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Lanzinger: Trip zum Moto-GP als Motivation

Sechs Wochen nach seinem Horrorsturz in Kvitfjäll (NOR) und der folgenden Beinamputation hat sich Matthias Lanzinger am Dienstag in Bad Häring (Tirol) den Fragen der Journalisten gestellt.  

Dabei erlebte das Rehabilitationszentrum einen großen Medienrummel, sechs TV-Teams, unzählige Fotografen und Journalisten wollten Details über den Heilungsverlauf wissen. Lanzinger, begleitet vom ärztlichen Leiter Bad Härings, Hans Peter Jonas, nahm sich eine Stunde Zeit.

Ruhig und eloquent beantwortete der Salzburger die Journalistenfragen um seine Therapie und seine Augen begannen zu leuchten, als er vom vergangenem Wochenende berichtete. Da durfte er auf Einladung von KTM zusammen mit Freundin Eva, Heinz Kinigadner und dessen querschnittgelähmtem Sohn Hannes, der in Häring drei Wochen Lanzingers Zimmerkollege war, den Motorrad-Grand-Prix in Estoril besuchen.

“Das war eines meiner schönsten Erlebnisse”, erzählte der 27-Jährige, der selbst ein begeisterter Motorradfahrer war. “Einmal ein Rennen live und ganz aus der Nähe zu sehen, war unglaublich.” Freundin Eva war Gridgirl beim finnischen KTM-Piloten Mika Kallio, der die WM in der Viertelliter-Klasse anführt. “Da war ich richtig stolz”, sagte Lanzinger. Und auch, dass er mit Tennisstar Roger Federer Smalltalk führte und der Schweizer ihn zum Turnier nach Lissabon einlud. “Da musste ich leider absagen, denn die Therapie geht vor”, betonte Lanzinger.

Und so arbeitet der ÖSV-Speedfahrer seit Montag wieder in Bad Häring mit seinem Sportlehrer Roland Trauner. Das Estoril-Wochenende war jedoch Motivation für Lanzinger, die Schufterei der Rehabilitation auf sich zu nehmen. “Denn da sah ich, dass ich schnell wieder auf die Füße kommen muss, um selber wieder auf der Maschine zu sitzen”, erklärte Lanzinger, der in Estoril schon mit einem Scooter den Ring abfuhr. “Um Valentino (Rossi, Anm.) die richtige Linie zu zeigen”, scherzte er.

Keine Scherze gab es, wenn er von seiner täglichen Therapie berichtete. “Für die kurze Zeit der Therapie habe ich schon ein gutes Gangbild”, sagte er. “Die Spazierstöcke brauche ich für normales Gehen nur wegen des Gleichgewichtes.” Und Lanzinger präsentierte den Kameras, wie gut er sich schon bewegen kann. Wenn Unbeteiligte hinsehen, können sie nicht erkennen, dass Lanzingers linkes Bein eine Prothese ist, berichteten seine Therapeuten.

Lob gab es für den prominenten Patienten vom ärztlichen Leiter. “Er ist ein sehr disziplinierter Patient. Der große Vorteil bei ihm ist, dass er weiß, seinen Körper zu beherrschen”, erklärte Jonas. “Bei normalen Patienten braucht man oft Wochen, um richtige Bewegungen zu trainieren. Bei Matthias war das anders, er hat seinen Sportlehrer fast brotlos gemacht.”

Lanzinger arbeitet in Bad Häring inzwischen mit einer neuen Prothese. “Durch eine Feder läßt sie die Simulation des Sprunggelenks zu”, erklärte der Salzburger. “In der Gehschule muss ich die Feinmotorik und die Tiefensensorik derzeit trainieren. Da geht es um Automatisierung von täglichen Vorgängen wie Stiegensteigen.” Auch der Stumpf des Beines muss täglich gepflegt werden. “Noch kann ich die Prothese nicht den ganzen Tag tragen”, berichtete Lanzinger. In sechs bis acht Wochen soll er aus dem Rehabilitationszentrum mit der endgültigen Prothese entlassen werden.

Seinen Horrorsturz hat er selbst noch nicht gesehen. “Die Zeit wird weisen, ob ich es will oder kann”, erklärte der 27-Jährige. Auch ob er dem Spitzensport, eventuell in der ÖSV-Versehrtentruppe, erhalten bleibt, konnte Lanzinger am Dienstag noch nicht sagen. “Das wird die Zeit weisen. Jedenfalls werde ich weiterhin täglich trainieren. Denn das taugt mir.”

Nach einer Stunde war der Medienauftritt beendet und Lanzinger entschuldigte sich: “Ich muss leider zur Arbeit, das hat derzeit absolute Priorität.”

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