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KZ-Gedenkprojekt Gusen als "Weg der Erinnerung"

KZ-Gedenkprojekt in Gusen präsentiert.
KZ-Gedenkprojekt in Gusen präsentiert. ©APA/TEAM FOTOKERSCHI / WERNER KERSCHBAUMMAYR
In Langenstein ist am Montag das Gewinnerprojekt des Wettbewerbs zur Erweiterung und Neugestaltung der KZ-Gedenkstätte Gusen vorgestellt worden. Baubeginn ist 2027, geplant ist die Fertigstellung als ein "Weg der Erinnerung" bis 2031. Allerdings sei die Arbeit an dem Ort der Erinnerung nie ganz abgeschlossen, erklärte Barbara Glück, Direktorin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, in einem Pressetermin.

Vor allem die Zusammenarbeit beim Planungsprozess zwischen den Beteiligten wie Opfern und Opferverbänden, Gebietskörperschaften, der Bevölkerung und Anrainern vor Ort wurde hervorgehoben. Auf dieser Basis wurde der Masterplan erarbeitet, der als strikte Basis für den zweistufigen Wettbewerb mit internationaler Jury diente. Der Prozess der Beteiligung solle weitergeführt werden, schon am Montagabend wird die örtliche Bevölkerung bei einer Veranstaltung über das Siegerprojekt ausführlich informiert. "Mit dem vorliegenden Entwurf ist es uns gelungen, einen Konsens zwischen den Menschen zu finden, die sich auf unterschiedlichste Weisen mit dem ehemaligen Konzentrationslager Gusen auseinandersetzten", sagte Glück.

Auf vorgegebenen Weg folgt ein Freiraum

Verantwortlich für die Neugestaltung zeichnet ein Beitrag des Wiener Architekturbüros querkraft architekten in Zusammenarbeit mit Kieran Fraser Landscape Design und dem Künstler Peter Sandbichler. Das Projekt lässt einen "Weg der Erinnerung" entstehen, von der Ankunftshalle bis hin zum ehemaligen "Schotterbrecher", wo die Besucher in den "Freiraum entlassen werden", wie die Planer erklärten. Zentrale Elemente sind die Ankunftsgebäude bei den ehemaligen SS-Baracken, der "Raum der Stille" als filigrane Skulptur, die Landschaftsinterventionen und das künstlerische Konzept, das inhaltlich Bezug auf die Spuren der ehemaligen Schleppbahn andeutet. Hier wird der Künstler Sandbichler mit behutsamen Markierungen den ehemaligen Gleisverlauf andeuten. Man wollte eine Balance zwischen präzisen Eingriffen, aber auch Freiräumen lassen. Manches werde sichtbar werden, anderes wirke im Verborgenen, hieß es.

Nachhaltige Zukunftsarbeit

"Gedenkarbeit ist oft eine schwere Aufgabe, insbesondere eine große Verantwortung gegenüber den Opfern", sagte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP), der für den Betrieb der Gedenkstätten verantwortlich ist. "Gedenkarbeit ist aber auch nachhaltige Zukunftsarbeit, vor allem zur Immunisierung vor rassistischer Propaganda und diktatorischen Feinden der Demokratie. Die Gedenkstätte Gusen wurde und wird in Zukunft in einem einzigartigen Beteiligungsprozess weiterentwickelt", so Karner weiter. "Der nun vorliegende Entwurf respektiert die historischen Spuren und schafft einen Zugang, der dieses Kapitel unserer Geschichte mit der gebotenen Würde vor den Opfern in die Gegenwart trägt", meinte Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP).

Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) betonte die Bedeutung des Lernens aus der Geschichte und wies auf relativ viele Orte im Bundesland mit einer ähnlichen Geschichte in der NS-Zeit hin. "Dieser Gedenkort ist Ausdruck dessen, dass wir als Land unsere Verantwortung annehmen und aus der Geschichte lernen. Er soll ein Platz der Erinnerung und der Mahnung sein - und ein sichtbares Bekenntnis zu Freiheit, Demokratie und Menschenwürde."

Bisher nur ein kleines Memorial

In dem zu den Lagern des nahe gelegenen KZ Mauthausen gehörenden ehemaligen Konzentrationslager Gusen sind bis 1945 rund 71.000 Menschen interniert gewesen, die Hälfte davon dürfte dabei ums Leben gekommen sein. Unter unmenschlichen Bedingungen mussten Insassen auch eine Stollenanlage für die Rüstungsindustrie anlegen, die ebenfalls einen hohen Blutzoll gefordert hat. Bisher erinnerte nur ein kleines, 1965 fertiggestelltes Memorial an die Ereignisse; auf dem Gelände wurden nach 1945 Wohnhäuser und Gewerbegebäude errichtet. 2021 hat die österreichische Republik einige Teile erworben und damit das aktuelle Projekt in die Wege leiten können. Der Präsident des internationalen Mauthausen-Komitees, Guy Dockendorf, lobte die gute Zusammenarbeit ebenso und merkte an: "Es geht für die Opfer und deren Vertretungen nicht um Rache oder Vergeltung, es geht um eine gemeinsame Zukunft".

(APA)

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