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Lassing: Angehörige begehen Jahrestag für sich

Die Angehörigen der beim Grubenunglück von Lassing verunglückten zehn Kumpel begehen den zehnten Jahrestag der Katastrophe in aller Stille und für sich. Bis auf eine kleine Zusammenkunft des Knappschaftsvereins am Donnerstagabend gebe es keine Gedenkveranstaltung, so Bürgermeister Fritz Stangl gegenüber der APA.

Vor dem Jahrestag haben die Angehörigen den Ortschef beauftragt, eine Erklärung zu veröffentlichen, in der um Verständnis für ihre Zurückhaltung gegenüber der Öffentlichkeit geworben wird. Am Sonntag gibt es im Ort einen Gottesdienst, im Herbst eine Angelobung des Bundesheeres.

Die Erklärung im Wortlaut: “Zehn Jahre nach dem Grubenunglück von Lassing verstehen wir Angehörigen das öffentliche Interesse, aber verstehen bitte auch Sie unsere Situation als Hinterbliebene: Jede Erörterung der damaligen Geschehnisse und ihrer bis heute und in alle Zukunft wirkenden Folgen ruft bei uns auch den Schmerz wieder hervor. Jede Frage danach zwingt uns, alle emotionalen Belastungen wieder zu erleiden.

Deshalb haben wir beschlossen, uns dem öffentlichen Interesse nur mit dieser Erklärung zu stellen. Wir nehmen den Jahrestag zum Anlass, nochmals für die enorme persönliche und aufrichtige Hilfe und Anteilnahme von so vielen Menschen zu danken. Dieser Dank gilt insbesondere allen, die sich zum Teil unter Einsatz ihrer Gesundheit und ihres Lebens bemüht haben, unsere Hoffnung am Leben zu erhalten. Es ist schwer, dafür die angemessenen Worte zu finden.

Danke auch für die Hilfe in anderer Form: Von der kleinsten Anteilnahme bis hin zu jeglicher Unterstützung. Wir alle haben in unseren Familien und bei unseren Freunden Halt, Gespräch und Umarmung gefunden. Das hat geholfen, nicht zu verzweifeln und weiterzuleben, auch für die Zukunft unserer Kinder. Wir sehen das als ermutigendes Beispiel für alle Menschen, die je so großem Leid ausgesetzt sind. Bestimmt war und ist das ganz im Sinne aller verunglückten Männer, die jeden einzelnen Tag in unserem Leben fehlen, in unserem Herzen und in unseren Kindern weiterleben.”

Von den Familien der Angehörigen wohnen noch sechs im Ort, so Stangl, der am Mittwoch von einem Besuch in der französischen Partnergemeinde Luzenac zurückkam. Die Entscheidung, keine Gedenkfeier am Jahrestag zu machen, sei gemeinschaftlich gefällt worden. Der Knappenverein werde für sich gedenken, gegen 19.30 Uhr bei der Barbarakapelle. Offiziell werde es “lediglich” einen Gottesdienst am Sonntagabend mit dem jetzigen und dem damaligen Pfarrer geben, sowie eine Angelobungsfeier des Bundesheeres mit Grundwehrdienern aus der Umgebung.

Diese vom Bürgermeister beantragte Veranstaltung soll laut Militärkommando Steiermark am 26. September um 19.00 Uhr stattfinden – wahrscheinlich am Gelände der Gedenkstätte, Gespräche dazu werde es noch geben. Dies stehe auch in dem Zusammenhang, da alle Verunglückten den Präsenzdienst abgeleistet hatten. Laut Bundesheer hatte es im Frühjahr 1998, knapp vor dem Unglück eine Angelobung in Lassing gegeben. “Es ist gut, dass es mit der Angelobung einen zeitlichen Abstand zum eigentlichen Jahrestag gibt”, meinte Stangl.

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