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Ligety holt Gold, Blech für Hirscher

Der Favorit hat sich durchgesetzt. Gold für Ligety
Der Favorit hat sich durchgesetzt. Gold für Ligety ©AP
Ted Ligety hat als erster US-Amerikaner Olympia-Gold im Riesentorlauf gewonnen. Der US-Weltmeister siegte am Mittwoch in Krasnaja Poljana vor den beiden Franzosen Steve Missillier (0,48) und Alexis Pinturault (0,64).
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Für den Österreicher Marcel Hirscher blieb mit 0,30 Sek. Rückstand auf Bronze nur Platz vier. Matthias Mayer wurde Sechster, Benjamin Raich Siebenter, Philipp Schörghofer 18.

Damit blieb es am Mittwoch auch den ÖSV-Alpinen verwehrt, die zehnte Sotschi-Medaille und das insgesamt 300. Olympia-Edelmetall (Sommer und Winter) für Österreich zu holen. Pechvogel Hirscher kam erstmals seit langem in einem Riesentorlauf nicht auf das Podest. Der tschechische Sensationsmann Ondrej Bank, der in Lauf eins als Einziger halbwegs mit Ligety mithalten konnte, belegte in der Endabrechnung Platz fünf.

Nächste Chance im Slalom

Bereits 2010 in Vancouver hatte Hirscher mit den Rängen vier im Riesentorlauf und fünf im Slalom hauchdünn die Medaillenränge verpasst. Die nächste Chance folgt am Samstag im Slalom. “Ich fühle mich beschissen”, meinte der 24-Jährige auf die Frage, wie nach diesem bitteren Rennausgang seine Gefühlslage aussehe. “Was hab ich von einem vierten Platz?”, fragte der am Boden zerstörte zweifache Gesamt-Weltcup-Sieger. “Da kann ich gleich daheimbleiben. Nur weil’s so schön da ist, brauch’ ich nicht herfahren.”

Wie bitter dieser vierte Platz für Hirscher ist, beweist auch ein Blick auf die Statistik seiner Weltcup-Riesentorläufe. In den jüngsten 22 Rennen ist Hirscher lediglich zwei Mal nicht in die Top-Drei gefahren. “Das war wirklich das blödeste Rennen, um nicht aufs Stockerl zu fahren. Aber einer muss halt der erste Verlierer sein.”

Hang für Hirscher zu flach

Seine Ergebnisse in Vancouver hatte Hirscher, der damals 20 Jahre alt war, durchaus als Erfolg gesehen. Den vierten Rang in Russland kann er aber keinesfalls von einer positiven Seite betrachten. “Was soll man da sagen: ‘Rockstar Hirscher Vierter, Juhu?’. Wahrscheinlich wär es sogar besser gewesen, wenn ich ausgeschieden wäre. Das wäre gescheiter gewesen als Vierter zu werden, vor allem schon das zweite Mal.”

Die Gründe für die verpasste Medaille liegen auf der Hand. “Es ist nirgends im gesamten Weltcup annähernd so flach wie da. Auf so einem Hang kann ich halt nicht mehr.” Dass es ein Olympia-unwürdiger, weil zu leichter Hang war, wollte Hirscher aber nicht sagen. “Das wäre Sudern, und das will ich nicht. Aber es steht da alles unter keinem guten Stern.”

Deshalb kann sich Hirscher auch rein sportlich gar nicht viel vorwerfen. “Die Fahrt war nicht lupenrein, aber okay, nicht so schlecht.” Die Funksprüche der ÖSV-Trainer dürften Hirscher an diesem Tag nicht wirklich geholfen haben. Auch ÖSV-Teamkollege Philipp Schörghofer erwähnte, dass ein Hinweis für den Fahrstil im oberen Bereich eher hinderlich war. Empfohlen wurde eine runde Fahrweise, gefragt wäre aber laut Schörghofer und Hirscher der direktere Weg gewesen.

Keine Extramotivation für Slalom

Die Überlegenheit von Goldmedaillengewinner Ted Ligety müsse man neidlos anerkennen. “Das ist so eine extreme Überlegenheit auf so einem Hang. Im zweiten Durchgang ist er nur mehr auf einen Kaffee da runter gefahren”, meinte Hirscher über den US-Amerikaner.

Den Glauben, dass der vierte Platz Extramotivation oder die berühmte Wut im Bauch für den Slalom bringe könne, hatte Hirscher so kurz nach dem Rennen noch nicht gefunden. “Nein, nein, ganz sicher nicht. Daran gibt es nichts positives.” Schließlich sei auch der Slalom-Hang keinesfalls ein klassischer, steiler “Hirscher-Hang”.

Aufgegeben hat Hirscher den Kampf um seine erste Olympia-Medaille aber natürlich noch lange nicht. “Das Hirscher-Werkl hat sicher nicht aufgehört zu rennen. Es geht schon weiter. Deshalb werde ich sicher nicht die Ski ins Eck stellen”, meinte Österreichs “Sportler des Jahres 2012”.

Endstand

1. Ted Ligety USA 2:45,29
2. Steve Missillier FRA 2:45,77
3. Alexis Pinturault FRA 2:45,93
4. Marcel Hirscher AUT 2:46,23
5. Ondrej Bank CZE 2:46,29
6. Matthias Mayer AUT 2:46,34
7. Benjamin Raich AUT 2:46,35
8. Felix Neureuther GER 2:46,59
9. Thomas Fanara FRA 2:46,73
10.Henrik Kristoffersen NOR 2:46,79
11. Luca De Aliprandini ITA 2:46,91
12. Fritz Dopfer GER 2:46,97
13. Carlo Janka SUI 2:47,04
14. Matts Olsson SWE 2:47,06
15. Tim Jitloff USA 2:47,13
16. Leif Kristian Haugen NOR 2:47,15
17. Davide Simoncelli ITA 2:47,35
18. Philipp Schörghofer AUT 2:47,46
19. Jared Goldberg USA 2:47,48
20. Bode Miller USA 2:47,82
21. Samu Torsti FIN 2:47,97
22. Adam Zampa SVK 2:48,41
23. Zan Kranjec SLO 2:48,48
24. Mathieu Faivre FRA 2:49,43
25. Sergej Maytakow RUS 2:49,67
26. Ivica Kostelic CRO 2:49,68
27. Mauro Caviziel SUI 2:49,75

Reaktionen

Marcel Hirscher: “ich bin nicht wirklich happy, eher grantig. Positiv war, dass ich alles probiert habe. Aber Vierter, da kann ich mir gar nichts kaufen drum, das war ich vor vier Jahren auch schon. Viel Sachen haben nicht optimal funktioniert. Dass ich nach zehn Riesentorläufen in Serie diesmal nicht unter den drei bin, das ist auch schon wurscht, ob die Serie weg ist oder nicht. Es hat keinen Wert mehr. Drei waren heute besser, daran gibt es nichts zu rütteln. Der Hang war wie Beaver Creek, ist Ted fast auf den Leib geschneidert. Er hätte ein Jausenbrot auch noch essen können. Dahinter war es ein Zehnkampf um die Medaillen. Ich bin vor dem Slalom nicht allzu zuversichtlich, die Situation ist nicht die leichteste. Wenn man wo nicht zurecht kommt, kommt man nicht zurecht. Ich tu mir allgemein nicht so leicht.”

Matthias Mayer: “Es war alles eng beisammen. Ich habe es leider oben ein bisschen verbremst. Vor dem Rennen wollte ich ein Top-Ten-Resultat haben, jetzt bin ich Sechster – also kann ich zufrieden sein. Ich bin nicht so viele zweite Riesentorlauf-Durchgänge gefahren. Da fehlt mir vielleicht ein bisschen das Gefühl in den spitzen Kurven. Ich kann aber sehr zufrieden sein mit meinen letzten zwei Wochen. Gratulation an den Ted (Ligety). Als Top-Favorit zwei solche Läufe herunterzubringen, dafür gebührt ihm größter Respekt.”

Benjamin Raich: “Ich habe alles gemacht. Ich habe mich gut vorbereitet, habe hart trainiert. Vier Zehntel auf eine Medaille – es wäre schon noch etwas mehr möglich gewesen. Es haben doch viele Außenseiter schon etwas gewonnen, vielleicht ist auch im Slalom noch etwas möglich. Es war für uns Österreicher ein starkes Ergebnis, aber von vier bis sieben – das ist halt schade.”

Philipp Schörghofer: “Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Es ist richtig enttäuschend, weil ich zuletzt eigentlich gut in Form gewesen bin. Ich bin einfach nicht schnell geworden. Ich habe keine Erklärung dafür. Es war einfach ein schlechtes Rennen von mir.”

 

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