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Land Salzburg distanziert sich von Tobi-Reiser-Preis

Seit 2013 ist die Verleihung des Tobi-Reiser-Preises in Salzburg auf Eis gelegt. Historiker haben ein Naheverhältnis des Begründers des Salzburger Adventsingens zum Nationalsozialismus aufgezeigt. Nun liegt ein Gutachten zur Nazivergangenheit des 1974 verstorbenen Volksmusikers vor. Das Land distanziert sich von dem Preis, wie die "Salzburger Nachrichten" (SN) heute, Dienstag, berichteten.


Salzburgs Kulturlandesrat Heinrich Schellhorn (Grüne) erklärte, dass der Name Tobi Reiser nicht mehr mit Ehrungen des Landes in Verbindung gebracht werde. Der mit rund 4.000 Euro dotierte Preis für volkskulturelle Sonderleistungen wurde von dem jeweiligen Landeshauptmann beziehungsweise der Landeshauptfrau übergeben.

Eine Mitarbeiterin von Schellhorn betonte heute gegenüber der APA, dass der Preis kein Landespreis gewesen sei, sondern des Vereins der Freunde des Salzburger Adventsingens. Die Vergabe liege beim Verein. Dessen Obmann Günther Auer bestätigte, dass der Vorstand des Vereins am 23. Mai darüber diskutieren wird, was nun mit dem Preis, der 1992 ins Leben gerufen wurde, geschieht.

Nachdem Historiker die Abschaffung des Tobi-Reiser-Preises gefordert hatten und der Verein der Freunde des Salzburger Adventsingens die Verleihung des Preises vorerst gestoppt hatte, gab das Land Salzburg im Vorjahr ein Gutachten in Auftrag. Der Wiener Historiker und Universitätsprofessor für Zeitgeschichte Oliver Rathkolb nahm dafür auch Reisers Privatarchiv im Salzburg Museum unter die Lupe. Das Gutachten habe das bisherige Bild von Reiser bestätigt, hieß es am Dienstag aus dem Büro des Kulturlandesrates.

“Der Gutachter kommt zu dem Schluss, dass man im Kontext von Tobi Reiser immer seine Nähe zum Nationalsozialismus erwähnen muss. Er hat nach dem Zweiten Weltkrieg versucht, seine Rolle herunterzuspielen. Aber er war eindeutig NSDAP-Mitglied”, sagte Schellhorn zu den SN.

Im Jahr 2013 stieß die Südtiroler Volkskundlerin Elsbeth Wallnöfer im Bundesarchiv in Berlin auf einen Personalakt des “Reichnährstandes” zu “Tobias Franz Reiser”. Demnach soll sich das spätere Volksmusikidol 1931 beim “Motorsturm der NSDAP” angemeldet und 1934 beim “Juliputsch” der Nazis beteiligt haben. Detail am Rande: In der Stadt Salzburg ist eine Straße nach Tobi Reiser benannt.

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