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"Legales Koks" aus Großem Walsertal? Wildkraut Sniff

Eugen Fulterers Wildkraut Energy Sniff wird von Andreas Prenn (Supro) kritisch betrachtet.
Eugen Fulterers Wildkraut Energy Sniff wird von Andreas Prenn (Supro) kritisch betrachtet. ©Schachenhofer, Wildkraut Energy Sniff, Maria Ebene
Joachim Mangard (VOL.AT) joachim.mangard@russmedia.com
"Hirtenschnupf": Der innovative Unternehmer Eugen Fulterer gewährt Einblick in seinen Wildkraut Energy Sniff, der allerorts für Wirbel sorgt. Supro zeigt sich kritisch.

Aufgewachsen inmitten der wunderschönen Bergwelt, kam Eugen Fulterer als Wirtshauskind früh in Kontakt mit den traditionellen Bräuchen und Sitten, die an den heimischen Stammtischen vorherrschen.

Moderner "Hirtenschnupf"?

So zählte neben dem ein oder anderen Glas Bier oder Wein auch Tabak, und insbesondere Schnupftabak, zu den gängigen Waren, die in den heimischen Gaststätten konsumiert werden und wurden.

So entstand die Idee für den ersten "Energy Sniff" der Welt

Grund genug für den innovativen Unternehmer sich eines besonderen, heimischen Krauts zu widmen: der Meisterwurz, einer der ältesten Heilpflanzen des Alpenraums. Dass dieses Wunderkraut, das Paracelsus angeblich immer bei sich trug, bei den Alphirten auch gerne geschnupft wurde, brachte den Unternehmer auf die Idee, eine moderne Variante dieses "Hirtenschnupfs", der übrigens auch im "Buch der Walser" seine Erwähnung findet, zu entwickeln. Der Grundstein für den Wildkraut Energy Sniff war damit geboren.

"Nach vielen Optimierungen stand schlussendlich ein durchdachtes Konzept an Alpenkräutern, Aminosäuren und natürlichem Koffein", informiert der Wildkraut-Gründer gegenüber VOL.AT.

Der Wildkraut Energy Sniff beinhaltet die Meisterwurz, einem Wunderkraut aus der heimischen Bergwelt. ©MJ

Was beinhaltet der
Wildkraut Energy Sniff?

Neben der Meisterwurz beinhaltet der Vorarlberger "Schnupf" natürliches Koffein, Rosenwurz, Wasserminze, Guarana und Moringa, ein vom Hersteller als "Superfood für die Nase" bezeichnetes Extrakt aus dem Meerrettichbaum. Die Rosenwurz wurde übrigens erst kürzlich zur Arzneipflanze des Jahres gekürt.

Eugen Fulterer präsentiert seine Schöpfung und verweist auf die ausschließlich natürlichen Inhaltsstoffe seines Produkts. ©MJ

So reagiert der Hersteller auf die Kritik provokanten Marketings ...

"Ich lasse mich nicht gerne in diese Ecke drängen. Unser Produkt ist keine Droge oder ein Rauschmittel wie Kokain und beinhaltet kein Nikotin. Koffein zählt natürlich zu den Stoffen, die abhängig machen können. Aus eigener Erfahrung weiß ich aber, dass ein Koffein-Entzug keine dramatischen Auswirkungen mit sich bringt", zeigt sich der Wildkraut-Schöpfer überzeugt von seinem "Schnupf". Außerdem sei es ihm wichtig zu betonen, dass er eine Verharmlosung von Kokainkonsum aufs Schärfste verurteile. Der Wildkraut Energy Sniff sei für Menschen, die an einer Energiekrise leiden und kurzfristig Abhilfe schaffen möchten.

Eugen Fulterer im VOL.AT-Interview.

"Geschnupft wird seit Jahrhunderten. In der indischen Ayurveda-Heilkunst werden bei der Nasya-Kur ebenfalls Kräuter oder Öle über die Nase aufgenommen, was sich seit 4000 Jahren bewährt hat. Auch Elvis oder das legendäre 'Ratpack' haben das Schnupfen nicht erfunden", führt der gebürtige Rankweiler weiter aus.

Viel eher bedürfe es einer Art Bewusstseinsbildung, dass nicht jedes Pulver, das man sich durch die Nase zieht, narkotisierende Wirkung habe. Und die langjährige Entwicklung des Produkts zeige, dass es sich auf dem Markt ohne gesundheitliche Schäden hervorzurufen behaupten könne.

Rezeptur unter Berücksichtigung zahlreicher Gutachten

"Wir haben uns intensiv mit Gutachtern auseinandergesetzt und an der Rezeptur gefeilt. Der Wildkraut Energy Sniff ist für die Gesundheit unbedenklich. Aufgrund der Dosierung ist er aber für Schwangere, Minderjährige oder Menschen, die auf Koffein empfindlich reagieren, nicht zu empfehlen", informiert Fulterer im VOL.AT-Video-Interview.

Ziel für Wildkraut Energy Sniff:
Ein Prozent Umsatz von Red Bull

"Seit Frühling 2021 vertreiben wir das Produkt hauptsächlich online, wir planen aber nun, vermehrt in Trafiken unseren "Schnupf" anzubieten. Produziert wird in Rankweil, dem Ort, an dem auch Red Bull seine Dosen abfüllt. Mein Ziel wäre es, ein Prozent Umsatz vom weltweit erfolgreichen Energy-Drink-Konzern zu erwirtschaften", schmunzelt der Gründer.

Mag. Andreas Prenn von der Supro Götzis sieht das Präparat kritisch. ©Stiftung Maria Ebene

Mag. Andreas Prenn mit Kritik vonseiten der Suchtprophylaxe

Mag. Andreas Prenn, Leiter der Supro – Werkstatt für Suchtprophylaxe in Götzis steht dem "Hirtenschnupf" auf VOL.AT-Nachfrage kritisch gegenüber: "Grundsätzlich tritt die Wirkung bei intranasalem Konsum (Schnupfen durch die Nase) schneller ein und ist auch durchaus intensiver. Durch die schnellere Wirkung ist das Abhängigkeitspotenzial erhöht."

Nebenwirkungen seien bei intranasalem Konsum wahrscheinlicher, vor allem bei intensivem bzw. chronischem Konsum durch die Nase könne es zu Problemen kommen. "Es können die Schleimhäute, die Riechzellen sowie die Scheidewand beschädigt werden – ähnlich wie bei den 'Schnupfensprays'. Mischkonsum (vor allem von Koffein) mit anderen Substanzen, wie z.B. Nikotin, Alkohol, Medikamente, etc. ist eine Zusatzbelastung für den Körper", führt der Präventionsexperte weiter aus.

Andreas Prenn hat Bedenken, dass das Produkt einen "spielerischen Einstieg" vermittle und Hemmschwellen senken könne. ©Wildkraut Energy Sniff

"Schnupfen von weißem Pulver kann falsch interpretiert werden"

Außerdem könne das "Schnupfen von weißem Pulver" falsch interpretiert bzw. missverstanden werden. Ähnlich wie bei 'Kaugummizigaretten' könne es für Kinder und Jugendliche quasi einen "spielerischen Einstieg für das 'Schnupfen' darstellen und die Hemmschwelle dafür senken (Imitationshandlung)."

Konter des Wildkraut-Gründers

Dem wiederum kontert der Wildkraut-Gründer: "Also Kaugummis sind auch für Kinder, Zigaretten nur für Erwachsene. Bei Kaugummizigaretten findet also wirklich eine Verschmelzung von zwei Produktkategorien statt. In meiner Kategorie wird nichts verschmolzen. Weder ist das Produkt für Kinder, noch kenne ich Produkte, die sich Kinder in die Nase ziehen."

Der Hersteller verweist auf ausschließlich natürliche Inhaltsstoffe. ©Wildkraut Energy Sniff

Andreas Prenn: "Message kann falsch verstanden werden"

Von den Herstellern werde zwar dargestellt, dass das Produkt erst ab 18 verkauft wird, aber ob das so funktioniert/eingehalten wird, müsse man sich dann in der Praxis ansehen, führt der Suchtberater weiter aus.

"Wir finden generell auch, dass die zunehmende Vermarktung von bzw. Konditionierung auf Uppers, Downers oder Placebos bedenklich ist und Sucht-fördernd sein kann. Die Message, die sehr oft verstanden wird, ist: Es gibt für alles etwas, das man einnehmen oder schnupfen kann! Der Experte verweist diesbezüglich auch auf Globoli, Bachblüten, Tabletten, uvm.

(VOL.AT)

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