Licht- und Farbenspektakel

Die Generalprobe der „West Side Story“ am Dienstag Abend ließ in einem Punkt keinen Zweifel: Die Ära Wopmann bei den Bregenzer Festspielen geht mit einem fulminanten Licht- und Farbenspektakel zu Ende, die Möglichkeiten der Seebühne wurden voll ausgeschöpft. Dennoch: Man hat beim Publikum einer Seeaufführung schon mehr Begeisterung erlebt.

Einmal leuchtet der Wolkenkratzer blutrot, dann wieder ist er in eisiges Blau getaucht, Stühle und Tische in knalligen Farben bei „Doc’s“ – kein noch so kleiner Farbtupfer ist dem Zufall überlassen. Das Licht, vor allem durch die von unten beleuchtete gläserne Bühne, spielt eine zentrale Rolle in der Inszenierung der „West Side Story“ von Francesca Zambello. Der hohe Gassenhauer-Anteil des Stückes („America“!) und massenhaft Gelegenheit für eine den ganzen Raum einnehmende Choreografie sind des Weiteren eine „sichere Bank“: Es mussten bereits drei zusätzliche Vorstellungen eingeschoben werden.

Die verschiedenen Aspekte des Rassenhasses zwischen den „Eingeborenen“ und „Kanaken“ an der West Side Manhattans, mit Polizisten, die unverhohlen die falsche Partei ergreifen, sind in ihrer derben Deutlichkeit von Zambello kein Jota zurückgenommen. Das Stück sei aktueller als bei der Uraufführung vor bald 50 Jahren, sagte sie. Zur szenischen Darstellung der Kluft zwischen Arm und Reich genügt ihr treffsicher sogar nur eine Szene, wenn uniforme Businessmen quer über die Bühne und achtlos, höchstens die Nase rümpfend, an den Leichen von Riff und Bernardo vorbei zur Arbeit schreiten.

Bei der Generalprobe spielte das Wetter ideal mit. Ob dieses schon sprichwörtliche Wetterglück der Festspiele zur Premiere anhält, ist fraglich: Die Meteorologen sagen für Donnerstag Regen und Gewitter voraus.