Lingenhöle Technologie fürchtet um seinen Betriebsstandort

Es sind Nachrichten wie diese, die dem Ruf des Wirtschaftsstandortes Vorarlberg nachhaltig schaden. Im vorliegenden Fall geht es um den Umgang der Stadt Feldkirch mit dem dort in dieser Rechtsform seit 1991 ansässigen Familienbetrieb Lingenhöle Technologie, der im Industriegebiet Runa an die 80 Mitarbeitenden beschäftigt. Das Unternehmen sieht durch eine offenbar nicht vorab angekündigte Entscheidung der Stadt relevante Teile seiner Produktion in der Existenz bedroht.
Grundstück nicht bebaut, aber betrieblich genutzt
Konkret geht es um ein an den Firmensitz direkt angrenzendes Grundstück, das die Firma Lingenhöle im Jahr 2004 von der Stadt Feldkirch erworben hat. Die Bedingung: Das Gewerbegrundstück musste bis 2006 von Lingenhöle bebaut werden. Lingenhöle hat auf dem Grundstück seither zwar kein Produktions- oder Bürogebäude gebaut, dafür unter anderem zwei Grundwasserbrunnen, deren Wasser im Geschäftsbereich Wärmebehandlung zum Einsatz kommt. Zudem befinden sich das gesamte Rohmateriallager sowie diverse Außencontainer für das Abfallwirtschaftskonzept auf dem Grundstück.
Keine Gespräche, keine Vorabinformation
"Uns verwundert die Vorgehensweise der Stadt", sagt Klaus Lingenhöle im wpa-Interview. So habe es keinerlei Vorabinformationen oder Gespräche gegeben. "Wir erhielten einen eingeschriebenen Brief mit einem ausformulierten Schreiben zur Unterzeichnung binnen 14 Tagen." Die Stadt werde von ihrem Wiederkaufsrecht Gebrauch machen, da das Grundstück nicht bebaut wurde. Ein entsprechender Stadtvertretungsbeschluss sei am 6. Mai 2025 gefallen. "Ein kurzer Besuch vor Ort hätte genügt, um zu sehen, dass hier sehr wohl Betriebsanlagen im Einsatz sind. Auch wenn es sich nicht um Gebäude handelt."
Ohne Grundwasserbrunnen keine Wärmebehandlung
Lingenhöle hat zwischenzeitlich Bürgermeister Manfred Rädler (ÖVP) einen Brief geschrieben, der mittlerweile in breiteren Kreisen kursiert. Dort steht: "Wir haben auf diesem Grundstück unsere ganze Infrastruktur aufgebaut. Ohne dieses Grundstück kann ich hier zusperren. Die Erweiterung unserer Firma wäre ohne dieses Grundstück nicht möglich gewesen." Am Rohmateriallager würden 50 Arbeitsplätze hängen, da man ohne dieses Lager nicht produzieren könne. Ohne die Grundwasserbrunnen sei keine Wärmebehandlung möglich. "Da sind die restlichen 25 Mitarbeitenden beschäftigt." All diese Infrastruktur sei behördlich genehmigt und der Stadt bekannt.
Außerdem plane Lingenhöle - die wpa berichtete - das operative Geschäft der insolventen Firma Protec inklusive der 24-köpfigen Belegschaft zu übernehmen und auf diesem Grundstück anzusiedeln. Zu diesem Zweck wurde bereits die Lingenhöle Performance GmbH gegründet.
Bürgermeister wochenlang abwesend - Stadt kann nicht antworten
Die wpa hat die Stadt Feldkirch vor mehr als zwei Wochen kontaktiert, um eine Stellungnahme zu erhalten. Vor zwei Tagen kam die Rückmeldung, dass man aufgrund einer Abwesenheit des Bürgermeisters erst nächste Woche antworten könne.
Wirtschaftsstadtrat Flach: "Uns sind nicht alle relevanten Informationen vorgelegen"
Eine direkte Anfrage bei Wirtschaftsstadtrat Wolfgang Flach, der im Zivilberuf als Prokurist beim Baustoffhändler Pümpel tätig ist, brachte dann schlussendlich folgende Rückmeldung: Es sei richtig, dass der Stadtrat einstimmig und die Stadtverwaltung seiner Erinnerung nach auch ohne Gegenstimme für den Rückkauf des Lingenhöle-Grundstückes gestimmt habe. "Diese Entscheidung fiel auf der Grundlage der damals zur Verfügung stehenden Informationen. Mittlerweile hat sich durch den Brief von Herrn Lingenhöle herausgestellt, dass diverse relevante Informationen damals nicht vorlagen. Jetzt wird man sich die Sache natürlich noch einmal ansehen, denn offenbar gibt es betriebliche Infrastruktur auf dem Grundstück", sagte Flach. Sehr ähnlich klingt es auch aus der Stadtvertretung.
So werde es nächste Woche einen Termin mit Klaus Lingenhöle geben, um eine Lösung zu suchen. "Es wird sicherlich nicht soweit kommen, dass Lingenhöle in seiner Produktion Probleme bekommt oder gar der Standort gefährdet ist", so Flach. Das sei sowohl in wirtschafts-, als auch in standortpolitischer Hinsicht nicht vertretbar.
(Wirtschaftspresseagentur)
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