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Libanon: Aoun gewinnt dritte Wahlrunde

Bei der dritten und vorletzten Runde der Parlamentswahl im Libanon hat der christliche Ex-General Michel Aoun überraschend gesiegt und der anti-syrischen Opposition einen Dämpfer versetzt.

Aouns Anhänger setzten sich nach vorläufigen Ergebnissen bei der Abstimmung im Landesinneren und im Osten gegen den drusischen Oppositionsführer Walid Joumblat durch, der sein Scheitern am Sonntagabend eingestand. In den überwiegend christlichen Gebieten stand mit 58 Mandaten knapp die Hälfte der insgesamt 128 Sitze im Parlament zur Wahl. Aoun war erst im Mai aus dem Exil zurückgekehrt, nachdem Syrien seine Soldaten aus dem Libanon abgezogen hatte.

Sieg der Pro-Syrer

„Die christlichen Extremisten haben die Gemäßigten besiegt“, sagte Oppositionsführer Joumblat nach Bekanntwerden der vorläufigen Wahlergebnisse. Aouns Sieg sei auch ein Sieg des pro-syrischen libanesischen Präsidenten Emile Lahoud und des syrischen Staatschefs Bashar Assad. Der 70-jährige Ex-General hatte mit seiner Rückkehr in den Libanon aus dem französischen Exil eine Spaltung der anti-syrischen Opposition provoziert und sich für die Parlamentswahl mit pro-syrischen Politikern zusammengetan.

Der Wahlsieg der Aoun-Anhänger bedeutet einen herben Rückschlag für die anti-syrische Opposition, die im neuen Parlament in Beirut auf eine absolute Mehrheit hoffte. Das Parlament war bisher stets von pro-syrischen Kräften beherrscht gewesen. Der Ex-General warf Joumblat seinerseits am Montag vor, er sei „ein gefährlicher Mann“, der nicht an Demokratie glaube. Aouns Sprecher sagte, der 70-Jährige wolle nicht nur der Anführer der Christen im Libanon werden, sondern sich eine „landesweite Stellung“ erarbeiten.

Aouns Werdegang

Aoun hatte zum Ende des Bürgerkrieges (1975-1990) für kurze Zeit die Militärregierung im Libanon geführt, war dann aber von der syrischen Schutzmacht aus dem Land vertrieben worden. Angesichts starken internationalen Drucks und der Proteste der Opposition im Libanon hatte Syrien im April seine Truppen nach 29 Jahren aus dem Nachbarland abgezogen. Das Duell der beiden Politiker und ihrer Anhänger in den Wahlkreisen des zentralen Libanon-Gebirges und der östlich gelegenen Bekaa-Ebene war mit Spannung erwartet worden, nachdem die Sieger in den beiden ersten Wahlrunden schon im Vorfeld als sicher gegolten hatte.

In den vier Wahlkreisen des Libanon-Gebirges waren 35 Abgeordnete zu wählen, unter ihnen 25 Christen und zehn Moslems; in der Bekaa-Ebene waren 23 Sitze zu vergeben, darunter 14 an Moslems und neun an Christen. Die 58 Abgeordneten machen fast die Hälfte des Parlaments in Beirut aus, das laut Gesetz zu gleichen Teilen aus Christen und Moslems besteht.

Hohe Wahlbeteiligung der Christen

Nach Einschätzung von Fachleuten kam Aoun vor allem die hohe Wahlbeteiligung der Christen zu Gute. Sie lag nach amtlichen Angaben bei 54 Prozent im Libanon-Gebirge und war damit der höchste jemals für diese Region gemessene Wert. In der Bekaa-Ebene lag die Beteiligung mit 49 Prozent ebenfalls so hoch wie noch nie seit den ersten Parlamentswahlen, die nach dem Ende des Bürgerkriegs im Jahr 1990 stattgefunden hatten.

Die erste Wahlrunde Ende Mai in der Hauptstadt Beirut hatte die anti-syrische Opposition klar gewonnen. In der zweiten Runde im Süden des Landes hatte das pro-syrische Schiitenbündnis aus Hisbollah und Amal alle Mandate erobert. Den Abschluss bildet das Votum im Nordlibanon am 19. Juni.

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