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Lehrer befürchten "extreme Grauslichkeiten" im neuen Dienstrecht

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Große Skepsis gegenüber dem von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (S) angekündigten neuen Lehrer-Dienstrecht hat die Gewerkschaft am Freitag geäußert. "Wir haben den Verdacht, dass es extreme Grauslichkeiten enthalten wird", sagte AHS-Lehrervertreterin Eva Scholik (Fraktion Christlicher Gewerkschafter, FCG) gegenüber der APA.
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Aus Sicht von Pflichtschullehrervertreter Walter Riegler (FCG) gehe es Schmied “nicht so sehr um ein modernes Dienstrecht, sondern um zusätzliche Gratisarbeit” für Projekte wie die Ausweitung der Ganztagsschulen.

Bei der Besoldung befürchtet Riegler “massive Kürzungen”, immerhin habe Beamtenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (S) die Dienstrechtsreform verschoben, weil die auch bei den Lehrern geplante Anhebung der Anfangsgehälter bei der derzeitigen Budgetsituation nicht machbar wäre. “Das nährt den Verdacht, dass die Arbeit der Lehrer billiger werden soll”, so die Befürchtung Rieglers, der jedoch betonte, dass die Gewerkschaft in Sachen Dienstrecht “sicher kein Verhinderer” sei. “Wir wollen ein neues Dienstrecht, und wir wollen eine völlige Umstrukturierung der Einkommenskurve.”

Allerdings habe es bisher mit der Gewerkschaft noch keine Gespräche dazu gegeben, obwohl im Ministerium angeblich bereits konkret daran gearbeitet werde. Schmied mache ihre Pläne wohl vorerst nur nicht publik, um vor den Personalvertretungswahlen der Bundesbediensteten “ihre Fraktion (Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter, Anm.) nicht weiter zu schwächen”, vermutete Scholik.

Massive Kritik übte die AHS-Gewerkschafterin im Vorfeld des Weltlehrertags am Montag (5. Oktober) an der “mangelnden Wertschätzung” Schmieds gegenüber den Lehrern. Die Ministerin “missachtet deren gute Arbeit” indem sie diese als “Auslaufmodelle” hinstelle, durch deren Pensionierung ein Systemwechsel möglich werde, so Scholik. Sie forderte Anerkennung für die Arbeit der im Dienst befindlichen Lehrer, das aktuelle “Schlechtreden” habe negative Auswirkungen auf das Gesamtbild der Schule: Schüler wüssten nicht mehr, wie sie mit den Lehrern umgehen sollen und würden sich auch nicht anstrengen, da im Falle ihres Versagens die Schuld ohnehin bei den Lehrern gesucht werde.

Die negative Haltung gegenüber Lehrern verstärke zudem den drohenden Mangel an Pädagogen, warnte Riegler: Schmied sage, sie wolle nur die Besten in den Lehrberuf holen. Andererseits sende sie mit dem Lehrerdienstrecht Signale, die am Lehrberuf Interessierte abschrecken würden. “Wir werden zu wenige Lehrer haben, und wir werden welche haben, die den Qualitätsansprüchen nicht genügen. Das wird ein Debakel”, so Riegler.

Derzeit könne die Zahl der Studenten an Pädagogischen Hochschulen nicht einmal die Hälfte der Pensionierungen in den kommenden Jahren abdecken. Und obwohl die Ministerin seit eineinhalb Jahren propagiere, nur die Besten in den Lehrberuf zu holen, würden an den Pädagogischen Hochschulen auf Weisung des Ministeriums Kandidaten aufgenommen, die nicht den Anforderungen entsprechen, berichtete Jürgen Rainer (Lehrervertreter an der berufsbildenden mittleren und höheren Schulen, FCG).

Auch von der geplanten gemeinsamen Lehrerausbildung erwartet sich Riegler kein wachsendes Interesse am Lehrberuf. “Ich halte nicht viel von den Wünschen der Ministerin, dass man zwischen den Schultypen wechseln kann. Jemand wird schließlich Volksschullehrer, weil er sich mit der Altersgruppe besonders verbunden fühlt oder die Inhalte ihn interessieren.” Dass es derzeit “eine gewisse Sehnsucht” nach mehr Durchlässigkeit gebe, liege nur an den Unterschieden bei Anerkennung, Bezahlung und dem unterschiedlichen Niveau der Ausbildung.

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