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Laura Bush wird 60

Laura Bush wird am Samstag 60 Jahre alt. Sie hat weder die intellektuelle Brillanz von Hillary Clinton noch den Glamour von Jaqueline Kennedy. Dennoch weist ihr Leben unterschiedliche Facetten auf.

Die Ex-Lehrerin ist bescheiden und religiös. Modische Extravaganzen lehnt sie ab – was ihr den Medien-Spott zuzog, sie trage eh immer nur langweiliges Beige.

Nicht einmal die wenig zimperliche US-Regenbogenpresse, die ohne jeden Beleg seitenweise über die angebliche Liebesaffäre des Präsidenten mit Außenministerin Condoleezza Rice berichtet, hat Laura Bush je einen Skandal andichten können.

Allerdings weist ihr Leben überraschende Facetten auf. Eine Tragödie in der Jugend, die Bekehrung des Frauenhelden George W. Bush zum gläubigen Christen, freche Reden, großer Einfluss auf die US-Politik sowie eine Popularität, von der ihr Ehemann nur träumen kann, deuten darauf hin, dass Laura Bush für Überraschungen gut ist – auch wenn sie den Vorschlag ihrer Freundin Lynne Cheney, Frau von Vizepräsident Dick Cheney, strikt ablehnt, 2008 gegen die mögliche Kandidatin Hillary Clinton im Präsidentschaftswahlkampf anzutreten.

Das Leben der Laura Bush hat aber schon mehrfach unerwartete Wendungen genommen. Schon früh durchbrach Tragik das behütete Leben der Tochter des Bauunternehmers Harold Welsh aus Midland, einer tristen Öl-Stadt in Texas. Am 6. November 1963, zwei Tage nach ihrem 17. Geburtstag, tötete sie bei einem Autounfall ihren festen Freund und Schulkameraden Michael Douglas. Sie hatte an einer Kreuzung ein Stoppschild überfahren und den Wagen ihres Freundes gerammt. Laura, die selbst nur leicht verletzt wurde, war laut Polizei weder zu schnell gefahren noch hatte sie Alkohol getrunken. „Der Unfall machte sie ernster und härter“, so ihr Biograf Ronald Kessler. Über Nacht sei sie erwachsen geworden.

Nach der Schule studierte Laura Pädagogik, unterrichtete an einer Schule, machte einen Abschluss als Bibliothekars-Wissenschaftlerin und arbeitete dann als Bibliothekarin in Austin (Texas). Als sie im Sommer 1977 George W. Bush bei einem Grill-Fest kennen lernte, dauerte es gerade mal drei Monate bis zu ihrer Heirat. „Eine elegante, schöne Frau, sehr klug und bereit, mit meinen Ecken und Kanten klar zu kommen“, schwärmte Bush. „Wir hatten dieselben Werte, unsere Persönlichkeiten ergänzten sich“, sagte sie der „Post Gazette“ (Pittsburgh). Laura Bush wurde Hausfrau und 1981 Mutter der Zwillinge Jenna und Barbara.

George W. Bush änderte sein Leben radikal, nachdem Laura ihn vor die Wahl „Jim Beam (-Whisky) oder ich“ gestellt hatte. Kessler meint, dass Bush ohne Laura nie Präsident geworden wäre. Aber auch sie änderte sich: Als Bush Gouverneur von Texas wurde, versprach er, dass sie keine Reden halten, keine politischen Aufgaben übernehmen müsse – zumal sie als Anhängerin der Demokraten galt.

Heute ist das alles ganz anders: Schon in Texas setzte sich Laura, die seit ihrer Kindheit Bücher verschlingt, für Bildung und Buchkultur ein, schuf eine texanische Buchmesse, engagierte sich im Kampf gegen Herzkrankheiten und Jugendgewalt. George W. Bush betont immer häufiger, wie wichtig ihm auch politisch der Rat seiner Frau sei. Und während ihr Mann derzeit im Meinungstief ist, wirbt Laura Bush unverdrossen im Wahlkampf für die Republikaner. Sie gilt als „Ass beim Spendensammeln“ („Enquirer“, Cincinatti). Mit Wahlkampf-Essen hat sie 13,9 Millionen Dollar (elf Millionen Euro) gesammelt. Mit einer Zustimmung von 82 Prozent (Gallup-Umfrage) gemießt sie der Zeitung zufolge die größte Popularität, die je eine „First Lady“ in den USA hatte.

Spätestens ihre Scherzrede vor den Korrespondenten des Weißen Hauses 2005 machte klar, dass auch der frühere Vorwurf von Biederkeit wenig gerechtfertigt ist. Über ihren anwesenden Mann lästerte sie als „Mr. Aufgeregt“, der schon abends um neun im Bett liege, während sie mit Freundin Lynne©Cheney die TV-Serie „Desperate Housewifes“ sehe. „Die verzweifelte Hausfrau bin ich“, so Laura Bush. Und wenn ihr Mann die Tyrannei in der Welt wirklich beenden wolle, müsse er halt länger aufbleiben. Schließlich schob sie noch einen erstaunlichen Scherz nach: Ihr Mann habe so wenig Ahnung vom Leben auf einer Ranch, dass er versuchte habe, „ein Pferd zu melken, ein männliches“.

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