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Libro-Anklage: Börsengang war offenbar Betrug

Der Börsengang der Mitte 2001 in die Pleite geschlitterten Buch- und Papierhandelskette Libro AG sei ein Betrug gewesen, davon gehe der Ankläger, der Wiener Neustädter Staatsanwalt Johann Fuchs, in der 54-seitigen Anklageschrift aus, berichtet die Tageszeitung "Der Standard" vorab.

Kern des “Tatplans” sei demnach die Sonderdividende gewesen. Sie habe dazu gedient, Gesellschafterdarlehen und Kredite, die für den Erwerb von der Wlaschek-Gruppe nötig waren, rückzuführen.

In der Anklageschrift werde die Zeit zwischen Ablösung der Librodisk AG von der Billa-Wlaschek-Gruppe über die Ausschüttung einer Sonderdividende an die Altaktionäre von 32 Mio. Euro (damals 440 Mio. Schilling) über den Börsengang im Herbst 1999 bis zum Libro-Konkurs im Juni 2001 beleuchtet, so die Zeitung.

Die Sonderdividende habe die Librodisk AG “existenzbedrohend” geschwächt, trotzdem sollte sie “ein positives Eigenkapital ausweisen, um die Attraktivität für den geplanten Börsengang zu erhöhen”. Die daraufhin ergriffenen “Maßnahmen” sollten “dazu führen, ein zumindest um 214,6 Mio. Schilling überhöhtes Jahresergebnis vor Steuern auszuweisen”. Bei rechtmäßiger Bilanzierung wäre “die Ausschüttung einer Dividende von 31,9 Mio. Euro keinesfalls erlaubt” gewesen, zitiert die Zeitung aus der Anklageschrift.

Ermöglicht worden sei das durch “überhöhte Wertansätze” im Jahresabschluss 1998/99. Allein die “Einbringung der defizitären und nicht werthaltigen Librodisk Deutschland wurde um 8,4 Mio. Euro zu hoch bewertet”. Unter dem Bilanzansatz “Filiale 99” seien “wertlose oder tatsächlich nicht vorhandene Lagerbestände mit mindestens 5,6 Mio. Euro bilanziert” worden. Verbindlichkeiten aus Franken-Krediten “wurden um 807.188 Euro zu niedrig” ausgewiesen. Dazu kamen “Scheinerträge aus Werbekostenzuschüssen und Boni von 697.086 Euro, die im Folgejahr wieder storniert wurden”. 363.364 Euro seien “vorausfakturiert und 1998/99 fälschlich als Ertrag realisiert” worden.

Wie berichtet bezieht sich die auf Untreue, schweren Betrug und Bilanzfälschung lautende Anklage neben Ex-Libro-Chef Andre Rettberg auf den ehemaligen Finanzvorstand der Libro AG, Johann Knöbl, den Ex-Aufsichtsratsvorsitzenden Kurt Stiassny, Stiassnys Stellvertreter Christian Nowotny sowie den Wirtschaftsprüfer Bernhard Huppmann. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung. Sollte die Anklage rechtskräftig werden, will allein der Staatsanwalt 60 Zeugen laden, schreibt die Zeitung.

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