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Linkspolitiker Funes wird neuer Präsident von El Salvador

Nach zwei Jahrzehnten konservativer Führung hat sich bei der Präsidentenwahl in El Salvador der Kandidat der Linken durchgesetzt. Mauricio Funes von der ehemaligen Guerilla-Organisation FMLN siegte mit einem knappen Vorsprung vor dem Kandidaten der bisherigen Regierungspartei ARENA, Rodrigo Avila.

Die Serie von Wahlerfolgen der Linken in Lateinamerika in den vergangenen Jahren setzte sich damit fort.

Funes errang am Sonntag 51,3 Prozent der Stimmen, auf den konservativen Avila entfielen 48,7 Prozent. Damit löst Funes’ Partei FMLN, die 1992 aus einer marxistischen Guerilla-Bewegung hervorgegangen ist, ihren einstigen Bürgerkriegsgegner an der Regierung ab.

Der 49-jährige Funes versprach in der Wahlnacht, er werde das Land einen. “Dies ist der glücklichste Abend in meinem Leben”, sagte Funes und dankte allen Wählern für “diesen Weg der Hoffnung und des Wandels”. Im Wahlkampf stellte Funes den verbreiteten Ärger über Steuerhinterziehungen von Großunternehmen in den Mittelpunkt. Nun sei die Zeit derer gekommen, “die an soziale Gerechtigkeit und Solidarität glauben”, sagte Funes vor jubelnden Anhängern am Montag.

Die Nationale Befreiungsfront Farabundo Marti (FMLN) profitierte offenbar auch von der wachsenden Unzufriedenheit mit der ARENA-Partei, die in den vergangenen zwei Jahrzehnten die Regierung stellte. Dabei änderte das Wirtschaftswachstum nichts an der verbreiteten sozialen Ungleichheit in dem mittelamerikanischen Land.

Funes versicherte, El Salvador werde seine engen Beziehungen zu den USA aufrechterhalten. Der Politiker steht nach eigener Aussage dem gemäßigten brasilianischen Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silva näher als dem radikaleren venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez und dessen Verbündeten Ecuador, Bolivien und Nicaragua. Er bezeichnete sich selbst als wirtschaftsfreundlich und gemäßigt. Funes rief auch zur Versöhnung mit der konservativen Partei ARENA (Alianza Republicana Nacionalista) auf, deren Gründer in Zusammenhang mit rechten Todesschwadronen gebracht werden.

Während des Bürgerkriegs in dem mittelamerikanischen Land von 1980 bis 1992 wurden rund 75.000 Menschen getötet. Viele kamen durch die Todesschwadronen ums Leben. Die USA hatten mit Milliarden Dollar eine ganze Reihe rechter Regierungen im Kampf gegen die FMLN unterstützt.

“Meine Partei, die FMLN, hat der ganzen Welt gezeigt, dass sie bereit ist zu einer neuen Regierung”, sagte Funes nach seinem Wahlsieg. Der frühere Fernsehjournalist ist der erste FMLN-Kandidat, der keine Guerilla-Vergangenheit hat. Hunderte Anhänger jubelten in den Straßen der Hauptstadt San Salvador, als Funes’ Rede im Fernsehen übertragen wurde. Sie schwenkten FMLN-Fahnen und fielen einander in die Arme.

Funes’ Konkurrent Avila räumte seine Niederlage ein und kündigte an, seine ARENA-Partei werde in der Opposition konstruktiv mitarbeiten. Die Partei hatte El Salvador politisch eng an die USA gebunden und Soldaten zur Unterstützung der US-Truppen in den Irak geschickt.

Der scheidende Präsident Tony Saca durfte gemäß der Verfassung nicht mehr antreten. Sein Kandidat Avila warnte, dass ein Sieg der FMLN El Salvador auf einen kommunistischen Weg führen und die guten Beziehungen zu den USA gefährden würde. Die Regierung von US-Präsident Barack Obama erklärte vor der Wahl jedoch, sie werde mit jedem gewählten Präsidenten zusammenarbeiten. Obamas Vorgänger George W. Bush hatte bei der Wahl 2004 noch gemeint, ein Sieg der FMLN würde den Beziehungen schaden. Funes kündigte an, die Stärkung der Beziehungen innerhalb der Staaten Mittelamerikas und zu den USA zähle zu seinen außenpolitischen Prioritäten.

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