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Kurz lobt Singapur: Können hier einiges lernen und mitnehmen

Kurz gab einer Orchidee seinen Namen
Kurz gab einer Orchidee seinen Namen ©APA (BUNDESKANZLERAMT/Tatic)
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat zum Auftakt seines Besuchs in Singapur den südostasiatischen Stadtstaat gelobt. Singapur sei ein "kleiner, sicherer, sauberer Staat mit einer beeindruckenden Entwicklung", sagte Kurz vor österreichischen Journalisten am Mittwochabend. "Wir glauben, von Singapur und Hongkong einiges lernen und mitnehmen zu können".

Hongkong ist nach Singapur dann die zweite Station der Reise des Kanzlers und von Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck, Bildungsminister Heinz Faßmann (beide ÖVP) und Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ). Begleitet werden sie von Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer und einer Wirtschafts- und Wissenschaftsdelegation.

Singapur sei vor rund 40 Jahren noch ein Entwicklungsland gewesen – nun sei es eine offene Volkswirtschaft, wo die politische Führung rechtzeitig richtig investiert habe und die Stärke des Landes genutzt habe, erläuterte Kurz: Es gehe um “gut ausgebildete Menschen”, nicht um Bodenschätze. Singapur habe derzeit den Vorsitz der Gemeinschaft südostasiatischer Staaten (ASEAN) inne, am 18. und 19. Oktober finde in Brüssel ein Gipfel mit der EU statt, wo es um Themen von Freihandel bis zum Klimaschutz gehen werde. Bei seinen Gesprächen mit Singapurs Premier Lee Hsien Loong am morgigen Donnerstag will der amtierende EU-Ratsvorsitzende Kurz den Gipfel vorbesprechen und den Fokus auf den Kampf gegen den Klimawandel legen. Österreich als Vorreiter bei erneuerbaren Energien stoße in Singapur auf großes Interesse, so Kurz.

Boomraum Südostasien

Wirtschaftskammerpräsident Mahrer verwies darauf, dass die großen Boomräume der Welt in Südostasien lägen. “Wir leben nicht mehr auf einer Insel, wie in den 70-er Jahren”, sagte er. Bei Themen wie Innovation, Risikokapital und Unternehmergeist liege Österreich in den internationalen Wirtschaftsrankings regelmäßig nicht besonders weit vorne. Dabei sei Innovation die Basis für Wohlstand. Die Dynamik Asiens bringe alle anderen Regionen unter Druck: China habe bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung die EU überholt. In Österreich gebe es einige Schwächen, darunter den Mangel an gut ausgebildeten Fachleuten: “Fachkräftemangel wird zum Innovationshemmnis”, sagte Mahrer.

Wirtschaftsministerin Schramböck hob die Bedeutung von Digitalisierung und Innovation für den Fortschritt hervor. “Wichtig ist, dass wir alle mitnehmen”. Sie sieht im Besuch von Singapur und Hongkong eine “Lernreise”, wo man lernen und auch umsetzen könne nach dem Motto “copy with pride”. Sie wolle die österreichischen Innovation-Hubs mit jenen in Singapur vernetzen und habe zwei Schwerpunkte gesetzt, nämlich Blockchains und Künstliche Intelligenz. Die Entwicklung von Robotik und IKT werde dabei helfen, Europa zu reindustrialisieren. Der bevorstehende Abschluss eines Freihandelsvertrags zwischen der EU und Singapur werde den gegenseitigen Austausch weiter voranbringen, erwartet sie.

Witschaftliche Verbindungen

Verkehrsminister Hofer lobte die “Balance zwischen staatlicher Ordnung und der Freiheit für das Individuum und die Wirtschaft” in Singapur. Auf dieser Basis habe sich Singapur sehr erfolgreich entwickelt. Hofer hob die wirtschaftlichen Verbindungen mit Österreich hervor: Die Firma Frequentis habe den Flughafen in Singapur mit einem Voice Information System ausgestattet. Der Magna-Konzern werde möglicherweise im Bereich Autonomes Fahren einen Auftrag in Singapur bekommen. Der Besuch könne dazu beitragen, weitere Aufträge für österreichische Unternehmen zu erhalten. “Länder wie Singapur sind für uns ein Vorbild”, von denen man lernen könne wie man Österreich modernisiere, sieht Hofer in dem südostasiatischen Stadtstaat eine “gute Symbiose zwischen Tradition und Moderne”. Voraussetzung für die Modernisierung Österreichs sei das bestehende gute Klima in der Bundesregierung.

Bildungsminister Faßmann zeigte als einziger neben Faszination auch eine gewisse Skepsis, weil er meinte, man könne Dinge nicht eins zu eins aus anderen Kulturen und Ländern nach Österreich übertragen. Er sei nach Singapur gekommen, weil er neugierig sei, wieso das Land etwa im Pisa-Ranking der OECD für die Bildungsstandards und bei Universitäts-Rankings so gut abschneide: Ob es Drill sei, andere pädagogische Konzepte, oder anderer Einsatz der Mittel. Seiner Meinung nach werde in vielen asiatischen Staaten der Bildung ein sehr hoher Stellenwert gegeben, und die Eltern investierten sehr viel in die Bildung ihrer Kinder und hätten großen Ehrgeiz. Die Frage sei, wie man diesen Ehrgeiz transportieren könne, der in der österreichischen Gesellschaft nicht bei allen Eltern vorhanden sei: “Da habe ich noch keine Antwort”.

(APA)

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