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La Pivellina

Wie "Babooska" ist auch "La Pivellina" im Zirkusmilieu angesiedelt und der erste Spielfilm von Tizza Covi und Rainer Frimmel hat durchaus etwas Dokumentarisches. Ab 13. November ist der Eröffnungsfilm der Viennale in den österreichischen Kinos zu sehen.
Erstmals haben die beiden Regisseure, die mit ihrem Dokumentarfilm “Babooska” Erfolge feierten, nun einen Spielfilm gedreht. Heute, Dienstag, feiert “La Pivellina” im Theatre Croisette in der Parallelschiene der 62. Filmfestspielen in Cannes seine Weltpremiere.

“Der dokumentarische Ausgangspunkt interessiert uns beim Filmen am meisten. Was einem die Wirklichkeit schenkt, kann man nicht nachstellen”, sagen die beiden Filmemacher. Mit Laiendarstellern erzählen sie die Geschichte eines kleinen Mädchens, das von seiner Mutter in der Peripherie Roms ausgesetzt wird. Die Kleine wird von einer Schaustellerin aufgenommen und findet im Mikrokosmos einer Wohnwagensiedlung für unbestimmte Zeit ein neues Hause.

Das Tempo des Films ist sehr langsam, lange Einstellungen und wenig Schnitte erinnern an den italienischen Neorealismus. Er zeigt auch ein Italien abseits des Urlaubskatalogs, die Grundfarbe des Wetters ist grau und die Wohnwagensiedlung ärmlich und von Schlamm umgeben. In den grauen Alltag fließen jedoch immer wieder magische Augenblicke der Zirkuswelt mit ein wie etwa ein Magier, der mit roten Bällen jongliert. Tizza Covi und Rainer Frimmel lassen sich Zeit, die wachsende Beziehung zwischen Patrizia und dem kleinen Mädchen zu erzählen. Patrizias Mann ist dagegen, das Mädchen einfach zu behalten, aber immer mehr wachsen alle zusammen. Das Verlassensein schweißt auch das kleine Mädchen und Tairo, einen etwa achtjährigen Buben, zusammen. Er hat ebenso im Mikrokosmos der Wohnsiedlung eine Ersatzfamilie gefunden.

Mit 150.000 Euro Produktionskosten ist “La Pivellina” vergleichsweise günstig, Tizza Covi, die das Drehbuch schrieb und den Schnitt machte, mag daran die größeren Freiheiten. Rainer Frimmel war hinter der Kamera, ein so kleines Team machte es für die Laiendarsteller auch einfacher. Die Dialoge standen nicht von Beginn an fest, die Filmemacher gingen mit einem Grundkonzept an die Dreharbeiten. Wer “Babooska” kennt wird teils die Charaktere wieder erkennen. Bei “La Pivellina” haben die Filmemacher einen ganz schmalen Weg Richtung Fiktion überquert.

“La Pivellina” ist eine Geschichte von Courage, von Diskriminierung, von Verlust und Zusammenhalt und ermöglicht einen ungewöhnlichen Blick auf Ausgeschlossene im heutigen Italien. Der Film ist bereits beim österreichischen Filmverleih Stadtkino, genauer Starttermin in Österreich ist noch ungewiss.

Der Trailer:

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