Für ihr Maturaprojekt hat sich die Großdorferin Lisa Schmidinger gemeinsam mit ihren Schulkolleginnen Anna Hirschbühl und Laura Barta Großes vorgenommen: Diesen Sommer vesuchen sie im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh, HIV- Infizierten und Waisenkindern, die im Kastensystem als Unberührbare kaum Überlebenschancen haben, das Nähen beizubringen. Von Zeit zu Zeit berichtet uns Lisa von ihren Erlebnissen.
Hier Lisa`s erster Report:
“Namaste zusammen!
Als aller erstes möchte ich mich bei euch allen für die finanzielle und mentale Unterstützung danken. Allein beim “Rock for India” haben wir 2500 durch den Erlös und Spenden eingenommen. Und das ist nicht genug, noch einige zahlreiche Leute haben von außerhalb gespendet. Dafür DANKE – ich glaube, so etwas ist in unserer Gesellschaft nicht mehr wirklich selbstverständlich und darum sind wir begeistert und werden uns nun noch mehr ins Zeug legen, euch über die Projekte zu informieren.
Geheimnisvolle Augen
Wir sind am Mittwoch von München aus gestartet. In Doha hatten wir einen Zwischenstopp und während des Wartens, haben wir die Menschen beobachtet und versucht zu eraten woher sie kommen und wohin sie gehen. Es waren gemischte Gesichter, genervte, verwirrte, gelassene, vorfreudige… aber was mich am meisten fasziniert hat, waren die dunklen, meist haselnussbraunen Augen, die zwischen dem Schlitz der Burkas hervor lugten. Es sind geheimnissvolle Augen, denen man folgt und einen neugierig machen, doch sobald sich die Blicke mal zufällig treffen, spürt man sofort das Unbehagen des anderen und wie sie versucht, noch ihren kleinen Rest der sichtbaren Haut zu verstecken.
Die Fremden
In Mumbai gelandet, mussten wir erst mal erleben wie gerne Inder drängeln und ungern freiwillig aus dem Weg gehen und so wurde der Weg mit unseren Riesenrucksäcken, zum Exit, zur Qual. Erst mal raus aus der Schiebetür kommt man sich vor wie in einem Käfig, denn rund um, an den Gittern, stehen Leute, die einen beobachten und man spürt förmlich, wie jeder Schritt der “Fremden” beobachtet wird. Dazu kommt noch diese unerträgliche feuchteheiße Welle die meine Brillengläser sofort beschlagen lässt. Die ersten Schweißperlen auf der Stirn bilden sich nach den paar ersten Schritten und dann klebt man nur noch, außer man hat Glück und bekommt ein Auto mit AC. Wir hatten dieses unglaubliche Glück und wurden von dem Bizauer Martin Gmeiner, der hier in Mumbai für einige Zeit arbeitet, herzlich aufgenommen – ohne ihn, ganz ehrlich, wären wir verloren gewesen.
Der Stärkere hat hier die Macht!
Wir fuhren gemeinsam in die Stadt und die vielen Eindrucke sollten verarbeiten werden, aber die Menge war einfach zu riesig. Das erste Gesetz, das uns Martin beibrachte: “Der Stärke hat hier die Macht.” Das bedeutet LKW vor Auto, Auto vor Moped und Moped vor Fussgänger. Wer sich daran nicht hält, wird hier Probleme bekommen und auch scheint es, als wären die Inder farbenblind, denn keiner beachtet eine rote Ampel. Es wird einfach drauf los gefahren und gehupt. Wir wurden auch sofort mit dem Elend dieser City konfrontiert. Man muss einiges wegstecken könnnen um hier Zeit zu verbringen!
Sie haben das Lachen noch nicht verloren…
Überall lagen Menschen auf den Gehsteigen, auf Zeitungsresten, auf Treppen. Ganze Familien hatten Schlafplätze auf der Straße und da siehst du, dass diese Menschen nur das haben, was sie am eigenen Leib tragen. Ich hatte keinen Mut mehr meine Kamera aus zu packen und dieses Elend zu dokumentieren Das einzige was mich ein bisschen getröstet hat war, dass diese Menschen ihr Lachen immer noch nicht verloren haben. Diese Bilder prägen einen schon und du denkst schlimmer kann es gar nicht werden, aber dann steigst du aus deinem Auto aus und bekommst diesen beißenden Geruch in die Nase. Diese schwere, heiße Luft, die du einatmest fühlt sich so an, als würde sie deine ganze Lunge verkleben. Die Gerüche die du riechst sind unbeschreiblich, es sind Mischungen von Müll, Vergammelten, Kot und Verwesendem und du kommst nicht mehr los von diesem Geruch, denn hinter jeder Ecke verbirgt sich ein Neuer, der dir wieder beißend in die Nase steigt.
Wir wollten eigentlich gleich von Mumbai aus mit dem Zug nach Andhra Pradesh weiter reisen, leider hat sich unsere Reservierung nicht so ganz gelohnt und deshalb haben wir keinen Platz im Zug bekommen und nicht mal den Schaffner konnten wir bestechen, was sonst anscheinden einfach wäre.
Darum verbringen wir jetzt noch eine Nacht bei Martin, dessen Gastfreundlichkeit uns wirklich umhaut , aber “an echta Wäldar halt”.
Bis dann
Lisa
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