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Kunsthalle Wien mit "L'Exposition Imaginaire"

Ausstellung ohne Kunstwerke
Ausstellung ohne Kunstwerke
Ist eine Ausstellung ohne Kunstwerke wirklich eine Ausstellung? Nur eine von vielen Fragen, die man in den kommenden Wochen in der Kunsthalle Wien diskutieren wird. Im Rahmen von "L'Exposition Imaginaire" sollen Talks und Diskussionen die haptische Erfahrung zwar nicht ersetzen, aber Möglichkeiten von digitaler Darstellung und Reproduzierbarkeit ausloten. Versprochen wird "ein Experiment".


Eine große Leinwand beherrscht die Halle im Erdgeschoß, und passend zum Thema war bei der Pressekonferenz am Montagvormittag Direktor Nicolaus Schafhausen auf ebenjener nur mittels Video zu sehen. Der “pragmatische Grund meiner nicht-physischen Anwesenheit” – er befand sich im Flugzeug von Berlin nach Wien – war natürlich bestens geeignet, um in das zugegebenermaßen recht verkopfte Konzept dieser “Ausstellung” einzuführen. “Wir wollen den Besuchern stets nah verbunden sein, wissen aber auch um die Realität”, sprach Schafhausen den digitalen Wandel an. “Jede Ausstellung braucht ausreichend Fremdheit, um interessant zu bleiben.”

Letzteres wird “L’Exposition Imaginaire” wohl einlösen können: Von Mittwoch bis Ende Juni steht eben nicht das Entlangschlendern an Bildern, Skulpturen oder Installationen im Fokus, sondern das Eintauchen in den zeitgenössischen Kunstdiskurs. Rund 30 Vorträge, Talks und Diskussionen (einige davon auch via Skype) bringen Ansichten von Künstlern, Kuratoren und Museumsverantwortlichen zusammen. “Wir sind dem Experiment und der Auslotung verpflichtet, was einmal in Museen archiviert und verwaltet werden wird”, unterstrich Schafhausen.

Gedanklicher Vorreiter und Namensgeber für das Konzept ist Andre Malrauxs 1947 initiiertes “Le Musee imaginaire”, für das der französische Autor unterschiedlichste Skulpturen aus verschiedenen Epochen in einer Publikation versammelte. “Er schuf somit einen Dialog, den es in der Realität niemals geben sollte”, sagte Vanessa Joan Müller, die gemeinsam mit Schafhausen sowie Anne Faucheret, Lucas Gehrmann, Luca Lo Pinto und Jan Tappe das Kunsthallen-Projekt verantwortet. Bedeutet die durch die Digitalisierung möglich gewordene Allgegenwärtigkeit von Kunst nun eine Demokratisierung? Wie unterscheidet sich die Erfahrung vom Kunstgenuss in Museen oder Galerien von jenem am Tablet und Smartphone? Immerhin könne man beispielsweise durch das “Google Art Project” an berühmte Werke teilweise so nahe heran, wie es in der Realität gar nicht denkbar wäre, so Müller. “Die Rezeption von Kunst verändert sich.”

Ob man nun dem “Anfang vom Ende der Ausstellung” oder doch dem Beginn eines neuen Formats beiwohne, wolle man erörtern. Filmmuseums-Direktor Alexander Horwath, die Kunsthistorikerin Dorothea von Hantelmann, Art-Cologne-Direktor Daniel Hug oder Forrest Nash, Gründer der Website Contemporary Art Daily, sind nur einige der geladenen Gäste. Und wird gerade nicht diskutiert, so ist ein rund dreistündiger Film zu sehen, für den man “frei flottierendes Material” gesammelt hat. “Eine assoziative Collage des Kunstwerks im Zeitalter der digitalen Reproduzierbarkeit”, erklärte Müller. Die Vorträge selbst werden auch mittels Livestream online übertragen.

(S E R V I C E – “L’Exposition Imaginaire” von 27. April bis 26. Juni in der Kunsthalle Wien, Museumsplatz 1, 1070 Wien. Detaillierte Information zu den Talks und Diskussionen, Download des Booklets sowie Livestreams unter www.kunsthallewien.at)

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