Die USA bestätigten den Vormarsch. Laut Ghassri dauerten die Kämpfe im Zentrum von Sirte an, vor allem rund um das Konferenzgebäude, in dem die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) ihre Kommandozentrale hat. “Der Einsatz wird nicht mehr lange dauern”, sagte Ghassri. “Ich denke, wir können die Befreiung von Sirte in zwei bis drei Tagen verkünden.”
Der Sonderbeauftragte von US-Präsident Barack Obama für den Kampf gegen den IS, Brett McGurk, bestätigte den Vormarsch. Die Truppen der Einheitsregierung kämen in ihrem Kampf gegen den IS in Libyen schnell voran. “Sie beginnen, in deren Hochburg Sirte einzumarschieren”, schrieb McGurk im Kurzbotschaftendienst Twitter.
Zuvor hatten die libyschen Streitkräfte mitgeteilt, die Hafenstadt vollständig eingekreist zu haben. Die Marine erklärte, sie habe die Küste von Sirte unter ihre Kontrolle gebracht und damit den letzten noch freien Fluchtweg aus der Stadt heraus versperrt. Die Jihadisten könnten nicht mehr über das Meer vor der Offensive fliehen, sagte der Marinekommandant Rida Issa.
Außerdem flog die Luftwaffe Angriffe auf IS-Stellungen in Sirte. Diese zielten nach Militärangaben auf die IS-Kommandozentrale. Über die Gesamtsituation in Sirte herrschte jedoch Unklarheit. In der Stadt befinden sich keine unabhängigen Journalisten.
Unter Ausnutzung des Chaos’ in Libyen hatte der IS im vergangenen Jahr einen etwa 200 Kilometer langen Küstenstreifen in Libyen unter seine Kontrolle gebracht, darunter das 450 Kilometer östlich von Tripolis gelegene Sirte. Die Einheitsregierung startete vor drei Wochen eine Offensive zur Rückeroberung des Gebiets. Nach Angaben des Sprechers eines Krankenhauses in Misrata östlich von Tripolis wurden seitdem 115 regierungstreue Kämpfer getötet und 300 weitere verletzt.
Das Militär verkündete in den vergangenen Tagen mehrere Rückeroberungen. Rund um Sirte brachten die Truppen zuletzt wichtige Zufahrtswege unter ihre Kontrolle. Wie viele IS-Kämpfer sich in Sirte aufhalten, ist unklar. Geheimdienste gehen von etwa 5.000 IS-Kämpfern in ganz Libyen aus. Auch die Zahl der Zivilisten, die sich noch in Sirte aufhalten, ist unbekannt.
Die von der UNO unterstützte Regierung der nationalen Einheit ist seit Ende März im Amt. Sie versucht derzeit, ihre Macht in der Hauptstadt Tripolis zu etablieren und das gesamte libysche Staatsgebiet unter ihre Kontrolle zu bekommen.
Der Verlust ihrer Hochburg Sirte wäre für den IS ein schwerer Rückschlag. Die Jihadistenmiliz hat bereits in Syrien und im Irak Gebietsverluste erlitten. Der Libyen-Experte Mattia Toaldo warnte jedoch vor zu schnellen Erfolgsmeldungen. “Wenn Sirte zurückerobert wird, wird der IS noch immer präsent sein, sei es durch Gruppen, die in der libyschen Wüste agieren, oder durch Terroranschläge in Tripolis oder Misrata.” Auch der Experte Mohamed Elrajeh sagte, Anschläge des IS in diesen Städten sowie auf Ölanlagen seien wahrscheinlich.
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