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Libanon: Aoun bietet sich als Präsident an

Nach fast 15 Jahren im französischen Exil ist der ehemalige libanesische Armeechef Ex-General Michel Aoun in seine Heimat zurückgekehrt, um wie angekündigt an den allgemeinen Wahlen Ende Mai teilzunehmen.

Der entschiedene Gegner der syrischen Vorherrschaft im Libanon, der 1988/89 einer christlichen Militärregierung vorgestanden war, landete am Nachmittag auf dem internationalen Flugplatz von Beirut. Der 70-Jährige wurde beim Verlassen des Flugzeugs von einer begeisterten Menge gefeiert. Seine Anhänger skandierten: „Unabhängigkeit, Souveränität, Freiheit!“.

Etwa 50 Journalisten und Fotografen hatten Aoun auf dem Flug aus Paris begleitet. Am Vorabend seiner Rückkehr verübten Unbekannte in der Christen-Hochburg Jounieh einen Bombenanschlag mit mindestens zwei Toten.

Aoun hat am Samstag angekündigt, dass er zur Übernahme des Amts des Staatspräsidenten bereit wäre. Er stehe für die höchste Funktion der Republik zur Verfügung, falls es ihm nach dem nunmehr abgeschlossenen syrischen Militärabzug gelinge, einen „nationalen Konsens“ herzustellen, erklärte er in einem Interview für den französischen Auslandssender RFI. Aoun wollte nicht ausschließen, künftig auch mit der militanten Schiiten-Organisation Hisbollah („Partei Gottes“) zu kooperieren.

Vorbericht

Der frühere libanesische Armee- und Regierungschef Ex-General Michel Aoun hat vor seiner Heimkehr nach 15-jährigem Exil in Frankreich am Samstag angekündigt, dass er zur Übernahme des Amts des Staatspräsidenten bereit wäre.

Er stehe für die höchste Funktion der Republik zur Verfügung, falls es ihm nach dem nunmehr abgeschlossenen syrischen Militärabzug gelinge, einen „nationalen Konsens“ herzustellen, erklärte der 70-jährige maronitische Christ in einem Interview für den französischen Auslandssender RFI. Unbekannte hatten kurz zuvor in der christlichen Küstenstadt Jounieh einen Bombenanschlag mit mindestens zwei Toten und sieben Verletzten verübt.

Der Anschlag in Jounieh sollte „die Libanesen terrorisieren“, sagte Aoun vor seinem Abflug vom Pariser Flughafen Roissy. Einen Mordanschlag befürchte er bei seiner Heimkehr nicht, denn die Übergangsregierung wisse, dass sie für seine Sicherheit verantwortlich sei. Unmittelbar nach seiner Ankunft in Beirut wolle er das Grabmal des im Februar ermordeten Ex-Ministerpräsidenten Rafik Hariri aufsuchen, dessen Tod die anti-syrischen Massenproteste („Zedernrevolution“) ausgelöst hatte. Seine Anhänger wollen Aoun in Jounieh mit einem großen Fest empfangen.

Aoun wollte nicht ausschließen, künftig auch mit der militanten Schiiten-Organisation Hisbollah („Partei Gottes“) zu kooperieren: „Das sind ehrliche, offene Leute (…), die sich leicht an ein Reformvorhaben halten können“. Wenn man sich in einigen Fragen einige, könne er sich eine Zusammenarbeit mit der Hisbollah bereits für die bevorstehenden Parlamentswahlen Ende Mai vorstellen.

Der General war 1988 als Armeechef vom scheidenden Präsidenten Amin Gemayel mittels Notverordnung und im Widerspruch zur Verfassung mit der Exekutivgewalt betraut worden. Er errichtete eine christliche Militärregierung, rief einen „Befreiungskrieg gegen Syrien“ aus und weigerte sich, die Wahl durch das Parlament von René Moawad (welcher nach nur 17-tägiger Amtszeit ermordet wurde) und anschließend von Elias Hraoui zum Staatspräsidenten im Herbst 1989 anzuerkennen.

Nach einer Offensive von Hraoui-loyalen Truppen unter dem Kommando des jetzigen Präsidenten Emile Lahoud und von syrischen Einheiten musste Aoun im Oktober 1990 in die französische Botschaft in Beirut flüchten und nach Frankreich ins Exil gehen. Die Regierung in Beirut hatte Aoun bereits 1996 angeboten, aus dem Exil heimzukehren. Er hatte das jedoch abgelehnt, weil er der damaligen pro-syrischen Fühung jede Legitimität absprach.

Innenminister Hassan Sabeh sagte am Samstag bei der Besichtigung der Schäden in Jounieh, der Anschlag werde den Libanon nicht von seinem Marsch in die nationale Einheit abbringen können. Staatspräsident Lahoud brachte seinerseits den Anschlag mit der Rückkehr Aouns in Verbindung.

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