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Kurze Pause für Mühleberg

AKW Mühleberg wird heute vorzeitig vom Netz genommen – allerdings nur vorübergehend. Vorarlberg bereitet weiter Klage vor.
AKW Mühleberg

Das schweizerische Atomkraftwerk Mühleberg wird vom Betreiber wegen Sicherheitsbedenken überraschend vom Netz genommen, allerdings nur wenige Wochen lang. Das umstrittene AKW wird schon heute abgeschaltet, fünf Wochen vor der geplanten Sommerpause. Im September will der Berner Stromkonzern BKW das Werk wieder in Betrieb nehmen. Bis dahin wird in die Sicherheit investiert: Die Kühlwasserversorgung soll auch bei einem Hochwasser gewährleistet sein, wie es nur alle 10.000 Jahre vorkommt.

Genau dies hatte die schweizerische Atom-Aufsichtsbehörde ENSI nach der Reaktorkatastrophe in Japan gefordert. Derzeit werden die AKW im Nachbarland deshalb auf ihre Sicherheit überprüft. Bis zum 30. Juni müssen die AKW-Betreiber neue Nachweise für den Hochwasserschutz einreichen. Die Konzernspitze ist diesem Bescheid durch die verordnete frühzeitige Pause zuvorgekommen.

Millionen werden investiert

Die baulichen Maßnahmen der nächsten Wochen kosten die BKW laut eigenen Angaben etwa zehn Millionen Franken. Durch die längere Sommerpause ergäben sich zudem wirtschaftliche Einbußen von rund 20 Millionen Franken, sagte Direktionspräsident Kurt Rohrbach am Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz. Die BKW halte am Betrieb von Mühleberg fest, „bis das Ende seiner Betriebsdauer ab 2020 absehbar wird“. Mit den jetzt eingeleiteten Maßnahmen macht die BKW einen ersten Schritt, um die nach Fukushima erhöhten Anforderungen des Bundes zu erfüllen.

Die Auflagen werden aber weiter verschärft. Bis Ende August müssen alle AKW-Betreiber zeigen, wie sie vom ENSI festgestellte Schwachstellen bei der Lagerung und Kühlung der Brennelemente beheben wollen. Bis Ende März 2012 müssen sie nachweisen, dass ihr AKW erdbebensicher ist und einer Kombination von Erdbeben und Hochwasser standhalten könnte. Das Atomkraftwerk Mühleberg nahm 1971 den Betrieb auf. Es ist das zweitälteste Schweizer AKW und gehört zu den ältesten noch in Betrieb befindlichen europäischen Atomkraftwerken. 1990 wurden Risse im Kernmantel des Siedewasserreaktors bekannt.

Atomkraftgegner weisen seit Langem auf Sicherheitsmängel hin. Anfang Juni wurde ein vom ENSI in Auftrag gegebenes Gutachten publik, das erst unter Verschluss gehalten wurde. Demnach könne die Stabilität der umstrittenen Zugankerkonstruktion „im Betrieb und bei Störfällen nicht uneingeschränkt vorausgesetzt werden“.

Vorarlberg will klagen

Die von allen vier Landtagsparteien gemeinsam mit Anti-Atom-Aktivistin Hildegard Breiner angekündigte Klage gegen das AKW Mühleberg ist derweil immer noch in Vorbereitung. Laut Landesrat Erich Schwärzler wurden Angebote verschiedener Kanzleien eingeholt. Noch vor der Sommerpause wolle man sich für ein Angebot entscheiden.

Bis die Klage tatsächlich eingebracht wird, könnte es noch einige Zeit dauern. Auf ein Datum will sich Schwärzler nicht festlegen, spricht aber von einigen Monaten. Konkret sind zwei Klagen geplant: einen Antrag auf Entzug der Betriebsgenehmigung bei den Schweizer Behörden und eine Unterlassungsklage in Österreich.

Schweiz will Atomausstieg

Die Schweiz hat sich nach der Katastrophe von Fukushima dafür entschieden, langfristig aus der Atomenergie auszusteigen. Neue Kernkraftwerke sollen demnach nicht wie geplant gebaut werden – in Mühleberg etwa hätte ein neuer Reaktor entstehen können.

Die fünf Schweizer Atomkraftwerke an vier Standorten sollen am Ende ihrer Betriebsdauer nicht ersetzt werden. Die Regierung geht dabei von einer Laufzeit von 50 Jahren aus. Das erste Atomkraftwerk würde demnach 2019 vom Netz gehen, das letzte 2034.

VN

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