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Lage an Märkten entspannt sich

Trotz neuer negativer Nachrichten hat sich die Lage an den internationalen Märkten am Donnerstag merklich entspannt. Gold, Rohöl und Euro entfernten sich noch weiter von ihren Rekordständen von Wochenbeginn.

Erneut schlechte Aussichten zur US-Konjunktur trübten die Stimmung ebenso wenig wie die schwere Schieflage eines weiteren amerikanischen Immobilienfinanzierers. Zudem kam heraus, dass die Schweizer Großbank Credit Suisse merklich schwerer von der US-Hypothekenkrise betroffen ist – bisherige optimistischere Prognosen gingen darauf zurück, dass Mitarbeiter die Bewertung von Anleihepapieren manipuliert hatten. Führende britische Banker wollten mehr staatliche Unterstützung einfordern.

Gold kostete am Donnerstag nur noch 913 Dollar (592 Euro) je Feinunze (31,1 Gramm) nach dem Höchstpreis von 1.032,50 Dollar vom Montag. Der US-Ölpreis sank zeitweise unter die Marke von 100 Dollar je Barrel (159 Liter), der Euro notierte mit knapp über 1,54 Dollar deutlich unter dem Rekordhoch von fast 1,60 Dollar. Die US-Börsen lagen im frühen Handel um etwa ein Prozent im Plus, während es beim deutschen DAX und dem Wiener ATX leichte Verluste gab.

Neue Erkenntnisse gab es zu den Belastungen der Hypotheken- und Finanzmarktkrise für die US-Konjunktur. Nach Einschätzung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) droht der US-Wirtschaft der Stillstand. Im ersten Quartal rechnet sie lediglich mit einem Wachstum von 0,1 Prozent im Quartalsvergleich. Im zweiten Quartal sei sogar mit einem Nullwachstum – also einer Stagnation – zu rechnen, erklärte die Organisation am Donnerstag in Paris in ihrem Zwischenbericht.

Das US-Konjunkturbarometer fiel im Februar zum fünften Mal in Folge. Der Index, der auf zehn wichtigen US-Wirtschaftsdaten beruht, sank um 0,3 Prozent, wie das Conference Board, ein Institut der Privatwirtschaft, mitteilte. Vor allem ein schwächerer Arbeitsmarkt und Bausektor sowie die Erwartungen der Verbraucher drückten das Barometer nach unten. Der Index gibt Aufschluss über die US-Wirtschaftsentwicklung über die nächsten drei bis sechs Monaten.

Mit dem US-Kreditfinanzierer Thornburg Mortgage ist ein weiteres Unternehmen der Branche von der Pleite bedroht. Das Unternehmen muss sich kurzfristig eine Kapitalspritze von fast einer Milliarde Dollar beschaffen, sonst droht wegen Bankschulden die Insolvenz. Das frische Geld soll bis nächste Woche über Wandelanleihen besorgt werden. Wegen der sinkenden Häuserpreise, Kreditausfällen und Zwangsversteigerungen kämpfen Hypothekenfinanzierer derzeit mit riesigen Abschreibungen.

Die Credit Suisse muss infolge der US-Hypothekenkrise 2,86 Mrd. Franken (1,83 Mrd. Euro) abschreiben, im ersten Quartal wird es einen Verlust statt des angekündigten Gewinns geben. Auch die Bilanz 2007 musste korrigiert werden. Wegen absichtlicher Fehlbewertungen bei mit Immobilienkrediten besicherten Anleihepapieren sei eine Reihe von Mitarbeitern entlassen oder beurlaubt worden, hieß es.

In Deutschland musste die schwer angeschlagene Mittelstandsbank IKB weitere Abschreibungen und einen höheren Verlust bekanntgeben. Die IKB muss weitere rund 590 Mio. Euro auf Wertpapiere abschreiben, der Verkauf eines risikoreichen milliardenschweren Wertpapierpakets wurde angesichts einer schlechten Marktlage auf Eis gelegt. Der Verlust in dem Ende März ablaufenden Geschäftsjahr soll nun bei 800 Mio. Euro statt der zuletzt erwarteten 550 Mio. liegen.

In London wollten sich laut einem BBC-Bericht indes führende Banker bei einem Treffen mit dem Gouverneur der Bank of England, Mervyn King, für mehr staatliche Unterstützung einsetzen. Dabei gehe es neben Möglichkeiten zur stärkeren Absicherung von Krediten auch um Maßnahmen gegen die Verbreitung geschäftsschädigender Gerüchte im Finanzsektor. Das Treffen wurde vereinbart, nachdem die staatliche britische Finanzaufsicht FSA am Mittwoch eine Untersuchung wegen der Verbreitung von falschen Angaben über angebliche Liquiditätsprobleme bei Großbritanniens größter Hypothekenbank HBOS eingeleitet hatte. HBOS-Aktien waren infolge der Gerüchte um bis zu 17 Prozent gefallen.

Nach dem Notverkauf von Bear Stearns hatten seit Wochenbeginn bessere Quartalszahlen bei den anderen US-Investment-Banken und eine weitere US-Leitzinssenkung die Stimmung bei den Börsianern wieder etwas aufgehellt. Die Europäische Zentralbank hat dem Geldmarkt am Donnerstag eine weitere Finanzspritze von zusätzlich 15 Mrd. Euro zukommen lassen, um einen Liquiditätsengpass über Ostern zu verhindern. Auch die britische Notenbank hat ihr Refinanzierungsoffert am Donnerstag um fünf Mrd. Pfund (6,42 Mrd. Euro) aufgestockt.

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