AA

Liftbetrieb und Industrie-Riese: Wohin EU-Agrargelder in Vorarlberg fließen

Rund 1,3 Millionen Euro EU-Agrarförderungen für das Fernwärme-Heizwerk in Oberlech.
Rund 1,3 Millionen Euro EU-Agrarförderungen für das Fernwärme-Heizwerk in Oberlech. ©Hofmeister, EPA
Bregenz, Brüssel - Nur 80 Prozent der EU-Agrargelder gehen an die Landwirtschaft. Selbst das Land Vorarlberg erhält Subventionen. Das berichten die Vorarlberger Nachrichten in der Freitagsausgabe.
EU-Förderungen für Vorarlberg
NEU

28,7 Millionen Euro hat die EU im Vorjahr an Agrarförderungen nach Vorarlberg überwiesen. Jeder fünfte Subventions-Euro ging allerdings nicht an die Landwirtschaft. Unter den größten Subventionsempfängern finden sich ausschließlich Nicht-bäuerliche Betriebe. Spitzenreiter ist mit Förderungen in der Höhe von 1.292.433 Euro das Fernwärmeheizwerk Oberlech. Auch Gemeinden und das Land selbst beziehen hohe Förderbeträge. „Die Verteilung der EU-Agrarzahlungen zeigt, dass es sich nicht um Bauerngelder handelt, sondern auch um Projektfinanzierungen im ländlichen Raum”, so Agrar-Landesrat Erich Schwärzler.

“Habe kein schlechtes Gewissen”

VN-Recherchen in der Transparenzdatenbank zu EU-Agrarzahlungen zeigen aber auch, dass die Agrar-Gelder teils bemerkenswerte Empfänger-Adressen haben. So kommt etwa die „Skilifte Lech Ing. Bildstein GmbH.” in den Genuss von Geldern aus Brüssel. 5945,69 Euro wurden aus dem Bergbauernprogramm überwiesen, aus dem Umweltprogramm ÖPUL kamen weitere 4772,56 Euro und 1448,55 Euro gab es an Direktförderungen, die laut EU-Definition Landwirten ein stabiles Einkommen gewährleisten sollen. „Ich habe keinerlei schlechtes Gewissen, wenn man uns wie alle anderen Landwirte unterstützt”, so Lifte-Geschäftsführer Michael Manhart zu den VN. Man züchte schottische Hochlandrinder zur Sicherung des Geländes. 22 Stück Vieh zählt die Liftgesellschaft.

Subventionen für Doppelmayr

Auf der Subventionsliste der EU findet sich auch die Doppelmayr Seilbahnen GmbH. Der Industrie-Riese aus Wolfurt mit 612 Millionen Euro Umsatz und 2297 Mitarbeitern weltweit erhielt 2012 EU-Agrarzahlungen aus dem Bergbauernprogramm und dem Umweltprogramm ÖPUL. In Summe 1181,80 Euro. „Für die Bewirtschaftung von Streuwiesen im Ried”, so Unternehmenssprecher Ekkehard Assmann zu den VN. Ins Bergbauernprogramm würden auch naturbedingt benachteiligte Gebiete und damit die Streuwiesen im Ried fallen. Sie zu bewirtschaften sei kostenintensiv, so Assmann.

EU-Geld für Emser Gutsbetrieb

Eine schiefe Optik will auch Landesrat Erich Schwärzler keine erkennen, wenn es um Direktzahlungen an den Gutsbetrieb Rheinhof in Hohenems geht. Der Hof ist seit 2003 im Besitz des Landes Vorarlberg und erhielt im Vorjahr 18.668,38 Euro aus dem EU-Agrarbudget. „Es gibt eine einheitliche Betriebsprämie – dadurch hat der Gutsbetrieb Anspruch”, so Schwärzler. Er lege aber großen Wert darauf, dass es keine Gelder für die Bewirtschaftung der Flächen gegeben habe. Davon seien Gemeinden und Landesbetriebe ausgeschlossen. (VN)

  • VOL.AT
  • Vorarlberg
  • Liftbetrieb und Industrie-Riese: Wohin EU-Agrargelder in Vorarlberg fließen