AA

Lawinenverbauung: 60 Jahre nach der Katastrophe in Blons hat sich viel getan

©VN/VOL.AT/Stiplovsek
Bregenz/Blons - Vor 60 Jahren verloren über 120 Menschen ihr Leben im Lawinenwinter. Am schwersten betroffen war Blons im Großen Walsertal. Eine Katastrophe wie die von 1954 ist heute unwahrscheinlich, versichert Andreas Reiterer von der Wildbach- und Lawinenverbauung.
Andreas Reiterer von der Sektion Vorarlberg

“Seitdem ist viel passiert”, erklärt der Leiter der Sektion Vorarlberg der Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV) des Ministeriums für Land- und Forstwirtschaft. Schutzwälder wurden angelegt, bestehender Wälder aufgeforstet, technische Verbauungen angebracht. Laut Gefahrenzonenplan steht in Blons kein Gebäude mehr in einer Gefahrenzone, eine vergleichbare Katastrophe wäre nicht zu erwarten. Auch außerhalb des Großen Walsertals wurde in den letzten Jahrzehnten viel zum Schutz vor Lawinen unternommen.

Tourismus veränderte Voraussetzungen

Die Situation hat sich jedoch seit 1954 stark gewandelt. Dank dem Tourismus verzehnfacht sich die Bevölkerung in den Gebirgsregionen in den Wintermonaten. Mit den Touristen kommen auch bestimmte Erwartungen an den Lawinenschutz. Straßen müssen freigehalten, Freizeitaktivitäten ermöglicht werden. Im Klostertal muss zusätzlich die Transitroute freigehalten werden. “Die Gesellschaft ist empfindlicher geworden”, fasst Reiterer zusammen.

Großteil von Vorarlberg Einzugsgebiet

Die WLV plant dabei auf Ereignisse, wie sie statistisch nur alle 150 Jahre zu erwarten sind. Das Aufgabenspektrum liest sich denoch gewaltig. Insgesamt 2.210 Quadratkilometer zählen in Vorarlberg als Einzugsgebiet für Lawinen und Hochwasser. Das sind mehr als 85 Prozent der Fläche des Landes. Auf dieser Fläche finden sich  1.369 Wildbach- und 1.481 Lawineneinzugsgebiete. Während sich die Wildwassereinzugsgebiete recht gleichmäßig über das Land verteilen, sind aufgrund der Hochgebirgssituation allein über 1.000 Lawinenzonen im Bezirk Bludenz. Außerdem gelten beinahe ein Drittel Vorarlbergs als Risikogebiete, hier drohen Steinschläge und Rutschungen.

55 Millionen in zehn Jahren

Dem gegenüber stehen die beiden Gebietsbauleitungen Bregenz und Bludenz. Über 100 Bauarbeiter legen auf den verschiedenen Baustellen im ganzen Land Hand an. Die insgesamt 33 Bediensteten in den beiden Bauleitungen sind nicht nur für die Planung und Leitung der Bauprojekte zuständig. Sie erstellen ebenfalls die Gefahrenzonenpläne und stehen als Sachverständige für Gutachten zur Verfügung.  Je knapp 9 Millionen Euro Budget stehen den beiden Bauleitungen zur Verfügung. 2014 werden davon 3,7 Millionen Euro in die Lawinenverbauung fließen, in den letzten zehn Jahren waren es insgesamt über 55 Millionen Euro.

Handlungsbedarf bei Schutzwäldern

Handlungsbedarf gebe es derzeit vor allem bei der Anlegung und Pflege von Schutzwäldern. Schließlich sollten diese auf lange Sicht viele der technischen Verbauungen ersetzen. Dies geschieht nicht nur aus Kostengründen, sie bieten auch langfristigen Schutz. “Bei technischen Verbauungen wird eine Lebensdauer von 100 Jahren angenommen. Viele der Werke sind jedoch bereits an die 50 Jahre alt”, betont Reiterer. Einen hundertprozentigen Schutz könne es jedoch nie geben. Dies zeigte sich nicht zuletzt bei den Lawinenereignissen 1999 in Gargellen und Galtür oder beim letztjährigen Hochwasser. “Bei Extremereignissen ist nicht alles abschätzbar”, weiß auch Reiterer. (MRA)

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Vorarlberg
  • Blons
  • Lawinenverbauung: 60 Jahre nach der Katastrophe in Blons hat sich viel getan