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Lauda glaubt nicht an Mercedes-Solofahrt zum WM-Titel

Lauda: "Dominanz wird bröckeln"
Lauda: "Dominanz wird bröckeln"
Trotz der eindrucksvollen Vorstellung von Mercedes bei den abschließenden Tests in Spanien glaubt Teamaufsichtsratschef Niki Lauda in der Formel-1-WM nicht an eine Solofahrt der Silberpfeile. "Das wird eine richtig interessante Saison, in der es nicht mehr nur um Mercedes gehen wird", meinte der dreifache Weltmeister im Gespräch mit der APA. "Die Dominanz wird bröckeln."


Durch Lewis Hamilton und Nico Rosberg hat Mercedes im Vorjahr 16 von 19 Rennen gewonnen. Laudas vorrangiges Ziel ist eine erfolgreiche Titelverteidigung in der Konstrukteurs-WM. “Die Fahrer-WM wird wahrscheinlich nicht mehr alleine zwischen Lewis und Nico entschieden. Da wird ein Dritter oder ein Vierter mitmischen”, vermutete der Wiener. Nach den Testeindrücken seien Williams und Ferrari die ersten Herausforderer.

Ferrari habe sich laut Lauda im Vergleich zum Vorjahr um über eine Sekunde verbessert. Dazu weht mit Vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel ein frischer Wind. “Für sie läuft es gut, bei McLaren ist eher das Gegenteil der Fall”, urteilte Lauda über die beiden Rennställe, mit denen er als Fahrer Weltmeister war. Für McLaren-Neuzugang Fernando Alonso könnte es ob der Probleme mit dem neuen Honda-Antrieb ein “schwieriges Jahr” werden. “Das kann sich aber schnell ändern.”

Allgemein rät Lauda dazu, die Übungsfahrten zwei Wochen vor Saisonstart in Australien mit Vorsicht zu genießen. “Ich glaube erst die Dinge, die ich in Melbourne sehe”, sagte die Mercedes-Führungskraft. “Die Favoritenrolle ist an uns vergeben, da kann man eigentlich nur verlieren.” Bei den Tests zeigte sich der Silberpfeil, der 2015 wie die Konkurrenz mit vier statt bisher fünf Triebwerken auskommen muss, aber zuverlässig. Lauda: “Wir haben viele Kilometer abgespult. Wie es aussieht, sind wir gut vorbereitet.”

Das gilt auch für die angestrebte Verlängerung mit Weltmeister Hamilton. Der Brite steht nur noch bis Jahresende unter Vertrag, Lauda sieht sein Team diesbezüglich aber nicht unter Druck. “Wir wollen, er will. Es ist nur eine Frage, wann wir es machen”, erklärte der Österreicher. “Wir haben kein Zeitlimit. Jeder glaubt, dass wir jetzt einen Vertrag machen müssen. Danach kann man vielleicht am 25. Dezember fragen, aber jetzt ist es sinnlos.”

Mehr Gedanken macht sich Lauda schon über die Zukunft der Formel 1, die in einigen Kernmärkten – die Austragung des Grand Prix von Deutschland etwa ist noch lange nicht gesichert – mit sinkendem Interesse zu kämpfen hat. “Die Probleme sind alle hausgemacht”, meinte der 66-Jährige. “So wie die Formel 1 derzeit aufgestellt ist, bin ich aber zufrieden.” Man dürfe nicht alles schlechtreden. Mit der Motorenentwicklung sei etwa die Lautstärke erhöht worden. “Es geht in die richtige Richtung. Jetzt geht es darum, dass auch die Rennpromoter ihre Sache gut machen.”

2017 steht die nächste größere Regelreform an. Dann sollen die Autos wieder aggressiver werden. Ferraris radikales Konzept bezeichnete Lauda als “interessante Studie”. In den vergangenen Jahren sei die Entwicklung zu sehr hin zu schmalen Reifen und wenig aerodynamischem Abtrieb gegangen. “Dadurch ist so etwas wie ein gemütliches Formel-1-Auto entstanden, das schon 17-Jährige fahren können”, kritisierte Lauda. “Die Formel 1 soll wieder ungemütlich werden.”

Dafür müssten die Reifen breiter und die Flügel größer werden. “Die Autos sollen nicht mehr so einfach zu fahren sein, damit Rennfahrer wieder Rennfahrer sein können”, erklärte Lauda. Die Boliden seien aber gar nicht das Hauptproblem. “Das Wichtigste ist, dass es spannende Rennen geben muss”, meinte der Ex-Weltmeister. “Wenn das der Fall ist, werden die Leute ganz von selber wieder zuschauen.” Denn: “Es gibt auch Fußball-Spiele, die 0:0 ausgehen.”

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