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Legales "Badesalz" löst Kokain und Ecstasy ab

Bregenz - Mephedron ist längst nicht mehr nur in der Technoszene das große Ding – immer mehr vorwiegend junge Vorarlberger kommen mit der synthetischen Droge in Kontakt. „Glücksgefühle, Dauergrinsen. Mein Kopf ist ziemlich von allem gelöst und die Gedanken sind frei“, schildert ein Internetnutzer seine Erfahrungen mit der Designerdroge. Offiziell ist der Konsum von Mephedron, das in Labors in Thailand, China und Indien hergestellt wird, in Österreich nicht strafbar.

Aus dem Internet

Verzeichnen Experten bei Ecstasy einen stetigen Rückgang, werden zunehmend neue Substanzen gehandelt und konsumiert. Im vergangenen Jahr registrierte die EU-Drogenbeobachtungsstelle eine Rekordzahl neuer Drogen – insgesamt wurden 24 psychoaktive Substanzen erstmals offiziell gemeldet. Ein besonderes Augenmerk kommt dabei Mephedron zu. In den vergangenen zwei Jahren wurde diese Substanz von Online-Lieferanten als legale Alternative zu Ecstasy, Amphetaminen oder Kokain aggressiv vermarktet und als „Badesalz“ oder „Pflanzendünger“ beworben. Schnell hat sich die Designerdroge im europäischen Nachtleben verbreitet.

Konsumenten in Vorarlberg

Bei der Suchtberatung TeamMika in Bregenz kennt man das Problem aus der Praxis. Drogenberater Thomas Pfeifer hatte bereits mit einigen Mephedron-Konsumenten zu tun: „Sie haben berichtet, dass die Wirkung ähnlich wie bei Kokain sei. Wenn die Wirkung nachlässt, stürzten sie jedoch in ein tiefes Loch, wie sie es noch nie erlebt hätten“, schildert Pfeifer. Er fordert: „Solche Substanzen haben auf dem legalen Markt nichts verloren!“ Ein Problem sei aber auch, dass nach einem Verbot immer wieder neue Substanzen nachkommen. Mephedron kostet mit zehn Euro pro Kapsel nur einen Bruchteil von Kokain. Die Nebenwirkungen des Kicks: schnelle Sucht, Gefäßschäden, verdickter Harn, Nierenschäden. Langzeitwirkungen sind noch nicht bekannt.

Noch keine Sicherstellung

Europaweit ist von insgesamt vier Todesfällen die Rede. Zu den Opfern zählt auch ein 14 Jahre altes Mädchen aus England, das auf einer Party einen Cocktail trank, der Mephedron enthielt. Beim Landeskriminalamt Vorarlberg ist offiziell noch kein Mephedron-Fall bekannt: „Bei uns im Land hat es noch keine Sicherstellungen gegeben. Von Kollegen aus anderen Bundesländern wissen wir jedoch, dass es in Österreich sehr wohl Erfahrungen mit dieser Droge gibt. Wir sind wachsam und beobachten die Szene“, bestätigt Oswald Wachter, oberster Drogenfahnder der Vorarlberger Kripo die Gefährlichkeit der Droge. Denn das Aufputschmittel ist im Internet sehr einfach zu bestellen – und wird bewusst als Ersatz für Designerdrogen wie Kokain konsumiert. In der Drogen-Therapiestation Lukasfeld hat man noch keine Bekanntschaft mit der neuen Designerdroge gemacht: „Ich kenne Mephedron nur aus der Literatur. Im stationären Bereich hatten wir noch keinen Mephedron-Patienten“, so Chefarzt Dr. Roland Wölfle.

Tiefes Loch

Die auch unter den Namen Meow, M-CAT, Meph, MMC Hammer oder Magic bekannte Droge wird in Form von Pulver oder kleinen Kristallen eingenommen. Mephedron gehört zu den sogenannten „Research Chemicals“. Dabei handelt es sich um Substanzen, die weitgehend unerforscht sind. Nicht nur die Konsumenten wissen zu wenig über die Droge – es gibt auch keine wissenschaftlichen Erkenntnisse über Wirkmechanismen, Risiken sowie mögliche Gefahren beim Mischkonsum. Die „Research Chemicals“ fallen nicht unter das österreichische Suchtmittelgesetz, der Konsum von Mephedron ist somit nicht strafbar. Europa hat jedoch auf die zunehmende Besorgnis hinsichtlich der Anwendung der synthetischen Droge Mephedron reagiert. Eine wissenschaftliche Untersuchung wurde angefordert. Ende Mai wurde die Droge der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) gemeldet. Bis Ende Juli soll ein Bericht vorliegen.

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