerzen bereitet der Polizei die Internet- oder Cyberkriminalität. Auch 2022 ist sie wieder gestiegen (um 24,7 Prozent von 1.746 auf 2.178 Straftaten) und macht mittlerweile fast 10 Prozent der Gesamtkriminalität aus. 415 Anzeigen entfielen dabei auf Cybercrime im engeren Sinne (plus 30,5 Prozent mit 318 Anzeigen). Der Internetbetrug ist ebenfalls angestiegen: mit 1.223 Delikten gab es 20,1 Prozent mehr Anzeigen als 2021.

Männer als leichte Opfer?
Auffallend ist der Anstieg von Erpressungen im Internet um 49,2 Prozent. Beinahe jeden zweiten Tag wird bei der Polizei eine Erpressung über das Internet oder soziale Medien angezeigt. Opfer sind dabei laut der Polizei zumeist Männer, die sich gegenüber ihnen unbekannten Personen vor einer Kamera im Internet entkleiden und sich damit zu leichten Opfern machen. Schambedingt rechnet man hier mit einer hohen Dunkelziffer. Auch die Zahl an WhatsApp-Betrugsversuchen nimmt zu.
Die Polizei will hier im Rahmen der Reform der Kriminalpolizei die IT-Einheit für Ermittlungen im Cyber-Raum ausbauen. Damit sei es aber nicht getan, so Ludescher: Man müsse auf Prävention setzen und sich die Frage stellen, wie man die potenziellen Opfer erreichen könne.

Gewalt: Opfer kennen Täter meist
2022 wurden 4.067 Gewaltdelikte angezeigt, was einer Zunahme von 49,2 Prozent zum Vorjahr entspricht. 1.061 Straftaten entfielen auf den Bereich Gewalt in der Privatsphäre. Bei 65,3 Prozent der begangenen Delikte ging der Tat eine Beziehung oder Bekanntschaft zwischen Täter und Opfer voraus (2.839 Täter-Opfer-Beziehungen). Waren bei Gewaltdelikten Waffen im Spiel, so waren es auch 2022, wie schon in den Jahren zuvor, am häufigsten Stichwaffen (111 Fälle). 21 Mal war eine Schusswaffe und 29 Mal eine Art Hiebwaffe im Spiel.

Vier Morde und 46 angezeigte Vergewaltigungen
Im Berichtsjahr 2022 wurden vier vollendete Morde verzeichnet. 46 Anzeigen wegen Vergewaltigung wurden 2022 erstattet, eine Zunahme von sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr mit 43 Anzeigen (2019: 49). In Bezug auf das Delikt Vergewaltigung fällt auf, dass bei 46 Anzeigen nur in einem Fall vor der Tat keine Täter-Opfer-Beziehung bestand. Die Klärungsquote bei Vergewaltigungen ist mit 95,7 Prozent sehr hoch, wenngleich sie im Vorjahr noch bei 100 Prozent lag.
Gestiegen ist im Vergleich zum Vorjahr auch die Anzahl der angezeigten Raubdelikte: 53 Straftaten wurden 2022 angezeigt, im Vergleich zu den im Jahr 2021 angezeigten 38 Delikten ein Plus von 39,5 Prozent (2019: 58). 129-mal kam es im Jahr 2022 zu Gewaltdelikten gegen Beamte – ein Plus von 8,4 Prozent (2021: 119, 2019: 94).

Eigentumskriminalität stieg wieder
In den pandemiegeprägten Jahren konnte aufgrund der Beschränkungen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie ein deutlicher Rückgang bei den Anzeigen registriert werden. So wurden 2020 insgesamt 5.703 Eigentumsdelikte und 2021 insgesamt 4.417 Delikte angezeigt. Nachdem im vergangenen Berichtsjahr die Rückkehr zum normalen Leben stattfand, stiegen auch die Anzeigen wieder. 2022 wurden bei der Polizei in Vorarlberg 4.609 Anzeigen erstattet, ein Plus von 4,3 Prozent. Trotz des Anstiegs wurde das Niveau von 2019 nicht erreicht (2019: 5.860).
Bei den Einbruchsdiebstählen in Wohnhäuser und Wohnungen ergab sich 2022 ein Anstieg um 5,2 Prozent auf 122 Delikte (2021: 116). Das Vorpandemieniveau wurde aber auch bei den Einbrüchen in Wohnräumlichkeiten bei weitem nicht erreicht (2019: 178). Die Aufklärungsquote bei Einbruchsdiebstählen in Wohnräumlichkeiten ist mit 39,3 Prozent nirgendwo in Österreich so hoch, wie in Vorarlberg.

Ein ähnliches Bild zeichnet sich beim Kfz-Diebstahl ab. In den Pandemiejahren waren die Anzeigen rückläufig, bis sie 2022 um 22,2 Prozent von 27 auf 33 Delikte angestiegen sind. Trotzdem haben sie den Höchstwert der letzten zehn Jahre aus 2019 mit 50 erstatteten Anzeigen in diesem Bereich bei nicht erreicht. Gesunken ist hingegen die Anzahl von Taschen- und Trickdiebstählen. Im Berichtsjahr wurden 71 Delikte angezeigt, was im Vergleich zum Vorjahr bei 108 Delikten einen Rückgang von 34,3 Prozent bedeutet (2019: 211).
Suchtmittelkriminalität
Im Jahr 2022 wurden 1.781 Delikte nach dem Suchtmittelgesetz angezeigt, ein Plus von 10,6 Prozent im Vergleich zu den im Jahr 2021 erstatteten 1.610 Anzeigen (2019: 2.071). Die Polizei im Ländle profitiert hier von internationalen Erfolgen im Kampf gegen Hinterleute und Lieferanten. Ermittlungen gegen diese "hohen Tiere" seien aber auch zeitaufwändiger.

Wirtschaftskriminalität
2022 ist die Wirtschaftskriminalität von 2.745 angezeigten Straftaten auf 2.820 angestiegen, ein leichtes Plus von 2,7 Prozent. Der Großteil der Fälle entfiel auf Betrugsdelikte (1.933). 50 Anzeigen wegen Sozialleistungsbetrug wurden erstattet (2021: 102, 2019: 86). Nachdem die Anzeigen beim Trickbetrug in den pandemiegeprägten Jahren gesunken sind, stiegen sie 2022 um 93,4 Prozent von 121 auf 234 Delikte an (2019: 138). Die echten Wirtschaftsdelikte sind von 63 auf 44 Anzeigen im Jahr 2022 gesunken (2019: 94). Auch im Bereich der Urkundenkriminalität wurde ein Rückgang von 445 Anzeigen im Vorjahr auf 437 Anzeigen verzeichnet (2019: 464). Im Berichtsjahr wurden 100 Anzeigen wegen Delikten im Zusammenhang mit unbaren Zahlungsmitteln erstattet, ein Plus von 42,9 Prozent im Vergleich zu den 2021 erfassten 70 Anzeigen (2019: 92).
(VOL.AT)
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